Die Coronavirus-Pandemie ist dabei, unser Leben umzukrempeln. Wir sind gezwungen, zu Hause zu bleiben und unsere sozialen Kontakte einzugrenzen. Zur gleichen Zeit werden wir auf allen möglichen Kanälen mit besorgniserregenden Nachrichten überflutet, die sich negativ auf unsere psychische Gesundheit auswirken.
Mit dem Bewusstsein, dass die Kunst sich positiv auf das menschliche Wohlbefinden auswirkt, startete ein bulgarischer Maler im Internet die Initiative „Zeichnen gegen das Virus“. Jeden Abend versammelt Pawel Mitkow auf seiner Facebook-Seite hunderte Enthusiasten, die ihre am Tage angestauten Emotionen auf dem weißen Blatt Papier loswerden können.
„Die psychische Gesundheit ist genauso wichtig wie der Schutz vor dem Virus“, ist der Künstler überzeugt, der die angestaute negative Stimmung und die besondere Atmosphäre in Sofia gespürt und sich entschlossen hat, etwas dagegen zu unternehmen.
„Deshalb zeige ich jeden Abend um 20.30 Uhr bulgarische Zeit meine Zeichentechniken. Zum Glück ist im digitalen Zeitalter möglich, Tausende Menschen zu erreichen, auch wenn wir an einem Ort eingesperrt sind.“
Momentan befindet sich Pawel Mitkow in einer zweiwöchigen Quarantäne, da er Mitte März aus der Tschechoslowakei zurückgekehrt ist. Das Interesse an der Aktion freut den Maler, der mittlerweile 20.000 Follower hat, Tendenz steigend.
„Ich freue mich, dass die Menschen bereit sind, die Fülle an stressigen Informationen beiseite zu lassen und sich auf etwas Positives zu konzentrieren, dass dabei voll und ganz den sanitären Anforderungen entspricht, dass sie mit Freunde für sich und ihre Nächsten Bilder zeichnen.“
Am Online-Unterricht im Zeichnen nehmen viele Jugendliche und Heranwachsende teil. Pawel Mitkow erklärt sich diese Tatsache mit der Schwierigkeit ihrer Familienangehörigen, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und mit dem Einfluss der Medien, die Druck auf sie erzeugen. So wird die Berührung mit der Kunst zu einer Möglichkeit, Stress abzubauen.
„Sonnenblumen“, „Das Schiff der Träume“, „Das Frühlingshaus“ sind einige der Themen, die bisher bearbeitet wurden. Der Künstler folgt keinem Schema, sondern lässt sich im Laufe des Tages für die künftigen Aufgaben inspirieren.
Die Arbeit hat Pawel Mitkow oft ins Ausland geführt. Er behauptet, dass die Einstellung der Menschen zur darstellenden Kunst bei uns und in Westeuropa keine besonderen Unterschiede aufweist.
„Die Bulgaren hatten schon immer eine Affinität zur Kunst und deshalb teile ich nicht die Meinung, dass sie im Ausland mehr geschätzt wird. Im Gegenteil. Die Bulgaren haben einfach eine geringere Kaufkraft als beispielsweise die Deutschen, die Engländer oder die Österreicher. Der Durchschnittsbulgare kann sich nicht immer das leisten, was ihm gefällt. Das ist die bittere Wahrheit.“
In Krisenzeiten wie diesen werden Künstler in aller Welt aktiv und bringen verschiedene Initiativen ins Rollen, sie haben keine Angst, davon ist Pawel Mitkow überzeugt. Auch wenn er jetzt in den eigenen vier Wänden eingesperrt ist, fühlt er sich wohl, weil der Künstler die Einsamkeit braucht.
Der Maler appelliert an seine Künstlerkollegen aus den verschiedenen Kunstbereichen seinem Beispiel zu folgen und während der Selbstisolation so viele Menschen wie möglich mit etwas Sinnvollem und Vernünftigem zu engagieren, denn auf diese Weise werden wir unseren gesunden Verstand bewahren können, ist Pawel Mitkow überzeugt.
Übersetzung: Georgetta JanewaFotos: Privatarchiv
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