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Wie die Fußball-EM einen Dorfplatz in Bulgarien zu neuem Leben erweckt

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Foto: facebook.com/groups/mursalevo

„Es braucht nicht viel, um Voraussetzungen für ein geselliges Beisammensein zu schaffen.“ Diese Worte des jungen Stanislaw Grosdanow wurden zur treibenden Kraft für das „Erwachen“ eines bulgarischen Dorfes inmitten des Fußballsommers auf dem Alten Kontinent.

Nur 68 Kilometer westlich von unserer Hauptstadt, im Bezirk Kjustendil, liegt das kleine Dorf Mursalewo. Es hat offiziellen Angaben zufolge derzeit 355 Einwohner, Stanislaw Grosdanow, seine Frau und ihr kleines Kind mit einbezogen. Die Familie gehört zu jenen Bulgaren, die neuerdings der Großstadthektik den Rücken kehren und es vorziehen, ein ruhiges Leben in der Natur zu führen. Deshalb sind sie vor einigen Jahren nach Mursalewo gezogen.

Stanislaw Grosdanow

„Ich habe dort ein Haus geerbt. Wir wollten dem verlassenen Grundstück meines Großvaters neues Leben einhauchen. Die Menschen auf dem Land sind anders, entspannter und gelassener, lässiger im Vergleich zu den geschäftigen Stadtbewohnern. Das Leben auf dem Land ist gut für die Erziehung kleiner Kinder geeignet. Mursalewo liegt in der Nähe eines Flusses. Wir haben hier mehr Möglichkeiten zur Entspannung, zum Lesen von Büchern, zur Gartenarbeit, die uns nach einem langen Arbeitstag gut tut“, sagte Stanislaw Grosdanow in einem Interview mit Rossinka Prodanowa von BNR-Blagoewgrad.

„Mursalewo ist ein friedliches, malerisches Dorf, das jungen Menschen gute Möglichkeiten bietet.“

Junge Familien gibt es in Mursalewo noch nicht viele.

„Mir persönlich fallen drei Familien ein, aber ich denke, ihre wachsende Zahl ist ein Trend, der in Zukunft anhalten wird“, ist Stanislaw Grosdanow überzeugt.

Die Schule und der Kindergarten in Mursalewo sind seit Jahren geschlossen, aber es gibt einen speziellen Bus, der die Kinder aus dem Dorf nach Kotscherinowo fährt, wo sie die Schule und den Kindergarten besuchen können. Auch Arbeitsplätze sind vor Ort nur schwer zu finden. Aber das Dorf liegt in der Nähe der größeren Städte Dupniza, Blagoewgrad und der Hauptstadt Sofia und die gut ausgebauten Eisenbahnverbindungen und Straßeninfrastruktur bieten den Menschen Möglichkeiten, dort zu arbeiten.

Die Hauptstraße von Mursalewo

Seit am 14. Juni die Fußball-EM begonnen hat, kann man sich auf dem Dorfplatz in Mursalewo nach einem langen Arbeitstag zusammen die Spiele anschauen und ein Gefühl von Gemeinschaft erleben. Ganz im Sinne unseres Freiheitsapostels Wassil Lewski, dass keine Worte, sondern Taten nötig sind, beschlossen Stanislaw und seine Mitbewohner, im Zentrum von Mursalewo eine acht Meter hohe Leinwand aufzubauen, damit sie alle gemeinsam die Fußballspiele genießen können.

„Mit hat die Idee, im Sommer gemeinsame Veranstaltungen im Dorf zu haben, sehr gefallen. Wir haben zwar ein Dorffest, an dem sich die Leute auf dem Platz versammeln, aber das findet nur einmal im Jahr statt. Mein Hauptmotiv war, die Leute zusammenzubringen, um zu reden, zu kommunizieren und zusammen zu sein“, sagte er.


Mit gemeinsamen Mitteln und vom örtlichen Gemeindezentrum zur Verfügung gestellter Ausrüstung werden jeden Abend Bänke, Stühle und Tische aufgestellt und es wird zusammen Fußball geguckt. Fast 70 Personen sind der Einladung am ersten Abend gefolgt, erzählte voller Stolz Stanislaw Grosdwanow. Und er hofft, dass sich ihnen mit Fortschreiten der Meisterschaft noch mehr Menschen zugesellen.
„Es sind nicht nur Männer. Auch Frauen und Kinder kommen jeden Abend, denn unsere Idee ist nicht nur auf die Europameisterschaft beschränkt. Die Initiative findet im geplanten Sommerkino eine Fortsetzung.“


Neues Leben hauchen dem Dorf Mursalewo auch eine Sommersprachschule für Englisch und Computerkenntnisse für Kinder zwischen 7 und 12 Jahren ein. Die Kurse begannen gleich nach dem Ende des Schuljahres. Einer der Hauptlehrer ist natürlich Stanislaw Grosdwanow.


Und während die Kids Neues dazulernen und Freundschaften schließen, bereiten sich die Erwachsenen auf das traditionelle Dorffest vor, das dieses Jahr am 2. und 3. August stattfindet.


Autor: Wessela Krastewa (auf der Grundlage eines Interviews von Rossinka Prodanowa von BNR-Blagoewgrad)

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: BNR-Blagoewgrad, facebook.com/groups/mursalevo, bg.wikipedia.org



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