Aus Angst vor einer Ansteckung suchen einige Menschen die Abgeschiedenheit, andere wiederum einen Weg zu Gott. Die Kirchen sind gut besucht, etliche Gläubige pilgern in eines der Klöster des Landes... Das Rila-Kloster ist in diesen Monaten der Bedrängnis und Not ein Zufluchtsort für viele Gläubige.
„In unser Kloster kommen Christen und Gläubige als Pilger“, erzählt uns der Abt des Rila-Klosters, Vater Evlogij, Bischof von Adrianopel. „Das ist nicht nur für das Kloster gut, sondern auch für die Menschen, die sich nach Trost, Unterstützung und Hoffnung sehnen und einen Weg zu Gott suchen. Es werden natürlich alle epidemiologischen Maßnahmen eingehalten, wie sie für das ganze Land gelten. Wir tun alles, was notwendig ist – ständig wird die Kirche desinfiziert und vor dem Eingang liegt ein spezieller Fußabtreter, der mit einem Desinfektionsmittel getränkt ist. Auch die Ikonen werden regelmäßig desinfiziert, wie auch das Kirchengestühl und alles, womit die Gläubigen in Berührung kommen können.“
Laut den kirchlichen Überlieferungen wurde das Rila-Kloster vom heiligen Iwan Rilski gegründet, der sich im 10. Jahrhundert von der Eitelkeit der Welt in die Einöde des Rila-Gebirges zurückzog, um sich in aller Abgeschiedenheit dem Gebet hinzugeben. Seinem Beispiel folgten etliche Gläubige, die sich dem Mönchsdasein verschrieben und der Weisheit ihres Lehrers folgten. So entstand das Kloster im Rila-Gebirge.
In den Jahrhunderten verwandelte sich das Rila-Kloster in einen Hort des Glaubens, des Geistes und der Kultur. Mit der Einnahme Bulgariens durch die Osmanen Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Rila-Kloster, wie auch alle Christen, harter Prüfungen unterzogen. Es wurde ausgeraubt und in Brand gesetzt, schaffte es aber immer wieder, aus der Asche neu zu entstehen und das dank des nicht erlöschenden Glaubens der bulgarischen Bevölkerung. Bereits im 15. Jahrhundert erlangte es wieder seine Position als eine Festung des Glaubens.
„Das Rila-Kloster, so wie es sich heute dem Besucher bietet, ist in der Zeit des osmanischen Fremdherrschaft errichtet worden; eine Ausnahme bildet der Hreljo-Turm, der noch aus den Jahren 1334/35 stammt“, erzählt weiter der Abt des Rila-Klosters in einem Interview für das BNR-Inlandsprogramm Blagoewgrad. „Unsere Vorfahren haben das Kloster in bei weitem schwierigeren Zeiten unterstützt und es trotz aller Entbehrungen immer wieder neu aufgebaut.“
Jeder, der im Kloster übernachten will, ist Willkommen, versicherte uns Bischof Evlogij. In der kalten Jahreszeit sind jedoch der Hreljo-Turm und die einstige Klosterküche für Besucher geschlossen. Dafür können das Klostermuseum, die einzelnen Flügel des ausgedehnten Gebäudekomplexes und natürlich die Hauptkirche des Klosters besucht werden, in der die Gläubigen ihre Gebete an Gott richten können.
„Nur mit dem Gebet kann man Gott um Beistand bitten und Ruhe, Glaube, Hoffnung und Unterstützung finden“, meint der Abt. „Ohne Gebet erreicht man nichts! In den Jahren harter Prüfungen, als einst die Pest, die Cholera und andere Epidemien wüteten, haben die Gläubigen in den gemeinsamen Gottesdiensten Beistand gefunden. Der Gottesdienst findet für alle Christen statt. Wenn jedoch jemand nicht in der Lage sein sollte, in die Kirche oder in ein Kloster zu gehen, kann auch zu Hause beten. Das Gebet zu Hause ist für jeden Christen, für jeden Menschen, ebenfalls von großer Bedeutung.“
Der Bischof von Adrianopol Evlogij ist davon überzeugt, dass die Corona-Epidemie eine Prüfung für jeden Menschen ist. Aus diesem Grund sollte jeder den Weg zu Gott suchen.
„Möge sich jeder Mensch seinem eigenen Gewissen zuwenden und Gott um Vergebung seiner Sünden bitten, die er willentlichen und unwillentlichen begangen hat. Beten wir, damit dieses Übel bald vorüber ist.“
Redaktion: Diana Zankowa (BNR Blagoewgrad)
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
Fotos: rilskimanastir.org und Archiv
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