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Perspektiven für das bulgarische Kernenergiewesen

Das Belene-Projekt in Erwartung seiner Zukunft
Foto: Tanja Harisanowa
In der kommenden Woche werden in Bulgarien Experten des russischen AKW-Bauers „Atomstroyexport“ erwartet. Sie werden in Zusammenarbeit mit der Nationalen Elektrizitätsgesellschaft NEK die finanzielle Seite der Errichtung des zweiten bulgarischen Kernkraftwerkes bei Belene an der Donau besprechen.

Innerhalb von zwei, drei Wochen soll endlich Klarheit über den Endpreis zum Bau des Atommeilers herrschen. Rund 150 verschiedene Kosten für Montage, Zulieferung und anderes sollen näher unter die Lupe genommen werden. Im Januar 2008 war mit „Atomstroyexport“ ein Bauvertrag über fast vier Milliarden Euro abgeschlossen worden. Zwei Jahre später erfolgte eine Revision des Vertrages und plötzlich sollte der Bau 6,3 Milliarden Euro kosten. Experten gehen davon aus, dass der tatsächliche Baupreis sogar zwischen zehn und zwölf Milliarden liegen werden, vergleicht man ähnliche Vorhaben in der Europäischen Union und der Türkei. Das Projekt scheint auszuufern und ist kostenintensiver als die gesamten EU-Mittel für Bulgarien für den Zeitraum 2007 bis 2013. Der Minister für Wirtschaft, Energiewesen und Fremdenverkehr Trajtscho Trajkow betonte, dass jedes Großprojekt finanziell gerechtfertigt sein muss. In der aktualisierten nationalen Energiestrategie Bulgariens ist die Verwirklichung von 2.000 Megawatt Atomstrom vorgesehen. Zwei Varianten stehen zur Auswahl: entweder es wird das seit Jahrzehnten geplante zweite Kernkraftwerk bei Belene gebaut, oder es werden zwei neue Reaktoren im bestehenden Kernkraftwerk bei Kosloduj errichtet.

„Wir wollen nicht die Möglichkeiten eingrenzen“, versicherte Minister Trajkow. „Beim Belene-Projekt werden die Entscheidungen schrittweise getroffen, da sie finanziell abgesichert sein müssen. Falls das Projekt letztendlich fallengelassen werden sollte, bleibt uns die Möglichkeit des Baus zweier neuer Reaktorblöcke im AKW Kosloduj.“

Experten empfehlen, dass für den Bau des Kernkraftwerks bei Belene ein Investor herangezogen werden soll, der genügend Erfahrungen bei der Errichtung von AKWs hat, gleichzeitig aber nicht mit dem russischen Unternehmen „Atomstroyexport“ in Verbindung steht, das das Projekt umsetzten soll. Am Vorabend der Verhandlungen mit dem russischen AKW-Bauer wurde in Sofia ein Forum zum Thema „Kernenergiewesen und gutes Management“ veranstaltet.

Minister Trajtscho Trajkow umriss in seinen Ausführungen die drei Prioritäten: Umstrukturierung der staatlichen Gesellschaften, Erhöhung der Energieeffektivität und des Anteil an erneuerbaren Energieträgern und Entwicklung der großen Infrastrukturprojekte. Es ist aber ganz offensichtlich, dass Bulgarien nicht über die Mittel verfügt, um alle Energie-Großprojekte umzusetzen. Welche aber wieder in der Schublade verschwinden werden, ist noch nicht raus. Jene Projekte, die mit EU-Mitteln mitfinanziert werden, haben größere Chancen, verwirklicht zu werden. Unter den geplanten Energievorhaben besitzen jene eine besondere Bedeutung, die eine höhere Energieeffektivität anstreben, wie auch der zweite Kernkraftwerksbau, die Verlängerung der Lebensdauer des AKW Kosloduj, die Nutzung der eigenen Gasvorkommen und die Kopplung unseres Gasnetzes an die der Nachbarländer. Nicht an letzter Stelle stehen die Pipelineprojekte „South Stream“ und „Nabucco“.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
По публикацията работи: Tanja Harisanowa


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