Die virtuelle Plattform „Bulgarisches Visualarchiv“ stellt sich zum Ziel, Orte, Ereignisse und Persönlichkeiten in Bulgarien im 20. Jahrhundert auf eine unvoreingenommene, rein dokumentarische Weise zu zeigen. Leiter der Plattform ist der Fotograf Tichomir Stojanow, der seit Jahren mit alten Familienarchiven arbeitet. Sie liefern Einblicke in die Vielfalt unserer Vergangenheit, die wir in der Gegenwart oft vergessen.
Ein Jahr nach Projektstart haben Tichomir Stojanow und seine Kollegen die erste Ausstellung organisiert, die uns das bisher unbekannte Archiv des großen, aber wenig bekannten bulgarischen Fotografen Panajot Barnew präsentiert. „Wir hatten das Glück, dass uns seine Tochter Milena Nikolowa etwa 6.000 seiner fotografischen Filme in verschiedenen Formaten zur Verfügung gestellt hat“, sagte Tichomir Stojanow in einem Interview für „Radio Bulgarien“. Die Fotos erfassen den Zeitraum von 1950 bis 1990 und zeigen die Lebensweise der Einwohner Sofias, die Architektur der Stadt, die Berge in Bulgarien und Porträts berühmter bulgarischer Künstler.
„Panajot Barnew ist ein Fotograf, der viele Jahre im Filmstudio von Bojana gearbeitet hat. Er hat auch das Farblabor von „Bulgarische Fotografie“ geleitet und war Redaktionsmitglied der Zeitschrift „Bulgarisches Foto“. Panajot Barnew ist Autor mehrerer Bücher. Eines der bekanntesten ist das Buch „Portraitfotografie“. In der Ausstellung zeigen wir interessante Fotos von den Dreharbeiten für berühmte bulgarische Spielfilme und Serien. Außerdem gibt es eine sehr interessante Auswahl an Fotos von den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm „Die neuen Künstler“. Das ist ein Verband, der 1931 gegründet wurde und nur 13 Jahre existiert hat (aufgrund der Änderung des politischen Regimes in unserem Land). Er hat aber eine bedeutende Rolle in der bulgarischen Kunst gespielt, da er den Status quo verändern wollte. Viele der Fotografien von Panajot Barnew sind mit seinem Hobby verbunden, dem Bergwandern. Wir haben ungefähr 40 Fotos der Berge in Bulgarien – des Rila- und Piringebirges, der Rhodopen und von Witoscha“ ausgewählt, die in der Ausstellung zu sehen sind“, sagte Tichomir Stojanow.
Panajot Barnew wurde in der Donaustadt Swischtow geboren, ist aber als Kind mit seiner Familie nach Sofia ungezogen, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 2016 gelebt hat. Er liebte Sofia und mochte es, den schlichten Alltag in der Hauptstadt zu fotografieren. „Die Rede ist nicht von berühmtem Orten, die auf Ansichtskarten abgebildet werden, sondern von Aufnahmen von Straßenverkäufern, von Menschen, die auf der Straße auf die Waage steigen, um ihr Gewicht zu prüfen – Dinge aus dem Alltag der einfachen Sofioter in diesen Jahren“, präzisiert Tichomir Stojanow. Diese Aufnahmen sorgen für Überraschung, denn sie zeugen von der Leichtigkeit, mit der Panajot Barnew alles, was ihn begeistert hat, auf unprätentiöse und unverfälschte Weise zu versiegeln verstand.
Tichomir Stojanow ist stolz darauf, dass es ihm und seinen Kollegen gelungen ist, alle ihnen zur Verfügung gestellten Bänder zu digitalisieren und eine Auswahl von etwa 12.000 Fotografien auf der Plattform „Bulgarisches Visualarchiv“ hochzuladen. So haben alle, die sich mit Fotografie, Geschichte oder Forschung befassen, die Möglichkeit, mit diesem Archiv in Berührung zu kommen.
Und fast 130 der besten und repräsentativsten Bilder von Panajot Barnew werden bis zum 12. Dezember im „Haus des Kinos“ ausgestellt und live zu sehen sein.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: visualarchive.bg
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