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2020 soll es in Bulgarien um 260.000 weniger arme Menschen geben

Mit weniger als 105 Euro monatlich muss fast jeder Vierte in Bulgarien auskommen – das sind Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, ein nicht geringer Teil der Rentner, viele kinderreiche Familien, Alleinerziehende und Menschen mit Behinderungen.
Foto: BGNES
Über 80 Millionen Europäer leben unter der Armutsgrenze, zeigen Angaben von Eurostat. Das macht etwa 15 Prozent der Gesamtbevölkerung unseres Kontinents aus. Bulgarien ist das ärmste EU-Land. Knapp ein Viertel der 7,5 Millionen Bulgaren sind arm. Was bedeutet das und was unternimmt Bulgarien im europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung?

Die Armutsgrenze liegt in Bulgarien bei 105 Euro monatlich. Mit weniger Geld muss fast jeder Vierte in Bulgarien auskommen – das sind Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, ein nicht geringer Teil der Rentner, viele kinderreiche Familien, Alleinerziehende und Menschen mit Behinderungen. Diese Risikogruppen verspüren zusätzlich finanzielle Schwierigkeiten wegen der Wirtschaftskrise, deren Tief Bulgarien voraussichtlich in diesem Winter erreicht. Armut bedeutet nicht nur, dass man kaum ausreichend Geld für das täglich Brot hat; Armut bedeutet oft auch, dass man keinen Zugang zur medizinischen Versorgung und zur Bildung hat. Das gemeinsame EU-Ziel ist es, die Zahl der armen Menschen bis 2020 um 20 Millionen zu senken. Im EU-Papier 2020 hat jedes EU-Land seine konkreten Vorhaben zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung festgelegt. Bulgarien setzt dabei auf Beschäftigung und Ausbildung. 2020 soll es in Bulgarien um 260.000 weniger arme Menschen geben, steht im Strategiepapier des bulgarischen Arbeits- und Sozialministeriums.

"Um dieses Ziel zu erreichen, rechnen wir nicht nur mit der Finanzierung aus dem nationalen Staatshaushalt, sondern auch aus dem EU-Programm zur Förderung der menschlichen Ressourcen", sagt der stellvertretende Arbeits- und Sozialminister Krassimir Popow. "Dadurch werden Fort- und Ausbildungsprogramme finanziert sowie Projekte, die die Arbeitnehmer flexibler und mobiler auf dem Arbeitsmarkt machen. Eine höhere Beschäftigung kann man jedoch nur dann erreichen, wenn es dem Land wirtschaftlich gut geht", meint Krassimir Popow.

Im nächsten Jahr wird der gesetzlich festgelegte Mindestlohn voraussichtlich erhöht. Von momentan 120 Euro soll er um 15 Euro monatlich angehoben werden. Diese konkrete Maßnahme erreicht jedoch nur eins – sie erleichtert die soziale und finanzielle Lage der Beschäftigten, wirkt sich auf die Arbeitslosen aber nicht aus. Deshalb soll auch das Arbeitslosengeld steigen und bis zu 60 Prozent des zuletzt bezogenen Gehalts erreichen. Eine oft vergessene sozialschwache Bevölkerungsgruppe bilden die Menschen mit Behinderungen. Das Arbeits- und Sozialministerium sieht deshalb vor, ein minimales Packet an medizinischen und sozialen Dienstleistungen zu garantieren – dadurch sollen unter anderem bestimmte medizinische Untersuchungen je nach Krankheitsbild und Zugang zu verschiedenen Bildungsmaßnahmen sicher gestellt werden. Eine Gesetzesänderung soll den Sozialhilfeempfängern unter die Arme greifen, indem die befristete Auszahlung der Sozialhilfe zwar aufgehoben wird, sie aber an gemeinnützige Arbeit des Sozialhilfeempfängers an 14 Tagen im Monat gekoppelt wird, vorausgesetzt, es handelt sich um eine Person im Arbeitsalter. Über 10.000 Menschen werden in diesem Winter zum ersten Mal die Möglichkeit haben, in neuen Armenküchen im ganzen Land mindestens eine warme Mahlzeit am Tag zu bekommen. Doch, das alles sich Maßnahmen, die den bereits verarmten Menschen helfen. Wie soll jedoch die Armut vorgebeugt werden?

"Das allergrößte Problem, das wir mit der Armut in Bulgarien haben, ist die Bildungslosigkeit, und dieses Problem entwickelt sich lawinenartig schnell", behauptet Lalko Dulewski, Vorsitzender des Bulgarischen Wirtschafts- und Sozialrats. "Zu viele Kinder verlassen die Schule ohne Abschluss, und da müssen wir anfangen, um die vorprogrammierte Armut zu bekämpfen. Es ist nicht zu erwarten, dass die Arbeitgeber ungebildete und unqualifizierte Menschen einstellen."

Übersetzung: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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