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Zukunft der großen Energieprojekte in Bulgarien mit russischer Beteiligung

„Bulgarien hat das Kernkraftwerksprojekt Belene nicht fallen lassen“, versicherte der bulgarische Wirtschafs- und Energieminister Trajtscho Trajkow.
Foto: Tanja Harisanowa
„Bulgarien hat das Kernkraftwerksprojekt Belene nicht fallen lassen“. Das versicherte der bulgarische Wirtschafs- und Energieminister Trajtscho Trajkow auf einer Sonderpressekonferenz, auf der er zusammen mit Ministerpräsident Bojko Borissow über die wichtigsten Energieprojekte mit russischer Beteiligung Auskunft gab. Anlass dafür sind die verschiedenen Kontoversen in der Öffentlichkeit zu den drei Großprojekten: AKW „Belene“, Erdölleitung „Burgas-Alexandroupoulis“ und Gaspipeline „Südstrom“.

Borissow zeigte sich überzeugt, dass sein Kabinett das zweite bulgarische Kernkraftwerk bei Belene an der Donau realisieren kann und noch dazu billiger, als veranschlagt. Was den Bau der Erölleitung zwischen den bulgarischen Schwarzmeerhafen Burgas und dem griechischen Alexandroupoulis an der Ägäis angeht, zeigte sich Borissow ebenfalls sicher, hierbei allerdings, dass das Vorhaben aus ökologischer Sicht scheitern werde. Zudem sei es für Bulgarien unrentabel. Falls wir uns aber aus diesem internationalen Projekt zurückziehen sollten, drohen uns Sanktionen in Höhe von 300 Millionen Euro.

Das umstrittenste Projekt ist und bleibt aber das zweite bulgarische Kernkraftwerk, dessen Grundsteinlegung bereits in den Zeiten des Sozialismus erfolgte. Bisher hat das Vorhaben umgerechnet eine Milliarde Euro geschluckt und ist drauf und dran sich in die größte Investruine Bulgariens zu verwandeln. Soll es nun tatsächlich doch noch fertiggestellt werden?
„Das wird vom Markt abhängen, denn wir haben seit unserem Regierungsantritt angekündigt, dass wir darin keine öffentlichen Gelder mehr investieren wollen“, kommentierte Wirtschafs- und Energieminister Trajkow. „Die Ausgaben beschränken sich auf ein Minimum und es werden keinerlei Mittel einfließen, solange die Finanzierungsstruktur unklar bleibt. Ziel ist, einen hochwertigen Investor zu finden, der das Risiko abfangen und den Nutzen des Projekts kalkulieren kann. In den kommenden Tagen erwarten wir die Angebote der Kandidaten für den Posten des Beratungsunternehmens.“

Dieses Unternehmen soll die Finanzierungsstruktur vorschlagen und entsprechend Investoren für den Kernkraftwerksbau ausfindig machen. Interesse haben bereits einige internationale Finanzanstalten gezeigt. Hat das Vorhaben aber angesichts der Krise überhaupt Chancen, einen zuverlässigen Investor zu finden?
Mit dieser Frage wandten wir uns an den Energieexperten Prof. Atanas Tassew.
„Das Kernkraftwerk „Belene“ ist gerade der richtige Ort für Investitionen“, ist der Experte überzeugt. „Die russische Seite hat vor einem Jahr den Beweis dazu geliefert – das Projekt sollte staatlich garantiert werden, was andeutet, dass der Kapitalrückfluss als sicher gilt.“

Wie ist es nun aber um die anderen Großvorhaben mit russischer Beteiligung bestellt?
„Ich habe bereits im vergangenen Jahr darauf aufmerksam gemacht, dass das Projekt für den Bau der Erdölleitung „Burgas-Alexandroupoulis“ nicht verwirklicht werden wird“, erklärt Atanas Tassew. „Der russische Projektpartner hat deutliche Zeichen gegeben, dass wir uns auch zurückziehen können, was sicher dem Gemunkel ein Ende bereiten wird, dass wir der Balkan-Politik Russlands folgen. Das Projekt wird ganz einfach scheitern, weil die Pipeline durch Territorien führen würde, die in das Netz „Natura 2000“ integriert sind.“

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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