Anfang Dezember dieses Jahres startete der meistübersetzte bulgarische Schriftsteller, Georgi Gospodinow, seine "kleine persönliche Aktion" unter dem Motto "Schenke ein Buch zu Weihnachten". Seit 15 Jahren erinnert uns der Autor von „Natürlicher Roman“, „Physik der Schwermut“ und „Zeitzuflucht“ an die geschmacksvolle Geste, besondere Ästhetik und „Ökologie des Geistes“, wie er es nennt, zu Weihnachten unsere liebsten Menschen mit dem Besten zu beschenken, einer Geschichte. Es seien zwar Worte, die von einem anderen geschrieben wurden, aber die trotzdem eine persönliche Botschaft enthalten, die auch nach dem Entsorgen der schönen Verpackung erhalten bleibt.
Das bulgarische Generalkonsulat in New York unterstützt die Initiative von Georgi Gospodinow. Jeder bulgarische Bürger, der bis Ende des Jahres die Institution besucht, kann nach nach dem Prinzip „nimm ein Buch, teile ein Buch“ ein Geschenk aus seiner Bibliothek aussuchen.
Anfang September eröffnete Georgi Gospodinow in der New York Public Library die neue Literatursaison mit der Premiere der amerikanischen Ausgabe des Romans „Time Shelter“ in der Übersetzung von Angela Rodel. Deutsch, Italienisch, Polnisch, Französisch, Dänisch, Niederländisch und Türkisch sind nur einige der bereits veröffentlichten Übersetzungen von „Time Shelter“, auf Deutsch Zeitzuflucht, allein in den letzten 18 Monaten.
Am Ende des Jahres, einer Zeit, in der wir gewöhnlich Ereignisse bewerten und Bilanz ziehen, ließ die Anerkennung für das Talent eines Schriftstellers aus dem kleinen Bulgarien nicht auf sich warten. Angela Rodels Werk wurde laut World Literature Today als eine der 75 herausragendsten Übersetzungen von 2022 ausgezeichnet. Dank ihr wurde der Roman nach seinem Erscheinen im Mai zu einem der meistkommentierten Bücher eines bulgarischen Autors in der englischsprachigen Welt. Die britische Ausgabe der Times verglich Gospodinow mit Orwell und definierte den Roman als "eine Warnung an Europa und Putin". „Ich schrieb (und löschte) über die Verschmelzung von Zeiten, in denen persönliche und kollektive Erinnerungen packen und verschwinden, über Gaustins neue Besessenheit und das diskrete Monster der Vergangenheit, das uns entgegenkommt. Über die Zeitzuflucht, die wir bauen, wenn die Gegenwart nicht mehr unser Zuhause ist". So beschreibt Georgi Gospodinow in Kürze seine Geschichte.
Die britische Zeitung The Guardian zählte den Roman vor wenigen Tagen zu den besten Texten des vergangenen Jahres. Auch die Redakteure und Kritiker des amerikanischen Magazins „The New Yorker“ erstellten eine Liste der „faszinierendsten, bemerkenswertesten, brillantesten, überraschendsten, fesselndsten, seltsamsten, zum Nachdenken anregendsten und am meisten debattiertesten Lektüren“. Neben den Büchern der Nobelpreisträger Halldór Kiljan Laxness, Abdulrazak Gurnah, Ferit Orhan Pamuk und Louise Elisabeth Glück finden wir auch diese von Georgi Gospodinow. Vor einigen Tagen wurde Time Refuge (Zaman Sığınağı) in der Übersetzung von Hasine Shen zu den besten Büchern des Jahres 2022 in der Türkei gewählt.
Am heutigen 16. Dezember postete Georgi Gospodinow in den sozialen Netzwerken über „die kleinen Freuden in dunklen Zeiten“. Alass dafür war, dass der Bayerische Rundfunk „Zeitflucht“ zum ersten der 7 Bücher des Jahres 2022 gekürt hat. BR titelte: „Das prophetischste Buch kommt aus Bulgarien..." und gestaltete einen Podcast. Zu hören unter https://www.br.de/mediathek/podcast/lesungen/georgi-gospodinov-zeitzuflucht/1858938.
„Der Roman „Zeitgeist“ wurde im Oktober 2021 in Italien mit dem renommierten europäischen Preis Strega ausgezeichnet. Georgi Gospodinow ist übrigens der erste osteuropäische Schriftsteller, der ihn bekommen hat. Vor einer Woche fand in Rom die offizielle Präsentation der italienischen Ausgabe seines Gedichtbandes „Briefe an Gaustin“ statt, übersetzt von Giuseppe Del Agata.
Georgi Gospodinow ist fest überzeugt, dass, wenn sich mehr Menschen Bücher zu Weihnachten schenken, dies Weihnachten weniger entzaubern werde, denn „Weihnachten ist kein Preisrabatt, sondern ein Geschenk und Wunder und ohne Wunder kann man nicht leben. Besonders heute, besonders hier.“ - Georgi Gospodinow 2007.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Facebook /Georgi Gospodinov, Generalkonsulat in New York
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