15 Wahllokale sind heute für die bulgarische Parlamentswahl im Königreich Belgien geöffnet, genauso viele wie bei den beiden vorangegangenen Abstimmungen 2022. Im Voraus wurden 308 Anträge für die Teilnahme an der Wahl eingereicht. Es ist schwer abzuschätzen, wie viele Bulgaren in Belgien leben. Laut der Statistik des bulgarischen Außenministeriums von 2021sind in Belgien offiziell 43.104 bulgarische Staatsbürger gemeldet. Fast 4.000 von ihnen haben im vergangenen Herbst von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht.
Sibila Stojanowa lebt seit acht Jahren in Brüssel und ist Mitarbeiterin der Rechtsabteilung des Europäischen Parlaments und versäumt es nicht, ihre Bürgerrechte wahrzunehmen. Sie hat die Nationale Schule für alte Sprachen und Kulturen „Heiliger Konstantin Kiril, der Philosoph“ in Sofia abgeschlossen und an der Sofioter Universität „Heiliger Kliment Ochridski“ Jura studiert. Die Magisterausbildung hat Sibila Stojanowa in Deutschland gemacht, wo sie, ihren Worten zufolge, ihr Herz verloren hat. Es fällt ihr schwer, über Heimweh zu sprechen, weil sie durch Nachrichten, Freunde, Bekannte und Verwandte täglich mit Bulgarien in Verbindung steht. Obwohl sie den europäischen Traum der Einheit in der Vielfalt lebt, hat die Bulgarin ihre emotionale und staatsbürgerliche Verbindung zu Bulgarien nicht abgebrochen und wird heute wählen gehen. Sie interessiert sich für das politische Leben in Bulgarien und versucht vor Ort als Bürgerin ihre Position auszudrücken. Zum fünften Mal wird Sibila Stojanowa aktiv an der Parlamentswahl beteiligt sein und zur Wahlkommission in Brüssel gehören. Sie behauptet, dass bei unseren Landsleuten in Belgien keine Wahlmüdigkeit zu spüren ist.
„In Belgien leben verschiedene bulgarische Gemeinschaften. Es gibt viele Bulgaren in Brüssel, die in den europäischen Institutionen oder in großen Unternehmen arbeiten. Sie wählen sehr methodisch und ständig, nutzen den Wahltag, der hier an schönen Plätzen in der Innenstadt stattfindet, um sich zu treffen und über ihre Ansichten zu diskutieren. Bei diesen Menschen bemerke ich eine Beharrlichkeit, einen Wunsch nach Veränderung“, sagt Sibila Stojanowa und fügt hinzu, dass es Gemeinschaften in anderen belgischen Städten gibt, die sie nicht kennt. Im Großen und Ganzen sei die Zahl der bulgarischen Wähler in Belgien konstant. Ab Samstag haben die Schüler eine Woche Osterferien, was sich auf die Wahlbeteiligung im Königreich auswirken könnte, aber insgesamt gebe es Interesse und Bereitschaft zu wählen, versichert Sibila Stojanowa.
„Das, was ich mir wünsche, ist, dass sich Bulgarien als vollberechtigtes EU-Mitglied verhält. Meine Freunde und ich haben das Gefühl, dass wir in einem „gespreizten“ Bulgarien zwischen irgendwelchen Auffassungen, Überzeugungen und Mythen innerhalb des Landes leben und das, was hier auf der europäischen Bühne passiert“, sagt Sibila Stojanowa und unterstreicht, dass für sie persönlich die Bildung einer stabilen, regulären, proeuropäischen Regierung sehr wichtig ist, die ihre Rolle übernimmt und mit der Umsetzung der für unser Land wichtigen Reformen beginnt, um von der EU Unterstützung zu erhalten. Es müsse mit einer routinierten Arbeit begonnen werden, die Ergebnisse bringt. „Für mich sind diese politischen Krisen destruktiv und dienen eigentlich Interessen, die wir jetzt hinter uns lassen und zu etwas Rationellerem übergehen müssen“, betont Sibila Stojanowa. Sie ist überzeugt, dass im 21. Jahrhundert, insbesondere in Europa, es schwierig sei von einer dauerhaften Auswanderung zu sprechen, die die Verbindung unserer Mitbürger zu Bulgarien abreißen lässt. In diesem Zusammenhang sei es wichtig, das Wahlgesetz so zu verändern, dass die Bildung einer Wahlsektion „Ausland“ möglich wird.
Heute ist das Volk gefragt. Was es sagt und ob seine Stimme gehört wird, bleibt abzuwarten.
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Privatarchiv, Pixabay
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