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Bulgarien verzeichnet niedrigste Jahresinflation seit zehn Jahren

Für 2009 meldete das Bulgarische Statistikamt mit 0,6 Prozent die niedrigste Inflationsrate der letzten zehn Jahre. Zudem verbilligten im vergangenen Jahr die Lebensmittel, ebenfalls ein Novum der letzten zehn Jahre. Daraus resultiert offenbar auch die niedrige Inflationsrate, denn Lebensmittel beeinflussen maßgebend den Verbraucherpreisindex. Die krisenbedingt rückläufige Nachfrage sorgt für fallende Preise. Für die grundlegenden Branchen haben die Experten vom Nationalen Statistikamt gute Nachrichten. Nach einem Jahr Abwärtstrend machten sich im Oktober und November die ersten Anzeichen für steigende Produktionszahlen in exportorientierten Sparten wie chemische Industrie, Maschinenbau und Textilindustrie bemerkbar.

„Analysten in Bulgarien, in der Europäischen Union und besonders in führenden Industrieländern wie Deutschland und Frankreich sind vorsichtig“, kommentiert Statistikamtschefin Mariana Kotzewa. „Der leichte Aufschwung könnte auf staatliche Subventionen für ausgewählte Branchen zurückzuführen sein. Die Frage nach dem Ende der Krise stellt sich nicht nur in Bulgarien sondern in allen EU-Staaten. Die Krise wirkt sich unterschiedlich auf die einzelnen Wirtschaftsbereiche aus. Während die Industrie leichte Aufwärtstrends verzeichnet, geht es in der Baubranche weiter bergab. Die Folge sind Zahlungsschwierigkeiten, rückläufige Produktion und Personalabbau.“

Der Dienstleistungssektor erwirtschaftet 60 Prozent der bulgarischen Wirtschaftsleistung und gewinnt zunehmend an Bedeutung. „Ohne die Dienstleistungen wäre die bulgarische Wirtschaft stark abgesackt“, kommentiert Statistikamtschefin Mariana Kotzewa weiter.

Die Inflationsrate ist ein makrowirtschaftlicher Indikator, der jedoch nicht für alle Haushalte gleich sein kann. Anlässlich des 130-jährigen Jubiläums des Bulgarischen Statistikamtes wurde auf der Internetseite der Institution ein Familienrechner installiert. Jeder kann seine monatlichen und jährlichen Einnahmen und Ausgaben eingeben und sich die ganz persönliche Inflationsrate des eigenen Haushalts berechnen lassen. Nur wenige Länder verfügen über derartige Rechner und zwar Bulgarien, Großbritannien, Deutschland, Holland und Russland. Auch Slowenien will einen solchen Rechner einführen.

Wie können die Verbraucher den Rechner für sich nutzen?

„Man könnte sich zum Beispiel Gedanken machen, wofür man sein Geld ausgibt“, erklärt Statistikamtschefin Mariana Kotzewa den Sinn des Rechners. „Man erfährt mehr über sich selbst, über sein Familienbudget. Sein eigenes Verbraucherprofil mit den Statistikdaten abgleichend, kann man feststellen, ob man zum statistischen Durchschnitt zählt. So gibt beispielsweise der Bulgare durchschnittlich etwas mehr als ein Drittel seines Einkommens für Lebensmittel aus. Selbst wenn sie nicht ihre persönliche Inflationsrate errechnen lassen, können sie ihr Familienbudget über die Ausgaben optimieren. Sie könnten beispielsweise berechnen lassen, wie viel Geld sie sparen würden, wenn sie mit dem Rauchen aufhören. Dieses Geld könnten sie beispielsweise für Bildung ausgeben. Sie könnten aber auch berechnen lassen, inwieweit erhöhte Bildungskosten das persönliche Budget belasten würden. Über die Statistikdaten kann man sogar sein persönliches Budget optimieren. Wir sind sehr gespannt, ob die Bevölkerung Interesse daran hat und wo sich Unterschiede ergeben.“

Da das Bulgarische Statistikamt an einem gemeinsamen Eurostat-Projekt über Marktbeobachtung teilnimmt, unterliegt der Verbraucherkorb für 2010 der Aktualisierung. Ein Teil der beobachteten Waren und Dienstleistungen fällt weg, andere kommen dazu. So wird etwa der Weinbrand durch Wodka ersetzt, „da die Haushalte Wodka bevorzugen.“ Es sieht ganz danach aus, als ob die Statistiker mit ihrem Leitspruch Recht behalten: „Die Statistik folgt dem Leben, um dieses wiederzuspiegeln.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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