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Dr. Petar Beron – der Aufklärer-Enzyklopädist

Am 21. März d.J. war der 140. Todestag von Dr. Petar Beron - bemerkenswerter bulgarischer Wissenschaftler und Erzieher und ein großer Name der bulgarischen Aufklärung. Er wurde in der bulgarischen Gebirgsstadt Kotel in einer wohlhabenden und geachteten Familie geboren. Sein echter Name war Petar Chadschiberowitsch.

Портрет на Петър Берон, художник Николай Павлович
Er lernte zuerst in einer Klosterschule in seiner Heimatstadt, was die einzige Bildungsmöglichkeit für die Bulgaren unter der osmanischen Fremdherrschaft war. Anfang des XIX. Jahrhunderts wurde sein Vater während eines der russisch-türkischen Kriege von den Türken ausgeraubt und ruiniert. Der junge Petar Beron musste in einem Tuchgeschäft arbeiten. Als er eine gewisse Summe gesammelt hatte, ging er nach Bukarest ins benachbarte Rumänien, um an einer angesehenen griechischen Schule zu lernen. Dann begann er in einer anderen rumänischen Stadt Brașov (deutsch Kronstadt) als Privatlehrer für die Kinder des reichen Bulgaren Anton Jovanovic zu arbeiten. Mit seiner finanziellen Unterstützung gab er 1824 das erste neu-bulgarische Lehrbuch heraus, die „Fibel mit unterschiedlichen Belehrungen“, die auch „Die Fischfibel“ genannt wird, weil auf ihrem Umschlag ein Wal abgebildet ist. Dieses Lehrbuch stellt den Beginn der weltlichen Bildung in unserem Land dar. 
Petar Beron begleitete die Kinder seines Wohltäters bei ihrem Studium in Deutschland, studierte Philosophie in Heidelberg, wo es eine Gedenktafel für ihn gibt. Er studierte Medizin in München und machte seinen Doktor. Petar Beron ließ sich in Craiova in Rumänien nieder, wo er 9 Jahre Medizin praktizierte.

1939 gründete er mit Verwandten eine Handelsgesellschaft und wurde dadurch reich. Mit diesem Geld und den Einkünften von seinem Landgut finanzierte Petar Beron seine weitere wissenschaftliche Arbeit, lebte hauptsächlich in Paris, London, Wien und Athen. Sein Leben nahm 1871 ein tragisches Ende durch in seinem Gut in Craiova eingedrungene Mörder. Wahrscheinlicher Grund waren die Streitigkeiten  über sein Erbe. Petar Beron lebte sehr bescheiden, ohne Familie und Kinder. Seinen gesamten Besitz wollte er der bulgarischen Bildung hinterlassen. Zu seinen Lebzeiten machte er zahlreiche Schenkungen für bulgarische Schulen.
Das Leben von Petar Beron könnte die Grundlage für einen Roman bilden. Er hat sehr viel für die Wissenschaft getan. Viele seiner Ideen konnten in seiner Zeit keine praktische Anwendung finden. Er hat 20 wissenschaftliche Abhandlungen mit einem Gesamtumfang von 10.000 Seiten auf vielen Wissensgebieten verfasst: Physik, Chemie, Meteorologie, Geologie, Philosophie usw. Zu jener Zeit war die Epoche der Enzyklopädisten in Westeuropa schon vorbei. Aber verschiedene Nationen, wie unsere, deren Wiedergeburtzeit sich verspätet hat (bei uns wegen der osmanischen Fremdherrschaft) brachten vielseitig begabte Persönlichkeiten hervor. Petar Beron strebte die Schaffung eines allgemeinen Systems der Wissenschaften und das fand in seinem Hauptwerk „Panepistemie“ („Allwissenschaft“) seinen Ausdruck.

Er sprach 9 Sprachen und schrieb in fünf von ihnen. 1855 erschien z.B. in Prag in deutscher Sprache sein Buch: Slawische Philosophie enthaltend die Grundzüge aller Natur- und Moralwissenschaften nebst einem Anhang über die Willensfreiheit und die Unsterblichkeit der Seele. Einige seiner Ideen mögen heute angezweifelt werden, aber sie zeugen vom Maßstab seines Intellekts. Dr. Petar Beron beteiligte sich aktiv am wissenschaftlichen Leben des alten Kontinents. Er hielt Vorträge und erläuterte den Sinn seiner Konzeptionen. Er stellte in England seine Erfindung zur Bekämpfung der Brände vor. Es soll mit seiner Idee einer „drahtlosen Fernverbindung über Land und Wasser“ Rundfunk und Fernsehen vorausgesagt haben.

Рибният буквар
Am populärsten und beliebtesten bleibt natürlich seine „Fischfibel“. Sie erlebte in zwei Jahrzehnten 6 Ausgaben. Sie hatte 8 Teile. Nur der erste war eine typische Fibel zum Erlernen des Alphabets und der grammatikalischen Regeln. Sie hatte Abteilungen für Arithmetik, populäre Geschichte, Religion, Moral und Erziehung, Fabeln und Naturwissenschaften. Das Buch entsprach der damals populären pädagogischen Methode des wechselseitigen, gegenseitigen Unterrichts, bei der die älteren Schüler den jüngeren helfen. Die Fibel umfasste das Wissen, mit dem die Bildung eines jeden bulgarischen Kindes beginnen könnte. Sie war verständlich und kurzweilig geschrieben, in verständlicher Sprache.

Petar Beron erzählt den kleinen Schülern so über den Delfin: „Der Delfin ist der schnellste von allen Tieren, denn wenn er schwimmt, kann ihn kein Vogel oder Pfeil einholen und kein Fisch könnte ihm entgehen, wenn er ihn gleich fangen kann… Man sagt, dass er das Singen und die Menschen sehr liebt. Sie schwimmen entlang der Schiffe. Einige bringen zwei Zwillinge zur Welt und säugen sie, wie der Wahl, hüten sie bis sie aufwachsen und lieben sie sehr. Sie wachsen 10 Jahre.“ Der bekannte ukrainische Slawist Jurij Venelin sagt über die „Fischfibel“: „Ich kenne keine russische Fibel, die es mit diesem Büchlein aufnehmen könnte, das sehr lehrreich ist.“

Auch nach der Herausgabe der Fibel arbeitete Petar Beron Jahrzehnte lang für die Entwicklung der bulgarischen Bildung. Er hat große Verdienste für die Mädchenbildung. Auf seine Initiative hin und mit seiner finanziellen Unterstützung wurden Mädchenschulen in Kotel und anderen bulgarischen Städten eröffnet.
Petar Beron ist auch auf der Frontseite des bulgarischen 10-Lew-Scheines von 1999 abgebildet, der dem nicht mehr gültigen 10.000-Lew-Schein von 1997 gleicht.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Weneta Pawlowa


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