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Preis- und Lohnentwicklung aus der Sicht von Gewerkschaftsexperten

Laut Angaben des Zentrums für Sozial- und Gewerkschaftsstudien sind die Lebenskosten der Bulgaren im Vorjahr um 6,4 Prozent gestiegen.
Foto: BGNES
Immer mehr Bulgaren geraten unter die Armutsgrenze, alarmieren die Gewerkschaften. Laut Angaben des Zentrums für Sozial- und Gewerkschaftsstudien beim Dachverband der unabhängigen Gewerkschaften KNSB seien die Lebenskosten der Bulgaren im Vorjahr um 6,4 Prozent gestiegen. In die Höhe geschnellt sind vor allem die Lebensmittelpreise sowie die Preise für lebenswichtige Dienstleistungen. Teurer geworden sind Mehl, Brot, Käse, diverse Gemüsesorten, Gas und Strom sowie die festen Brennstoffe. Allein die Kraftstoffpreise sind um 21 Prozent gestiegen. Gleichzeitig sind die Gehälter im Jahresvergleich unverändert geblieben oder gesunken.

„Während die Preise kräftig anziehen, stagnieren die Einkommen der Haushalte und verzeichnen im dritten Quartal sogar einen rückläufigen Trend“, sagt Ljuben Tomew, Chef des Zentrums für Sozial- und Gewerkschaftsstudien beim Dachverband der unabhängigen Gewerkschaften KNSB. „Entgegen der Behauptungen von steigenden Durchschnittsgehältern machen sich die hohen Arbeitslosenzahlen in den Einkommen der Haushalte bemerkbar. Die Sparmaßnahmen der Haushalte begründen sich einerseits auf steigende Preise und andererseits auf den nominalen Rückgang ihrer Einkommen.“

Experten zufolgen waren Ende 2010 für den Unterhalt einer vierköpfigen Familie umgerechnet rund 1.000 Euro erforderlich. Nicht viele bulgarische Familien verfügen über derartige Einkommen. Deshalb wurde auf eventuelle Spareinlagen zurückgegriffen oder das Familienbudget im Rahmen des Nötigsten umstrukturiert. Wenn auf den Schultern der Familie darüber hinaus ein Kredit lastete, so war dessen Tilgung beinahe unmöglich. 18 Prozent der Kredite sind bereits als notleidend eingestuft.

Ljuben Tomew zufolge leben derzeit 27 Prozent der bulgarischen Haushalte unter der Armutsgrenze. In den Jahren vor der Krise waren es rund 21 Prozent.

„Es zeichnen sich zwei Tendenzen ab. Mit zunehmender Verarmung vertieft sich die Armut an sich, d.h. die Armen werden im Vergleich zu den Gutverdienern noch ärmer. Die Polarisierung der Gesellschaft nimmt zu.“

Vom Dachverband der unabhängigen Gewerkschaften KNSB wurde errechnet, dass in 87 Prozent der Unternehmen die Durchschnittsgehälter im Vorjahr gleich geblieben sind. Die restlichen Firmen verzeichnen steigende Löhne und entsprechend steigende Produktionszahlen und Absatz. Gleichzeitig verloren im Vorjahr 313.000 Menschen ihre Arbeit. Davon habe sich jedoch lediglich 120.000 bei den Arbeitsämtern gemeldet. Die restlichen fallen in die Gruppe der Entmutigten und versuchen ihr Glück in der Schattenwirtschaft oder wandern aus.

Laut KNSB-Präsident Plamen Dimitrow seien die Gewerkschaften dafür, den Mindestlohn ab dem 1. Juli auf 145 Euro anstatt der bisherigen 120 Euro anzuheben. Der zweite Vorschlag, den die Gewerkschaften Arbeitgebern und Regierung unterbreiten wollen, ist die Wiedereinführung einer empfohlenen Mindestindexierung für Löhne.
Steigende Gehälter würden den Binnenkonsum ankurbeln und so dazu beitragen, die Krise schneller zu bewältigen. „Wir denken, dass die Zeit reif ist für eine Mindestindexierung der Löhne, trotz schwacher Anzeichen der Erholung in diversen Bereichen der Realwirtschaft“, begründet Plamen Dimitrow das Anliegen der Gewerkschaften.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Milka Dimitrowa


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