Es gibt heute mehr Sklaven auf der Welt als je zuvor in der Geschichte der Menschheit. Das belegen auch die Daten der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2021. Daraus geht hervor, dass mehr als 25 Millionen Menschen irgendeiner Form von moderner Sklaverei und Zwangsarbeit ausgesetzt sind. Und während in den letzten zwei Jahren der Fokus auf den uns auferlegten Antiepidemiemaßnahmen gerichtet war, die auf unterschiedliche Weise unsere persönlichen Freiheiten beschneiden, wurden Millionen von Menschen vollständig der Möglichkeit beraubt, nach ihren Bedürfnissen zu handeln. Das sind Bürger ohne Rechte, gefangen in der Falle der modernen Sklaverei – dem Menschenhandel.
Bulgarien ist ein Herkunftsland für Opfer von Menschenhandel. Unterschiedlichen Studien zufolge teilt sich unser Land den ersten Platz mit Rumänien, was den Export von Opfern des Menschenhandels pro Kopf der Bevölkerung angeht. Das sagte Martin Stefanow, Vertreter der Stiftung „A21-Bulgarien“, gegenüber dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Die globale NGO hat Büros in 14 Ländern auf der ganzen Welt (Spanien, Griechenland, Spanien, Ukraine, Schweden, Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Thailand, Kambodscha, Australien, Südafrika, USA und Mexiko) und arbeitet seit 9 Jahren in Bulgarien, um Menschenhandel vorzubeugen und seine Opfer zu unterstützen. Die Ausbeutung der Arbeitskraft ist ein ernstzunehmendes Problem globalen Ausmaßes, mahnen die Experten. „Es gibt keine Rasse, Alter, Geschlecht, Bildung oder sozialen Status, die garantieren, dass uns das nicht widerfahren kann“, sagt Stefanow. Die Methoden der „Selektion“ seien so vielfältig und so raffiniert, dass manchmal sogar die Experten fassungslos sind.
„Da unsere Anfälligkeit in diesen Pandemiezeiten um ein Vielfaches größer ist als unter normalen wirtschaftlichen Umständen, ist das Risiko, Opfer von Menschenhandel zu werden, weitaus höher. Wenn man seinen Job verloren hat, wenn man isoliert ist und nicht weiß, was man machen wird, nachdem diese Situation vorbei ist, ist man viel anfälliger dafür, einer Lüge zu glauben, die einem als Ausweg angeboten wird. In den meisten Fällen handelt es sich um Menschen zwischen 40 und 50 Jahren, die sich infolge der Umstände an die Wand gedrückt fühlen. Meist kommen die dubiosen Stellenangebote aus dem Ausland. Sie klingen sehr verlockend und in den meisten Fällen tappt man in die Falle der Ausbeutung, der man dann nicht mehr entkommen kann. Deshalb ist es derzeit extrem wichtig, dass die Leute sehr genau darauf achten, welchen Stellenausschreibungen sie Vertrauen schenken“, erklärt Stefanow.
Sieben von acht von der Stiftung im vergangenen Jahr geprüften Stellenangeboten haben sich als riskant und Fake erwiesen. Sie wurden hauptsächlich auf Facebook veröffentlicht. Das erklärte die Leiterin der Hotline der Stiftung zur Bekämpfung von Menschenhandel gegenüber dem Bulgarischen Nationalen Rundfunk. Sie hält ihren Namen aus Sicherheitsgründen geheim, weil die Arbeit der Stiftung ihrer Meinung nach vielen einflussreichen Personen nicht gegen den Strich geht. Und sie stellt klar, dass jeder über die nationale Hotline 0800 20 100 um Hilfe wenden kann. Signale können rund um die Uhr von allen EU-Ländern eingereicht werden. Darüber hinaus kann man über die gebührenfreie Hotline Informationen über einen potenziellen Arbeitgeber einholen oder Erfahrungen teilen.
„Die Menschen in Bulgarien sind manchmal derart verzweifelt und brauchen Arbeit, dass sie offensichtliche Anzeichen von Betrug nicht erkennen. Die Hotline-Statistiken aus dem letzten Jahr zeigen, dass bei 24 Prozent der Fälle von Menschenhandel alles mit einer falschen Stellenanzeige begonnen hat. Laut globalen Statistiken wird nur 1 Prozent der Opfer von Menschenhandel jemals gerettet werden können“, sagte die Leiterin der Hotline. Ihren Worten zufolge fällt es Männern schwerer zuzugeben, dass sie Opfer von Menschenhandel sind. Wenn es aber um Arbeitsausbeutung geht, sind sie eine stark gefährdete Gruppe.
Obwohl die Erfahrung der Experten mit der Arbeit aus Bulgarien zusammenhängt, betonen sie, dass Menschenhandel zum Zweck der Arbeitsausbeutung ein Problem mit weiten Grenzen und vielfältigen Gesichtern ist. Die Lösung, um nicht in die Falle zu tappen, sind Informiertheit und Vorsicht. Und eines der wichtigsten Dinge, die wir nicht vergessen dürfen ist, dass kein Arbeitgeber das Recht hat, unsere persönlichen Dokumente zu beschlagnahmen und die Auflösung der Arbeitsbeziehung zu verhindern.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: pixabay, EPA/BGNESIm Dorf Eserez in der Gemeinde Schabla findet ein Öko-Camp statt, an dem Pädagogen, Animateure, Ökologen und junge Menschen aus dem ganzen Land teilnehmen. Im Laufe von vier Tagen, bis zum 1. September, erhalten die jungen Leute Einblicke in..
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