Jede große Veränderung beginnt mit dem ersten kleinen Schritt und dem großen Glauben an eine bessere Zukunft. Martin Jankow ist der lebende Beweis dafür. Er ist einer dieser jungen Bulgaren, die wissen, dass die Veränderung möglich ist und sie bei ihnen selbst beginnt.
Martin Jankow hat an der Universität Greenwich Landschaftsarchitektur studiert und nach dem Studium begonnen, sein Fach zu praktizieren und ein eigenes Unternehmen gegründet. Sieben Jahre später, gerade als sich die Dinge wie in einem Emigrantenmärchen anordneten, kehrte Martin nach Bulgarien zurück. Heute gibt er zu, dass das von Anfang an sein Plan war. Nur wenige Tage nach der Ausrufung des Notstands infolge der Covid-Pandemie in Bulgarien hat er mit Gleichgesinnten, Bürgern, Experten und Institutionen, die Stiftung „Kollektiv“ mit der Idee gegründet, im Fluss Perlowska in Sofia ein Event zu organisieren. Die Veranstalter wollten mehrere beleuchtete Boote im Fluss positionieren, um die Aufmerksamkeit auf den Zustand der städtischen Flüsse zu lenken.
„Aus der Idee ist inzwischen eine nationale Initiative geworden, der sich viele Bürger angeschlossen haben. „Die Flüsse der Stadt“ findet in Russe, Sofia und Gabrowo statt“, erzählt Martin Jankow stolz und fügt hinzu, dass die Initiative das Festival „Die Flüsse von Sofia“ inspiriert hat. Am 2. September beginnt seine dritte Ausgabe in und um den Fluss Wladajska in der Hauptstadt. Das Festival überschreitet die zeitlichen Grenzen und steht in Verbindung mit dem grünen Wandel, den heute jede europäische Stadt braucht, sind die Veranstalter überzeugt.
„Das ist eine langfristige städtebauliche Initiative. Sie soll Experten, Institutionen und Unternehmen zusammenbringen, um die Verbindung zwischen der Stadt und dem Fluss neu zu denken und eine langfristige Vision zu entwickeln. In den meisten bulgarischen Städten fließen die Flüsse irgendwie passiv durch sie hindurch. Es gibt keine wirkliche Verbindung, obwohl der Fluss eine wichtigste Lebensquelle für die Stadt darstellt. Die Städte, die ihre Flüsse im städtischen Umfeld integriert haben, versprühen Lebendigkeit und genau das wollen wir mit dem Festival zeigen.“
Die diesjährige Ausgabe von „Die Flüsse von Sofia“ verspricht ein vielfältiges kostenloses Kulturprogramm mit Konzerten, Kunstbasar, Installationen, modernem Zirkus und Sommerkino. All das soll es am Ufer des Flusses Wladajska in der Nähe der Löwenbrücke geben. Die Betonung liegt in diesem Jahr auf die Reinigung des Wassers im Fluss.
„Ein großes Problem ist, dass Abwasser in Sofias Flüsse gelangt. Natürlich kommt das auch in anderen europäischen Städten vor, doch viele dieser Städte ergreifen Maßnahmen, um einen Ausweg aus der Situation zu finden. Am 2. September organisieren wir eine Diskussion, um über das Problem zu sprechen und nach praktikablen Lösungen dafür zu suchen", sagt Martin Jankow.
Der andere große Akzent im Programm liegt auf die beiden internationalen Auszeichnungen, die das Projekt „Kollektiv“ erhalten hat. "Die Flüsse von Sofia" ist der einzige Finalist aus Bulgarien bei den Designpreisen der Europäischen Kommission "New European Bauhaus" und gewann den "Europa Nostra" Award.
„Die EU-Initiative „Das Neue Bauhaus“ sucht nach realen, konkreten Lösungen für die städtische Umwelt, die auf europäischer Ebene umgesetzt und in der Gesetzgebung und Verwaltung aufgenommen werden sollen auf dem Weg Europas zu der für 2050 angestrebten Grünen Transformation“, erklärt Martin Jankow und erzählt weiter, dass bei der Eröffnung des Festivals auf einer eigens dafür errichteten Bühne im Steinbett des 1988 als Denkmal der Garten- und Parkkunst anerkannten Flusses Wladajska die Stifung „Kollektiv“ den „Europa Nostra“-Preis für europäische Kultur Heritage, die prestigeträchtigste Auszeichnung auf dem alten Kontinent in diesem Bereich, in Empfang nehmen wird. Martin Jankow hält das für eine große Anerkennung für das Team und eine zusätzliche Motivation an das zu glauben, was sie tun. „Nicht zuletzt eröffnet es viele weitere Wege und Möglichkeiten für internationale Partnerschaften, die wir hoffentlich gemeinsam mit bulgarischen Kommunen und internationalen Experten in den kommenden Jahren vorbereiten und in die Tat umzusetzen können“, sagt der Landschaftsarchitekt voller Optimismus.
Auch Russe ist den ganzen Sommer über Teil des großen Projekts „Die Flüsse der Stadt Russe“. Gemeinsam mit Schülern und Bürgern aus der Stadt wurde bereits im Mai am Donauufer eine spezielle Landschaft errichtet, wo bisher mehr als 40 kulturelle Veranstaltungen stattgefunden haben. Das große Interesse sei ein Beweis dafür, dass die Menschen nach solchen Orten dürsten. Besonders treffe das für die Einwohner von Russe zu, für die die Donau das eindeutige Symbol ihrer Stadt ist. Veranstaltungen wird es bis zum 30. September geben.
Das „Kollektiv“ und der Stadtrat von Gabrowo organisieren vom 23. bis zum 25. September das Festival „Die Flüsse der Stadt“ im Flussbett der Jantra in der Hoffnung, dass es eine weitere langfristige städtebauliche Initiative auf dem Weg in eine grüne Zukunft sein wird.
Fotos: Facebook / @riversofthecity
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