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Heim und Freizeit: Der Knoblauch

Der Knoblauch wurde und wird als König der Gewürze gefeiert
Foto: Wikipedia
Heute möchte ich von einer Gewürz- und Heilpflanze erzählen, bei der sich die Gemüter meistens teilen - in bekennende Fans und absolute Feinde. Eine Pflanze, mit der man eher die südlichen Völker in Verbindung bringt und somit auch Bulgarien - die Rede ist vom Knoblauch. Manch einer wird jetzt sicherlich die Nase rümpfen und meinen - Igitt, was soll ich denn vom Knoblauch wissen müssen, der stinkt schrecklich und das reicht mir. Völlig zu Unrecht, wie Sie gleich erfahren werden.

Knoblauch gehört zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. Als seine Heimat gelten die Steppengebiete in Zentral- und Südasien. Von dort gelangte es über Persien und das Mittelmeer nach Europa. Es gibt Belege, dass die Menschen bereits vor 5000 Jahren Knoblauch als Nahrungs- und Heilmittel benutzt haben. In der altindischen Medizin, in Japan, China, in Babylonien und auch im alten Ägypten galt er als wichtiges Arzneimittel. Im Mittelalter setzten arme und reiche Leute den Knoblauch als Gewürz und Schutzmittel vor Vergiftungen und bösem Zauber ein. Angeblich sollte er die bösen Geister, Dämonen und Vampire abwehren. Knoblauchfeinde würden hier nun hämisch ergänzen, dass der Knoblauch nachweislich imstande ist, auch Freunde, Familie und Kollegen abzuwehren. Damit dies aber nicht passiert, gibt es einige Gegenmittel - beispielsweise rohe Petersilie, Kardamomsamen, Kaffeebohnen, Kerbel, Milch, Majoran, Dill, Gewürznelken, Pfefferminze oder einfach Pillen beim Apotheker.

Früher hat man es mit den Gerüchen offenbar nicht ganz so genau genommen. Die Athleten griffen einst während der Olympischen Spiele in Griechenland gern zum Knoblauch, denn er stärkte ihre Kraft und Ausdauer, war also so gesehen das Dopingmittel der Antike. Das gleiche gilt übrigens auch für die römischen Legionäre und Gladiatoren. Auch zur Steigerung der Potenz wird Knoblauch seit je her in vielen Kulturen eingesetzt.

Die Sumerer in Mesopotanien setzten ihn als fiebersenkendes Mittel ein, aus Furcht, vergiftet zu werden, nahmen die alten Römer regelmäßig Knoblauchsud als Gegengift ein. Überhaupt galt Knoblauch in der Antike als Allheilmittel und wurde von vielen namhaften Ärzten hoch gepriesen, beispielsweise von Hippokrates, Galenus und Avicenna. Selbst beim Bau der Pyramiden im alten Ägypten wurde den Arbeitern ein Teil ihrer täglichen Ration in Form von Knoblauch ausgezahlt, damit sie gesund und bei Kräften blieben und nicht dem Sumpffieber, diversen Bakterien und Parasiten zum Opfer fielen. Wenn sie wenig Knoblauch erhielten, streikten die Arbeiter und legten die Arbeit nieder.
Im Spätmittelalter wiederum wurde Knoblauch unter anderem auch gegen die Pest angewandt.

Das Gute am Knoblauch ist, dass er das ganze Jahr über erhältlich ist. In luftigen und trockenen Räumen kann er bis zu einem Jahr lagern. Knoblauch ist in vielen warmen und kalten Speisen einfach ein Muss. Egal ob in Suppen, Nudel- und Fleischgerichten, Salaten, Soßen oder in welcher Form auch immer - er gibt den Speisen den letzten Schliff.
Knoblauch schmeckt aber nicht nur gut, sondern ist auch sehr gesund. 1858 konnte Louis Pasteur seine antibakterielle Wirkung nachweisen. Seitdem haben sich viele kluge Köpfe mit der gesunden Knolle beschäftigt.

Mittlerweile ist bereits wissenschaftlich erwiesen, dass Knoblauch ein viel breiteres Wirkungsspektrum als die meisten Antibiotika hat und das auch noch ohne Nebenwirkungen. Hinzu kommt, dass die Krankheitserreger keine Resistenz entwickeln und die guten Bakterien im menschlichen Körper vom Knoblauch verschont werden.

Knoblauch enthält eine ganze Reihe von Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Enzymen und Schwefelverbindungen wie Allicin. Dem Allicin haben wir übrigens den üblen Geruch nach dem Verzehr von Knoblauch zu verdanken, zugleich aber auch die wundersame Wirkung auf unsere Gesundheit. Dank seiner Zusammensetzung ist Knoblauch unter anderem imstande, unser Blut zu verdünnen. Das Allicin hemmt die Blutgerinnung und bewahrt uns so vor Thrombose, Herzinfarkt und Schlaganfall. Knoblauch bekämpft wirksam Bakterien, Pilze, Viren, Parasiten und Würmer - selbst bei einer Verdünnung von bis zu 1:125.000 kann eine Knoblauchtinktur das Wachstum von Bakterien hemmen. Deshalb findet Knoblauch auch äußerlich breite Anwendung - bei Infektionen, Rheuma, Ekzemen oder aber auch, um lästige Warzen loszuwerden - zu diesem Zweck werden kleine Knoblauchscheibchen mittels Pflaster auf die Warze geklebt. Nach mehrtägiger Behandlung, bei der der Knoblauch immer wieder erneuert wird, sollen die Warzen dann abfallen.

Das unlängst im Knoblauch gefundene Germanium lässt die Wissenschaftler hoffen, dass sie bald imstande sein werden, auch Malaria und diverse Tumore mit Knoblauch zu bekämpfen.
Als wahres Allround-Talent stimuliert Knoblauch die Gallenproduktion, wirkt gefäßerweiternd, regt die Fettverbrennung an und kann den Blutfettspiegel wesentlich senken. Er unterstützt die Entgiftung bei Schwermetallvergiftungen mit Blei, Kadmium oder Quecksilber und wirkt auch dem Alterungsprozess entgegen.
Die Knollen enthalten auch Hormone, die ähnlich wie männliche und weibliche Sexualhormone wirken und deshalb als Aphrodisiakum gelten. So unromantisch es auf den ersten Blick auch erscheinen mag - Knoblauch sorgt für Lust und Leidenschaft. Vorausgesetzt natürlich, dass ihn beide Partner mögen. Doch das sei nur so am Rande erwähnt.

Langer Rede kurzer Sinn - egal ob Sie an Diabetes, Bluthochdruck, Lungen- oder Herzschwäche, Potenzstörungen, Infektionen oder Hautkrankheiten leiden - Sie sollten sich des Knoblauchs erinnern und täglich zwei bis drei frische Knoblauchzehen verzehren. Der Genuss von Knoblauch verändert allerdings den Geruch von Atem und Haut und das müssen die Knoblauchfreunde leider in Kauf nehmen.
Wenn Sie aber nicht zu den Freunden der weißen Knolle gehören und Knoblauch Ihnen nicht schmeckt oder Sie seinen Geruch nicht ausstehen können, dann sollten Sie sich wenigstens in die Apotheke begeben und sich Knoblauch in Form von Pillen oder Perlen besorgen, die Ihnen bei gesundheitlichen Problemen bestimmt wieder auf die Sprünge helfen.

Zu den größten Knoblauchproduzenten gehören China, Indien, Südkorea, Russland, die USA, Ägypten und Spanien. Knoblauch mag Sonne und Wärme und gedeiht deshalb in südlicheren Gefilden besser, so auch in Italien und Frankreich, woher ein Großteil des Knoblauchs in Deutschland kommt. In Bulgarien wird Knoblauch in eher kleinen Mengen angebaut, meistens im Garten, für den Eigenbedarf. Natürlich gibt es auch Bauern, die ihn auf größeren Flächen züchten, vor allem in den Regionen um Burgas, Jambol, Schumen, Weliko Tarnowo und Plowdiw. In der Stadt Gorna Orjahowiza gibt es eine Versuchsstation, wo Knoblauch für die Aussaat gezüchtet wird. Dort wurden übrigens auch zwei bulgarische Knoblauchsorten entwickelt - die Sorten Sdrawez und Ines. Auf dem Markt ist bulgarischer Knoblauch aber eher eine Rarität. Da sein Anbau nicht ins Gewicht fällt, gibt es keine aktuelle Statistik aus den letzten Jahren. 2002 allerdings wurden hierzulande rund 3800 Tonnen Knoblauch angebaut. Im Jahr verputzt ein Bulgare durchschnittlich ein Kilogramm Knoblauch und da die heimische Produktion nicht ausreicht, werden die benötigten Mengen hauptsächlich aus China, Polen und der Türkei importiert. Die Knollen aus China sind zwar groß, haben aber kein rechtes Aroma und sind höllisch scharf. Nicht so zäh und weitaus milder schmeckt der heimische Knoblauch. Übrigens essen die Bulgaren nicht nur die Knoblauchzehen, sondern auch den jungen Lauch - Anfang März bis Mitte Mai lassen sich unter Zugabe der frischen Lauchfedern herrliche Frühlingssalate zaubern. Und es gibt auch Leute, die Knoblauch einlegen - das Verfahren gleicht in etwa dem von Senfgurken, nur dass der Knoblauch nicht sterilisiert wird. Es schmeckt köstlich und ungewohnt. Das einzige Minus auch bei dieser Art der Zubereitung - die leidige Knoblauchfahne nach dem Verzehr.

Auch in Deutschland erfreut sich Knoblauch wachsender Beliebtheit. Jeder Dritte isst ihn bereits regelmäßig, obwohl ihn andererseits jeder fünfte überhaupt nicht mag. Der Knoblauch auf dem deutschen Markt stammt hauptsächlich aus Frankreich, Spanien, Italien, Argentinien und China. 2009 wurden 18.000 Tonnen Knoblauch nach Deutschland importiert - um 7,3 Prozent mehr als im Vorjahr und rund ein Drittel mehr als vor zehn Jahren. Im Schnitt verzehren die Deutschen im Jahr ca. 200 Gramm Knoblauch pro Haushalt. Zwar hinken sie uns in dieser Hinsicht noch deutlich hinterher, aber es kann ja noch werden. Auf jeden Fall ist es ein großer Schritt nach vorn im Vergleich zu früher, wo Knoblauch total verpönt war und so mancher Ausländer schnöde als Knoblauchfresser abgetan wurde. Mittlerweile empfiehlt selbst das Bundesgesundheitsamt als mittlere Tagesdosis ein Äquivalent von 4 Gramm Frischknoblauch oder 600 bis 900 Milligramm Knoblauchpulver am Tag.

Vielleicht fragen Sie sich nun, wie man in Bulgarien Knoblauch verzehrt - wir geben ihn in diverse Suppen und Hauptgerichte, essen ihn zuweilen aber auch so zu den anderen Speisen, indem wir einfach an der naturbelassenen Knoblauchzehe knabbern. Die meisten bulgarischen Hausfrauen zerkleinern den Knoblauch mit etwas Salz im Mörser, manche greifen neuerdings auch zur Knoblauchpresse. Die so entstandene Knoblauchpaste wird für manche Gerichte dann mit Essig verdünnt und zu Suppen serviert - bevorzugt zu Linsensuppe und zur berühmt-berüchtigten Kuttelnsuppe, die uns Europa so gern abgewöhnen möchte. Allerdings wehren sich unsere Landsleute entschieden gegen Europas Vorhaben - denn Kuttelnsuppe mit viel Knoblauch ist ein wahres Lebenselixier, das Körper und Geist stärkt, insbesondere wenn man am Vorabend einen über den Durst getrunken hat. Aber auch aus der bulgarischen Joghurtsuppe ist Knoblauch nicht wegzudenken. Wenn Knoblauch in roher Form nicht Ihr Ding ist, liebe Hörer, dann sollten Sie vielleicht erst einmal versuchen, Ihr Hähnchen oder Ihre Schnitzel vor dem Salzen und Braten einfach mit einer geteilten Knoblauchzehe einzureiben. Sie werden sich wundern, wie zart und pikant das Fleisch danach schmecken wird. Und den Geruch auf den Fingern werden Sie am besten mit frischer Zitrone oder Stahlseife wieder los.

Und zu guter Letzt will ich wieder mit ein paar Kuriositäten und Wissenswertem aufwarten:
- 1989 wurde der Knoblauch in Deutschland zur Arzneipflanze des Jahres gewählt;
- In vielen Ländern werden Knoblauch-Festivals veranstaltet, darunter in den USA, Großbritannien und Tschechien. Dabei werden schmackhafte Gerichte mit oder aus Knoblauch serviert, selbst Schoko-Brezeln und Eiscreme mit Knoblauch gibt es da zum Nachtisch. Es werden Knoblauchmessen organisiert, die Besucher können sich im Knoblauchweitspucken oder Knoblauchlauf versuchen oder die Knoblauchhymne mitsingen. Knoblauch hat eben konsequente Fans überall auf der Welt.
- Bei meinen Recherchen habe ich übrigens mit Erstaunen erfahren, dass sich der Knoblauch mit unterschiedlichen Pflanzen nicht gleich gut verträgt - wie bei den Menschen also sind die Beziehungen nicht immer gutnachbarlich. Als gute Nachbarn des Knoblauchs gelten Erdbeeren, Gurken, Himbeeren, Kartoffeln, Möhren, rote Rüben, Johannisbeeren, Tomaten, Lilien und Tulpen und zu den schlechten Nachbarn gehören Kohl, Erbsen und sonstige Hülsenfrüchte, denn sie bilden Stickstoff, der das Wachstum vom Knoblauch behindert. Also auch darauf sollte man bei Pflanzen von Knoblauch achten.
- Schädlinge werden durch den Knoblauchgeruch vertrieben und man kann ihn somit als natürliches Abwehrmittel benutzen. Vor allem Rosen mögen die Nachbarschaft von Knoblauch, denn dieser hält Blattläuse von der Königin der Blumen fern.
Und als König der Gewürze wurde und wird der Knoblauch gefeiert - noch ein Grund mehr, sich nicht zu scheuen, ihn zu essen oder wenigstens aus rein medizinischer Sicht in Form von Kapseln, Tinkturen etc. einzunehmen. Für welche Variante Sie sich auch entscheiden mögen, ob mit oder ohne Knoblauch - ich wünsche Ihnen beste Gesundheit und gute Laune!

Um die Sendung zu hören, klicken Sie bitte auf den Titel neben dem Audiosymbol.
По публикацията работи: Rossiza Radulowa


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