Bulgarien kann in Europa als Vorbild für den Anteil von Frauen mit eigenen Unternehmen und in Führungspositionen dienen. Das sagte Slawjanka Stojkowa, Vorsitzende des Unternehmerinnenverbands „Selena“ und Botschafterin in Bulgarien am 24. November, dem Tag der Unternehmerinnen, gegenüber BNR-Warna.
Slawjanka Stojkowa bezeichnet sich selbst als Unternehmerin aus Leidenschaft. Sie hat bisher mehrere Unternehmen aufgebaut, von denen sich das wichtigste mit dem Vertrieb von Kosmetikprodukten befasst. Die bulgarischen Geschäftsfrauen agieren vor allem in den Bereichen Dienstleistungen und Einzelhandel, vor allem in Buchhaltung, Marketing, Recht, Kosmetik, Medizin und Bildung. Sie leiten in der Regel Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen, präzisierte Stojkowa.
„Ich bin seit 2009 Unternehmerin und habe irgendwann gemerkt, dass eine Schwalbe allein noch keinen Frühling macht und ich Menschen brauche, mit denen ich kommunizieren, die Herausforderungen meiner Arbeit teilen und Lösungen dafür finden kann. Aus diesem Grund habe ich 2013 mit Hilfe eines Freunds Kontakt zur Unternehmerinnenvereinigung „Selena“ aufgenommen. Nach zwei Jahren wurde mir angeboten, Mitglied der Vereinigung zu werden und heute bin ich ihre Vorsitzende“, sagte Slawjanka Stojkowa.
Die Unternehmerinnenvereinigung in Bulgarien wurde 2007 von der Italienerin Elda Lettieri gegründet, mit dem Ziel, Berufskontakte zwischen bulgarischen und internationalen Experten für den Austausch von Know-how, Wissen und Erfahrungen herzustellen.
Oft werden die Damen durch eine Leidenschaft oder ein Hobby provoziert, eine unternehmerische Tätigkeit zu starten, aber auch die Nutzung von Geschäftsmöglichkeiten und die flexible Arbeitszeit spielen dabei eine wichtige Rolle. „Das Wertvolle an einer Vereinigung wie unserer ist, dass man Gesprächspartner hat, mit denen man sich nicht nur über Business unterhalten kann, sondern auch über andere Themen. Wir tauschen uns über die Erziehung unserer Kinder, über unsere Familien aus und darüber, wie wir Beruf und Familie unter einen Hut bringen. Mit zahlreichen Rollen sind wir sind Gleichgesinnte“, gesteht Slawjanka Stojkowa.
In den letzten Jahren entschließen sich immer mehr Frauen in Bulgarien, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes sind mehr als 30 Prozent der Unternehmer in Bulgarien Frauen. Derzeit gehören der Vereinigung „Selena“ fast 80 Unternehmerinnen an, die sich aktiv für die Förderung der unternehmerischen Tätigkeiten von Frauen einsetzen. „Was aber keinesfalls zu bedeuten hat, dass wir geschlechtsspezifische Diskriminierung an den Tag legen“, betonte Dessislawa Awdschiewa, stellvertretende Vorsitzende der Vereinigung.
„Es sollte keine Geschlechterteilung geben. In manchen Unternehmensbereichen sind eben wir Frauen besser und in anderen die Männer, aufgrund ihrer Denkweise, ihres analytischen Verstandes und ihrer unterschiedlichen Logik.“
Allerdings werden Frauen als Unternehmerinnen und Managerinnen in gewisser Weise unterschätzt, und zwar weltweit. Der Grund dafür liegt nach Ansicht von Slawjanka Stojkowa in den sogenannten rein weiblichen Eigenschaften.
„Sie sind in jedem Menschen eigen. Nur treten sie häufiger bei Frauen auf, weshalb wir sie als weibliche Eigenschaften ansehen – Emotionalität, die Schaffung von Teams, das Zusammenschweißen dieser Teams zu einer Gemeinschaft, Flexibilität. Frauen sind in der Tat oft vorsichtiger, vielleicht zaghafter beim Treffen von finanziellen Entscheidungen. Andererseits sind sie auch besonnener, wenn es darum geht, riskante Entscheidungen zu treffen, die für ein Unternehmen fatal sein könnten.“
Über all das werden die beiden Damen während der Veranstaltungen zum Internationalen Unternehmerinnentag sprechen. Er wurde 2013 ins Leben gerufen und wird heute in 144 Ländern und 110 Universitäten und Instituten auf der ganzen Welt begangen, um den 250 Millionen Mädchen, die in Armut leben, zu helfen, sich zu verändern und zu entwickeln. Bulgarien beteiligt sich am 24. November zum vierten Mal an der Initiative, die unter dem Motto „Die Frau in ihren unterschiedlichen Rollen“ steht.
Ziel des Events in Sofia ist es, den Akzent auf die Rolle der Frauen zu setzen, die sie in ihrem Alltag spielen. Die Organisatoren von der Vereinigung „Selena“ weisen darauf hin, dass im Rahmen der Veranstaltung eine Diskussion zu diesem Thema stattfinden wird. Vertreter verschiedener internationaler Organisationen werden an der Veranstaltung teilnehmen und die Frauen motivieren, ihre unternehmerischen Aktivitäten auch auf andere Länder auszuweiten, ohne das Land zu verlassen. In einem frei zugänglichen Ausstellungsbereich werden verschiedene Arten von Unternehmen vorgestellt, die ihre Produkte und Dienstleistungen in Bulgarien entwickeln. Unterschiede zwischen den Menschen wird es immer geben, aber der Erfolg besteht darin, diese Unterschiede für Gutes zu nutzen. Und in diesem Zusammenhang sagte Slawjanka Stojkowa, dass internationalen Studien zufolge Frauen, die ein Unternehmen leiten, einen größeren Anteil ihres Einkommens für soziale Zwecke verwenden. Aus diesem Grund wird ihre Vereinigung während der Veranstaltungen am 24. November zwei Organisationen unterstützen: die Stiftung „Für unsere Kinder“ und die Stiftung „Gib weiter“, die Weihnachtsessen für Senioren in bulgarischen Altersheimen organisieren.
Zusammengestellt von Wessela Krastewa, nach Interviews von Christina Simeonowa vom BNR-Inlandsprogramm „Christow Botew“ und Martin Nikolow, BNR-Warna
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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