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Poesie in der Metro – zum sechsten Mal in Sofia

Foto: Facebook / @polski.institut.sofia

Gibt es einen Platz für Poesie in unserem täglichen Leben, das von Ängsten und Einschränkungen geprägt ist? Die sechste Ausgabe der Initiative „Poesie in der Metro“ gibt eindeutig Antwort auf diese Frage.

Vom 8. November bis 20. Dezember wird das Polnische Kulturinstitut in Sofia und die Literaturzeitung in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Sofia uns gereimte Worte näher bringen, ohne, dass wir das erwarten und uns darauf eingestimmt haben. Gedichte von 14 europäischen Autoren im Original und ins Bulgarische übersetzt werden in U-Bahn-Waggons und Stationen in Sofia für Emotionen sorgen und den Fahrgästen die Schönheit der Worte verdeutlichen.

Die Initiative wurde zum ersten Mal in Polen realisiert und fand großen Anklang. 2015 hatte der damalige Direktor des Polnischen Kulturinstituts in Sofia, Jaroslaw Godun, die Idee, „Poesie in der Metro“ gemeinsam mit EUNIC Cluster Bulgaria, dem Netz von europäischen Kulturzentren, auch in Bulgarien zu verwirklichen.

„Jedes Jahr bestimmen die Kulturzentren selbst, welche Autoren präsentiert werden“, erklärt Pamela Kaczmarek, eine Mitarbeiterin des Kulturinstituts, in einem Interview für Radio Bulgarien. „Für uns ist das wichtig, dass es zeitgenössische Autoren aus dem 20. und 21. Jahrhundert sind. Damit wollen wir ihnen zeigen, wie wichtig sie für die Gesellschaft sind. Ich hoffe aufrichtig, dass unser Projekt nicht nur die U-Bahnfahrt angenehmer machen, sondern auch die Stimmung der Fahrgäste anheben wird“, sagte Pamela Kaczmarek.

"In den vergangenen Jahren wurden viele bedeutende bulgarische und internationale Autoren mit einem sehr breiten Themenspektrum vorgestellt. Auf diese Weise wurden neue Leserinnen und Leser gewonnen, ein neues Publikum, und das ist der größte Verdienst des Projekts“, erklärte für Radio Bulgarien Prof. Amelia Litchewa, die Chefredakteurin der Literaturzeitschrift.

Ein konkretes Thema wurde nicht vorgegeben und trotzdem ist in diesem Jahr zu bemerken, dass bei den ausgewählten Werken die Betonung auf das Alltägliche und die Gegenwart überhaupt liegt, vermerkt Prof. Litschewa weiter. „Es ist ein breites Themenspektrum, bei dem jeder Leser etwas für sich finden kann, solange er den Kopf hebt und nach vorne schaut“, sagt Prof. Litschewa. Sie und ihr Team haben die Aufgabe, jedes Jahr einen Autor aus Bulgarien auszuwählen. Einstimmig fiel die Wahl 2021 auf den „Meister des kurzen Verses, der Geschichten erzählt und Wahrheiten aufdeckt“ - Petar Tschuchow.

"Petar Tschuchow ist ein sehr interessanter und sehr guter zeitgenössischer Dichter, der sich besonders kurzfassen kann. Das ist für unsere Auswahl wichtig, denn die Verse müssen kurz und schlagkräftig sein, damit sie von den Menschen leichter und schneller wahrgenommen werden können.“

Interessant ist, dass Ungarn sich an der Initiative mit einem Haiku von Akosh Fodor beteiligt, das von Petar Tschuchow übersetzt wurde.

Die polnischen Initiatoren des Projekts zollen einem der bedeutendsten Künstler ihres Landes im letzten Jahrhundert, Tadeusz Ruzewicz, Tribut.

Das Neue an dem Projekt in diesem Jahr ist, dass neben der statisch dargebotenen Poesie in Originalsprache, in Bulgarisch und in 13 weiteren europäischen Sprachen eine Animation vorbereitet wurde, die auf den Bildschirmen der U-Bahnstationen in Sofia gezeigt werden wird. Es ist das Werk der Grafikerin Anna Simeonowa.

Prof. Amelia Litchewa ist sich sicher, dass wenn die Fahrgäste auch nur ein einziges Gedicht lesen, während sie auf den nächsten Zug warten, sie anfangen werden, mehr zu lesen, einschließlich Gedichte. „Denn in der heutigen krisengeprägten Zeit ist die Poesie eine Möglichkeit, Antworten für sich selbst zu finden", betont sie.

Medienpartner der Initiative sind der Bulgarische nationale Rundfunk und das Bulgarische nationale Fernsehen.

Übersetzung: Georgetta Janewa

Fotos: @polski.institut.sofia


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