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Bulgarien im „grünen Energie-Rausch“

Foto: Archiv
In Bulgarien boomt die grüne Energie. Nach dem EU-Beitritt des Landes im Jahre 2007 sind erneuerbare Energien auf dem Vormarsch. Die Europäische Union hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2020 16 Prozent ihres Stromes aus erneuerbaren Energien zu produzieren. Die Regierungen werben mit Präferenzen für „grüne Projekte“. Die Folge – rasant steigendes Investitionsinteresse für den Bau von Windparks und Sonnenkraftwerke.

Auch Bulgarien wurde von der Projektlawine erfasst. Geplant sind 8.000 Megawatt Windstrom sowie 4.000 Megawatt Solarstrom. Fachleuten zufolge könnten davon allerdings nur 1.800 Megawatt in das Stromnetz eingespeist werden. Zudem seien weitere Milliardenbeträge für den Anschluss der neuen Anlagen an das Stromnetz erforderlich. Gleichzeitig sind die Netzbetreiber und der Nationale Stromversorger NEK verpflichtet, den Strom aus erneuerbaren Energieträgern bevorzugt einzuspeisen als auch in die Modernisierung der Stromnetze zu investieren.

Der Anschluss von 100 Megawatt ans Stromnetz kostet Experten zufolge rund 20 Millionen Euro. Aufgrund seiner geografischen Lage ist Bulgarien nicht unbedingt der meist geeignete Standort für Wind- und Sonnenenergie. Das Potential für Windparks liegt bei 7 Prozent, für Sonnenkraftwerke bei 9 Prozent der Gesamtenergie.

„Die Branche boomt und erinnert an den Bauboom an der Schwarzmeerküste der letzten Jahre. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst und das ohne Rücksicht auf Verluste“, kommentierte unlängst Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow. Da dabei einige Auflagen übergangen wurden, will das Ministerium für Umwelt und Wasserwirtschaft nun ein zeitweiliges Moratorium für den Bau neuer Anlagen aus erneuerbaren Energien durchsetzen. So verschlinge etwa der Bau von Sonnenkraftwerken enorme Flächen fruchtbaren Ackerlandes, verlautete es aus dem Umweltministerium. Die Bulgarische Photovoltaik-Vereinigung protestiert entschieden gegen das Vorhaben der Regierung. Dies bedeute in den kommenden fünf Jahren Investitionsverluste von über einer Milliarde Euro sowie über 350 Millionen Euro entgangener Gewinn aus Waren und Dienstleistungen.

Um dem ehrgeizigen EU-Ziel nachzukommen, müsse Bulgarien alljährlich je 150 Megawatt Sonnen- und Windstrom an das Netz schließen, so die Experten. Nur zur Erinnerung – im vergangenen Jahr wurden Solaranlagen mit einer Gesamtleistung von lediglich 3 Megawatt gebaut.

Die Verzögerung der grünen Projekte könnte die fristgerechte Umsetzung der EU-Auflagen gefährden. Eine Studie des Zentrums für Demokratieforschung ergab, dass lediglich 13 Prozent aller bulgarischen Haushalte bereit sind, mehr Geld für teuren Ökostrom auszugeben. Die Ergebnisse belegen, dass weitere wirtschaftliche Anreize und Kampagnen erforderlich sind, um den Nutzen von grüner Energie zu popularisieren.

Bulgarien erarbeitet derzeit eine Strategie für erneuerbare Energien sowie Vorschriften für die Erteilung von Baugenehmigungen. Diese sollen bis zum 30. Juni in Brüssel vorgelegt werden. Von den Vorschriften erhoffen sich die Fachleute eine Eindämmung des „grünen Baubooms“ sowie des primären Negativeffekts, den die Präferenzen für ausländische Investoren ausgelöst haben.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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