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Bulgarische Volkskunst - Bräuche und Riten zum Erscheinungsfest, Jordanstag und Ivanstag

Foto: Archiv

Das neue Jahr wird in Bulgarien eigentlich bis zum 7. Januar, dem Tag des Hl. Johannes, des Täufers gefeiert. So besagen es zumindest die uralten Traditionen. Die kirchlichen Feiertage zum Jahresbeginn stehen ganz im Zeichen der reinigenden Kraft des Wassers.

Am Erscheinungsfest am 6. Januar, bei uns auch noch Jordanstag genannt, veranstaltet man ein symbolisches Baden und Waschen mit geweihtem Wasser. An diesem Tag soll Christus im Jordanfluss getauft worden und den Menschen erschienen sein. Daher auch die Bezeichnung "Erscheinungsfest" für diesen Feiertag. Übrigens schrieb bereits der alte griechische Historiker Prokopios im 4. Jh. über den eigenartigen Wasserkult der Slawen auf der Balkanhalbinsel. Sie glaubten an die reinigenden Wunderkräfte der Flüsse und Seen. Darauf begründet sich die Tatsache, dass alle Bräuche am Jordans- und Ivanstag mit dem Wasser zusammenhängen. In manchen Landesteilen nennt man beide Feiertage auch noch “Vodizi”, was so viel bedeutet, wie Tag des Wassers.

Am Jordanstag, wurde das uralte Ritual des Badens in einem naheliegenden Fluss oder See vollführt. Zuvor musste das Wasser vom Popen des Dorfes – so wird der orthodoxe Priester bei uns genannt, geweiht werden. Anschließend warf er ein Kreuz in den Fluss, das trotz der üblichen Winterkälte von den jungen Männern im Dorf aus dem Wasser herausgeholt werden musste. Dieser Brauch ist übrigens auch heute noch in Bulgarien zu beobachten. Es war und ist auch heute noch eine Frage der männlichen Ehre, das Kreuz aus dem kalten Wasser herauszuholen. Derjenige, dem es gelingt, sollte im neuen Jahr gesund und glücklich sein. Außerdem ernannte ihn der Pope zum Taufpaten des Dorfes. Anschließend gab der Pope den versammelten Menschen aus dem geweihtem Wasser zu trinken und hielt dabei das herausgeholte Kreuz in der Hand. Es war auch üblich, dass die Hausfrauen, die gekochten Weizen in die Kirche brachten, von dem geweihtem Wasser mit nach Hause nahmen, damit die Familie das ganze Jahr über gesund blieb. Die älteren Menschen, die am Ufer das Ritual beobachteten, mussten anschließend die Hände und das Gesicht mit dem geweihtem Wasser waschen.

Mit geweihtem Wasser werden am Jordanstag alle, die ihren Namenstag feiern, beglückwünscht. Die Kranken tauchten ihre Kleider in das heilende Wasser ein, um wieder gesund zu werden. Die unverheirateten Mädchen mussten sich das Gesicht waschen, um schön zu bleiben und im neuen Jahr zu heiraten.
Im alten Volksglauben gilt die Taufe des jungen Gottes als eine Art Geburt Christi, da er durch die Heilige Taufe so zu sagen zum neuen Leben erwacht. Außerdem fällt diese Gottestaufe mit dem heidnischen Glauben zusammen, am 6. Januar würden die so genannten „schwarzen Tage“ zu Ende gehen, wenn die bösen Kräfte wirken und ihr Unheil vertreiben.

Das rituelle Baden geht auch am darauffolgenden Tag, am Ivanstag, weiter. Am 7. Januar ehrt man den Hl. Johannes, der Christus getauft und das Erscheinungsfest prophezeit hat. Da der Heilige auch als Pate und Beschützer der jungen Familie gilt, ist es am Ivanstag wichtig, dass die jungen Brautpaare im geweihtem Fluss oder See baden gehen. Außerdem besuchten die Jungvermählten ihre Trauzeugen und brachten gekochten Weizen mit, den man bei uns an allen großen kirchlichen Festen mit Puderzucker und Nüssen zubereitet.

Die bulgarische orthodoxe Kirche feiert ebenfalls den Hl. Johannes, den Täufer. Es besteht eine uralte Tradition, die die etwa 50 Kirchen in Bulgarien, die den Namen des Heiligen tragen, auch heute noch pflegen. Am 7. Januar stellt man neben der Ikone Christi auch die Ikone des Hl. Johannes, der meist als einen Engel dargestellt ist.
Der letzte Feiertag in diesem winterlichen Festzyklus ehrt die alten Geburtshelferinnen, die früher trotz ihren jungen Jahren liebevoll „Omas“ genannt wurden. Deshalb heißt auch der 8. Januar bei uns Omastag. Nachdem am Jordans- und Ivanstag alle Dorfbewohner mit dem geweihtem Wasser gewaschen wurden, kamen am Omastag die Kinder an die Reihe. Die Geburtshelferinnen besuchten alle Familien, wo im vergangenen Jahr ein Baby auf die Welt gekommen war. Das Baby badete man in geweihtem Wasser, und die Geburtshelferin wünschte dem Kind ein langes, gesundes und glückliches Leben. Anschließend feierten die Mütter unter sich.

Redaktion: Vessela Vladkova

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