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Metropolit Antonij über die Orthodoxie als spirituelle Brücke zwischen den Kulturen

Immer mehr Westeuropäer fühlen sich von der Mystik und der Gnade der Orthodoxie angezogen und konvertieren, sagt der Primas der Diözese von West- und Mitteleuropa

Foto: Darina Grigorowa

Bulgarisch-orthodoxe Kirchengemeinden gab es vor 40 Jahren in West- und Mitteleuropa in Budapest, München, Wien, Stockholm, Malmö, Oslo und Paris. Nach dem Beitritt Bulgariens zur Europäischen Union und mit dem Wachstum der bulgarischen Diaspora im Ausland wurden immer mehr Kirchengemeinden gebildet. Inzwischen sind es 43. 



Mit Hilfe von Spenden und der Unterstützung von Emigrantenorganisationen und der bulgarisch-orthodoxen Kirche wurden nach und nach auch Gotteshäuser errichtet. In den letzten Jahren wurden solche geistlichen Zentren in Hamburg und Stuttgart gebaut. Ende Februar soll die neue bulgarisch-orthodoxe Kirche in London eingeweiht werden, die den Namen des Heiligen Iwan von Rila trägt, sagte Metropolit von West- und Mitteleuropa, Antonij, Gast der ersten Ausgabe des neuen Podcast von Radio Bulgarien „Brücke des Glaubens“. Antonij leitet die Diözese seit 12 Jahren.



„Viele unserer Seelsorger in Berlin, Mannheim, Hamburg und anderen Kirchengemeinden unterstützen die bulgarischen Missionen direkt bei der geistlichen Betreuung von Menschen in Not“, sagte Metropolit Antonij. „Unser geistliches soziales Zentrum in Berlin kümmert sich um Menschen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind oder sich in einer Notsituation befinden. Wir nehmen sie auf und gewähren ihnen für ein paar Tage Unterschlupf. Sie werden von Psychologen betreut. Unsere Priester sprechen mit ihnen und wir versuchen, sie auf das Leben vorzubereiten, das sie hier in Deutschland erwartet, wenn sie sich wirklich entschlossen haben, zu bleiben und sich integrieren wollen. Wir helfen auch vielen kranken Kindern und Menschen, die in medizinischen Zentren in Deutschland behandelt werden. 



Die bulgarische orthodoxe Kirche arbeitet eng auch mit den anderen Kirchen zusammen und setzt sich für die Erhaltung der christlichen Werte ein. Als Mitglied der Konferenz der orthodoxen Bischöfe in West- und Mitteleuropa nimmt der Metropolit an kirchlichen Treffen mit Vertretern aller orthodoxen Kirchen vor Ort teil, bei denen Fragen im Zusammenhang mit den aktuellen Herausforderungen für die orthodoxe Kirche diskutiert werden. Seit einigen Jahren werden in verschiedenen Ländern auch Treffen junger Menschen organisiert. Nach dem Gottesdienst werden Workshops veranstaltet, in denen die jungen Menschen etwas über die Kunst der orthodoxen Kirche, die christliche Architektur und die Möglichkeiten des kirchlichen Tourismus erfahren können, der die verschiedenen Aspekte der reichen Palette der Orthodoxie zeigt.
„Wir leben alle auf dieser Erde, und Fragen der Moral, der Spiritualität und der Ethik betreffen alle großen anerkannten Religionen. Wir verfolgen mit Interesse, aber auch mit Sorge, was in der modernen Welt geschieht - die Kriege, der Verfall der moralischen Werte, der übermäßige Liberalismus in unserer Gesellschaft, der die Menschen von Gott entfernt und die Grenzen von Gut und Böse verwischt“, sagt Antonij.



• Bulgaren in Berlin begehen das Fest des Heiligen Antonius

Metropolit Anthonij zufolge besteht bei Menschen, die in West- und Mitteleuropa aufgewachsen sind, ein sehr großes Interesse an der orthodoxen Kirche. „Die Anwesenden bei den Gottesdiensten sind überwältigt von der Mystik der Orthodoxie, den Gesängen, der Innenausstattung, der Umgebung und vor allem von der Gnade, die durch die Gebete der Geistlichen und von allen, die sich in der Kirche befinden, auf sie herabfällt. Es gibt nicht wenige, die jahrelang die Gottesdienste besucht und schließlich beschlossen haben, nicht nur daran teilzunehmen, sondern auch mit den Priestern und anderen Orthodoxen zu kommunizieren und sind schließlich zu der Entscheidung gekommen, den orthodoxen Glauben anzunehmen. Nachdem sie das getan haben, sind sie sehr eifrig, sehr fest in dieser Entscheidung, sehr konsequent in dem, was sie tun. Ein solches Beispiel ist das deutsche orthodoxe Dreifaltigkeitskloster in Buchhagen, das zu unserer Diözese gehört“, erzählt Metropolit Antonij. Dort leben fünf Mönche. Alle sind Deutsche, die zum orthodoxen Glauben konvertiert sind und sie werden von Vater Johannes Pfeiffer angeleitet. Das Kloster haben sie mit eigenen Händen aufgebaut. In Kürze soll auch der Bau der großen Kirche im Kloster abgeschlossen werden. 

Nach dem Gottesdienst versammeln sich unsere Landsleute zum Erfahrungsaustausch und gemütlichem Beisammensein
„Wenn ich dieses Kloster betrete, scheint dort die Zeit irgendwie stehen geblieben zu sein. Ich fühle mich wie auf einer Zeitreise. Dort wird eine sehr interessante deutsche gotische Schrift aus der Zeit vor der Schriftreform in Deutschland verwendet. Die Brüder tragen schlichte, einfache Gewänder aus Baumwolle. Man fühlt sich in die Zeit zurückversetzt, in der die heiligen Väter der Kirche, die Apostel Christi, gelebt haben. Für uns ist es wirklich eine große spirituelle Erfahrung - in dieser eitlen Zeit des Materialismus, des Säkularismus und des Modernismus im Allgemeinen, wenn ich das so nennen darf, zu den zeitlosen und sinnvollen Dingen wie dem Glauben zurückzukehren.“



Fotos: Darina Grigorowa, orthodox.de
Übersetzung: Georgetta Janewa



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