Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Immer noch zu wenig Pflegeeltern von Waisenkindern in Bulgarien

Bei Umfragen stellen die Meinungsforscher immer wieder fest, dass die Bulgaren prinzipiell bereit sind, Pflegeeltern von Waisenkindern zu werden. Spätestens seit Juli ist das Thema in Bulgarien sehr aktuell – im Sommer startete eine landesweite Kampagne unter dem Motto: "Rette die Kindheit". Wie wird diese Kampagne aufgenommen? Dazu führte das Meinungsforschungsinstitut Gallupp eine soziologische Erhebung. Mila Grigorowa fasst die Ergebnisse zusammen.

"Bei unserer Umfrage hat etwa die Hälfte der Befragten angegeben, dass sie sich unter Umständen vorstellen können, ein Waisenkind in ihre Familie aufzunehmen", sagt Mila Grigorowa. "In der Regel aber erklären sich Familien einverstanden, ein oder mehrere Waisen in Pflege aufzunehmen, die kinderlos oder deren Kinder bereits ausgezogen sind. Die finanzielle Unterstützung des Staates für die Aufnahmefamilien ist jedoch auch nicht zu unterschätzen. Zugleich stellten wir fest, dass ein Drittel der Befragten unter keinen Umständen bereit wären, Pflegeeltern für Waisenkinder zu werden. Dabei handelt es sich meistens um Rentner und chronisch kranke Menschen", betont die Meinungsforscherin. Wie Mila Grogorowa weiter ausführt, sehen es die Bulgaren als selbstverständlich an, dass die Pflegeeltern vom Staat bezahlt werden. Eine angemessene monatliche Summe seien rund 200 Euro pro Kind. Diese Summe beläuft sich momentan auf 120 Euro monatlich. Außerdem sehen die Meinungsforscher ein großes Potential, dass Arbeitslose für die Idee der Aufnahmefamilie gewonnen werden können.

Die Waisenkinder, die in Bulgarien in speziellen Heimen untergebracht sind, sind etwa 7000 an der Zahl. Ein Drittel von ihnen sind Babys. Sie verbringen die so wichtigen ersten drei Jahre im Leben umgeben von Sozialarbeitern, statt in einer familiären Umgebung. Bulgarien zählt zu den EU-Ländern, wo auffallend wenige Waisenkinder in einer Aufnahmefamilie aufwachsen, gab Elka Nalbantowa von der Stiftung "Unsere Kinder" auf einer Pressekonferenz bekannt. Die elternlosen Kinder in Waisenheime zu stecken, widerspricht allen modernen Auffassungen über die Kindererziehung und Sozialarbeit.

Die europäische Praxis zeigt, dass in vielen EU-Ländern Waisenkinder grundsätzlich in Pflegefamilien aufwachsen. Hier besteht in Bulgarien ein großer Nachholbedarf. Angaben der Stiftung "Unsere Kinder" zufolge werden nur etwa 200 Waisen in Aufnahmefamilien großgezogen. Die Regierung in Sofia hat sich zur Aufgabe gestellt, die aus kommunistischer Zeit geerbten Waisenheime umzustrukturieren und jene zu schließen, wo die Lebensbedingungen schlecht sind. Und solche Heime gibt es viele. Zugleich muss jedoch die Idee der Pflegefamilie popularisiert werden. Neben der Umstellung in der Mentalität bedarf es einer klaren Regelung der finanziellen Absicherung von Pflegefamilien. 

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Der Zoo von Sofia hat eine neue Gruppe exotischer Colobus-Affen

  Im Zoo von Sofia wurde eine Gruppe von besonders schönen und exotischen Affen, Colobus-Affen, untergebracht. Die Colobus-Affen sind jetzt im Gebäude des zweiten Affenhauses zu sehen, und es wurden einige der schönsten großen und geräumigen Gehege für..

veröffentlicht am 08.06.24 um 14:30
Das Gemälde  „Im Schutz der Einheit“

Bulgarische Beteiligung an internationaler Ausstellung über Menschenrechte und Menschenwürde in Italien

Vom 8. Juni bis zum 9. Oktober findet in der italienischen Stadt Rovereto die internationale Ausstellung „Menschenrechte und Menschenwürde“ statt. Die diesjährige 18. Ausgabe der Ausstellung zeigt thematische Werke von Künstlern aus 32 Ländern, darunter..

veröffentlicht am 08.06.24 um 07:30

Ziegen helfen den Wäldern - eine Innovation in der Waldbrandprävention

Die Zahl der Brände in Bulgarien nimmt zu. Nach Angaben der Forstbehörde gab es 448 Waldbrände im vergangenen Jahr, bei denen fast 7.000 Hektar Wald verbrannt sind. Das Problem ist ernst, sagt Dozent Georgi Kostow, Lehrkraft an der Universität für..

veröffentlicht am 05.06.24 um 12:30