Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Gesetz über EU-Mittel soll ihre Nutzung erhöhen

Am 1. September fand in Sofia eine Diskussionsrunde statt, auf der der Zwischenbericht zur Nutzung der EU-Mittel in diesem Jahr besprochen wurde.
Foto: Tanja Harisanowa
„Ist ein Gesetz über die Nutzung der EU-Fonds notwendig?“ Mit dieser rhetorischen Frage wandte sich die bulgarische Parlamentspräsidentin Zezka Zatschewa an die Teilnehmer einer Diskussionsrunde, auf der der Zwischenbericht zur Nutzung der EU-Mittel in diesem Jahr besprochen wurde.

Das Dokument war vom Parlamentsausschuss zu europäischen Fragen und der Kontrolle über die EU-Mittel vorgelegt worden. 21 Programme werden in Bulgarien mit EU-Mitteln finanziert. Sie betreffen die verschiedensten Gebiete, darunter die Anpassung an die EU-Gesetzgebung, die Entwicklung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, der Landgemeinden, der Wirtschaftskontakte in fast allen Bereichen, die Vollanwendung des Schengener Abkommens u.a. Der Einsatz der europäischen Mittel wird vor allem jedoch dadurch erschwert, dass in Bulgarien klare Regeln und Mechanismen zu ihrer Anwendung fehlen. Trotz allem hat sich innerhalb eines Jahres die Lage etwas gebessert – es werden erfolgreich mehr Mittel abgerufen. Von den Operativen Programmen im Rahmen des Ziels "Konvergenz" mit einem Fonds von acht Milliarden Euro wurden bis Ende Juni etwa 562 Millionen Euro ausgezahlt. Die meisten Mittel konnten zur Förderung der Konkurrenzfähigkeit der heimischen Wirtschaft abgerufen werden. Auch andere Programme laufen besser, wie beispielsweise das zur regionalen Entwicklung. Laut dem Bericht des Parlamentsausschusses zu europäischen Fragen und der Kontrolle über die EU-Mittel wurden sieben mal mehr Gelder der Europäischen Union genutzt.

„Dieses Jahr fing gut an, erinnert man sich an die vorherigen Probleme“, sagt Tomislaw Dontschew, Minister für EU-Mittelnutzung. „Es gibt etliche Anlässe für Optimismus. Wenn wir von einer besseren Nutzung sprechen, dann müssen wir unbedingt hinzufügen, dass es sich dabei um eine anhaltende Tendenz handelt und nicht um eine einmalige Besserung. In den letzten Monaten zahlen wir monatlich im Durchschnitt fünf Millionen Euro aus. Allein in der letzten Augustwoche waren es sogar 17 Millionen.“

Zu den Teilnehmern an der Diskussionsrunde gehörte auch der in Sofia akkreditierte spanische Botschafter Jorge Fuentes. Er teilte die Erfahrungen seines Landes mit:
„Wir haben keinen einzigen Euro von den Mitteln eingebüßt, die uns zur Verfügung gestellt wurden. Es ist auch für Bulgarien sehr wichtig, diesem Beispiel zu folgen“, betonte Botschafter Fuentes. „Im Verlauf von zehn Jahren hat Spanien Mittel im Umfang von einem Prozent seines Bruttoinlandsproduktes erhalten. Bulgarien hat ein Recht auf drei mal mehr – d.h. drei Prozent seines Bruttoinlandsproduktes. Allein mit diesem einen Prozent konnten wir Spanien verändern. Bulgarien mit seinen drei Prozent muss also drei mal mehr schaffen. Verliert keinen einzigen Euro der angebotenen Mittel! Wir werden euch dabei unterstützen“, versicherte der spanische Botschafter.

„Das, was wir innerhalb eines Jahres geschafft haben, ist ausgesprochen wichtig“, betonte ihrerseits Monika Panajotowa, Vorsitzende des Parlamentsausschusses zu europäischen Fragen und der Kontrolle über die EU-Mittel. Sie sieht im Erreichten eine überzeugende Motivation für weitere Erfolge in dieser Richtung.
„Der Anstieg bei den ausgezahlten, wie auch vereinbarten Mittel ist mehr als spürbar und das muss uns dazu anregen, die Gelder beschleunigt abzurufen“, sagt Panajotowa weiter. „Das Koordinationssystem zeitigt Erfolge, die Kommunikation und die Zusammenarbeit mit Brüssel ist besser geworden und dient vor allem dazu, die Probleme bereits in ihrer Entstehungsphase zu erkennen und zu bekämpfen. Wir sind darum bemüht, klare Regeln zur Nutzung der EU-Gelder zu schaffen. In Vorbereitung ist ein Gesetz über die Nutzung von EU-Mitteln, das die bestehenden 20 Bestimmungen der Regierung beinhalten wird, so dass eine bessere Kontrolle über die Nutzung der Mittel, eine Optimierung der Abrufprozedur und ein besserer Schutz der Interessen der Geber gewährleistet werden kann“, sagte Monika Panajotowa abschließend.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Das Dorf Radewo

Survivor auf Bulgarisch oder wie die Bewohner von Radewo ihren Alltag meistern

Das Dorf Radewo liegt im Nordosten Bulgariens, 30-40 Minuten von der bulgarischen Schwarzmeermetropole und Touristenstadt Warna entfernt. Dieser kleine Ort zählt  nicht mehr als 60 Einwohner, die meisten davon über 60-70 Jahre alt. Das Leben in..

veröffentlicht am 20.07.24 um 11:15

Fast die Hälfte der jungen Menschen in Bulgarien hat an EU-Wahl teilgenommen

Rund 45 Prozent der wahlberechtigten jungen Menschen in Bulgarien haben bei den Wahlen zum Europäischen Parlament am 9. Juni ihre Stimme abgegeben. Die Daten stammen aus dem Projekt "Youth Participation in Democratic Life" in Zusammenarbeit mit dem..

veröffentlicht am 15.07.24 um 16:50

Zahl medizinischer Fachkräfte in 15 Jahren um 40 Prozent zurückgegangen

Die Zahl der Fachkräfte im Gesundheitswesen in bulgarischen Krankenhäusern geht drastisch zurück. Nach Daten, die während des Nationalen Krankenpflegertreffens am 10. Juli in Sofia vorgestellt wurden, ist die Zahl der medizinischen Fachkräfte in..

veröffentlicht am 11.07.24 um 08:15