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Bulgaren erforschen als erste die Höhlen Albaniens

Zugleich erforschen die Speläologen auch die bulgarische ethnische Minderheit im Land

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Alexej Schalow
Foto: Privatarchiv

Bemerkenswert in der Geschichte der bulgarischen Höhlenforschung sind die Forschungsexpeditionen unserer Wissenschaftler in Albanien. Sie haben 1992 begonnen und werden seit 30 Jahren durchgeführt. In dieser Zeit haben 405 bulgarische Höhlenforscher Albanien besucht und insgesamt 39 nationale Klubexpeditionen durchgeführt, wobei einige Wissenschaftler mehrmals dorthin zurückkehrten.

Der Anfang

Vor 1989 war Albanien ein sehr verschlossenes Land. Das Einzige, was bulgarische Höhlenforscher wussten, war, dass die dortigen Höhlen noch nie von jemandem erforscht oder kartiert worden waren. Auf der Grundlage von schriftlichen Berichten über die Topographie und von Erzählungen Einheimischer über das Vorhandensein von Höhleneingängen brachen die Bulgaren kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Jahr 1989 zu ihrer ersten Expedition auf. Angetrieben von der Idee, Pioniere in der Höhlenforschung auf fremdem Territorium zu sein und große und tiefe Höhlen von über 1.000 Metern zu finden, führten die bulgarischen Forscher ihre erste Expedition in Albanien durch.

Iwan Iwanow

„Praktisch gesehen kommt jede Entdeckung in der Höhlenforschung einer neuen geografischen Entdeckung gleich“, sagte Alexej Schalow, einer der Doyens der bulgarischen Höhlenforschung und langjähriger Vorsitzender des Bulgarischen Höhlenforscherverbandes:

„Im Januar 1992 habe ich einen persönlichen Brief in einer fremden Sprache erhalten, von der ich später erfuhr, dass es Albanisch ist. Der damalige Leiter der albanischen Höhlenforscher, soweit es welche gab, schrieb, er habe von einigen Franzosen erfahren, dass es in Bulgarien sehr gute Höhlenforscher gebe. Die französischen Kollegen haben gute Werbung für uns gemacht, indem sie rieten, sich an die Bulgaren zu wenden. Der erste Eindruck von Albanien ist mit dem Metallzaun verbunden - an einem nebligen Tag öffnete sich eine Tür und zwei Grenzsoldaten in dicken Jacken, Ohrenschützern und mit Maschinenpistolen haben uns angesprochen, wir haben sie aber nicht verstanden. Danach hat uns ein gut gekleideter Mann, der perfektes Englisch sprach, reingelassen und uns gefragt, wohin unsere Reise führen soll. Als wir ihm erklärten, dass wir nach Höhlen suchen wollen, fasste er sich entgeistert an den Kopf. Das waren unsere ersten Eindrücke von Albanien nach der Wende“, erinnert sich Alexej Schalow.

Höhlenforschung ist kein Spaziergang in den Bergen, sie erfordert Organisation und die Kartierung neu entdeckter Objekte, stellte er klar. So hat er seit 1992 an den in Albanien durchgeführten 6 bulgarischen Expeditionen teilgenommen.

„Eine Unterbrechung gab es nur im Jahr 2002 wegen der damaligen Unruhen dort“, sagte er und weiter:

„Aber ich will nicht über Politik reden, sondern darüber, was in Albanien passiert ist - von 1991 bis 2022. Es ist uns gelungen, 268 Höhlen zu finden und zu erforschen. Und gleichzeitig haben wir uns für die Erforschung und Anerkennung der bulgarischen nationalen Minderheit in Albanien eingesetzt. Viele Leute haben sich sogar gewundert, was wir in Golloborda machen, einem von Bulgaren bewohnten Gebiet, wo die Höhlen klein sind. Manche meinten, wir würden unnötig Geld verschwenden. Wir erwiderten aber, dass dieses Geld nicht umsonst ausgegeben wird, da wir in erster Linie Bulgaren sind und nicht nur an der Erforschung der Höhlen arbeiten, sondern auch rein bulgarische Ziele verfolgen. Erst vor 6 Jahren wurde die bulgarische Minderheit in Albanien anerkannt. Wir hatten viele Probleme mit den dortigen Behörden. Es gefiel ihnen nicht, dass Bulgaren die von der bulgarischen Minderheit bewohnten Gebiete besuchen wollten. Mir persönlich wurden die unterschiedlichsten Schimpfwörter an den Kopf geworfen. Einer unserer Höhlenforscher wurde verhaftet, weil wir auf einer unserer Expeditionen eine Menge Bücher in bulgarischer Sprache mitgebracht hatten, wie das die damalige Vizepräsidentin Blaga Dimitrowa angeordnet hatte. Wir haben die Bücher in Kisten transportiert. Man hatte aber nicht in Erwägung gezogen, dass die Bulgaren dort zwar ihre Muttersprache sprechen, sie aber nie gelernt haben, weshalb sie die Bücher nicht lesen konnten. Aber unser Enthusiasmus war riesig. Wir wollten die Menschen motivieren. Und dank unserer Expeditionen nach Albanien hat die ganze Welt von den bulgarischen Höhlenforschern erfahren. Und nun heißt es, dass die Bulgaren die ersten waren, die die Höhlen in Albanien erforscht haben“, sagte Alexej Schalow abschließend.

Georgi Taschew

Zusammengestellt von Gergana Mantschewa, auf der Grundlage eines Interviews von Tanja Iwanowa vom BNR-Inlandsprogramm „Horizont“

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Privatarchiv von Alexej Schalow


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