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Nationale Kampagne für die Popularisierung der Familiensorge für verlassene Kinder

Über 6.300 Kinder leben in Bulgarien in Sozialeinrichtungen. Einige sind dorthin gleich nach ihrer Geburt gekommen, andere wurden später, nach dem sie verweist sind und ohne Vormund geblieben sind, eingewiesen. Unabhängig von dem Grund ist der Alltag dieser Kinder aber trostlos. Sie haben keine Familienunterstützung, keine Mutterliebe, keine Wärme und kein Zuhause. Sie leben in Isolation und sind nicht für das Leben nach dem Heim vorbereitet. Unter den Prioritäten des Sozialministeriums in diesem Jahr gehört die stufenweise Schließung der Kinderheime aus der Vergangenheit und die Unterbringung der Waisen in Familieneinrichtungen des neuen Typs.

Das ist aber ein langwieriger Prozess, der durch die Aufnahme in einer Pflegefamilie unterbrochen werden kann. Leider gibt es in Bulgarien noch viel zu wenig Pflegefamilien im Vergleich zu andern EU-Staaten. Sie sind momentan nur 627 an der Zahl. Man kann das nicht sehr gut argumentieren, wenn man bedenkt wie viele Kinder noch in der Obhut des Staates sich befinden. Viele Bulgaren denken vor allem an sich selbst und an erster Stelle an ihrer Familie und nicht an das Schicksal ihrer Nächsten. Es gibt aber auch Verwaltungshürden. Ein Hindernis ist auch immer noch zu niedrige Bezahlung der Pflegeeltern. Die im Jahr 1992 gegründete Stiftung „Für unsere Kinder“ hat bereits im Jahr 1998 die Pflegefamilie als eine Form der Kindersorge eingeführt. Sie kämpft für die Liberalisierung der Verwaltungsvorgänge bei den Pflegefamilien.

Jedes Jahr organisiert die Stiftung Informationskampagnen darüber. Dieses Jahr wurde die Aktion mit EU-Mitteln finanziert und lief unter dem Motto „Die verlassene Kinder brauchen kein Mitleid, sondern eine Familie“. Sie wirbt weiter für die Pflegefamilien mit verschiedenen Informationsmaterialien.

„Es gibt auch eine einheitliche Telefonnummer, unter der man sich erkundigen kann, wie man Kinder zu Pflege aufnehmen kann und wie man helfen kann. Nun sollen auch die Unternehmen dazu beitragen, die Pflegefamilien zu unterstützen, so wie sie es vorher mit den Heimen gemacht haben“, sagte Elka Nalbantowa, Vorsitzende der Stiftung.

„Man muss die Pflege auch entsprechend bezahlen. In Holland zum Beispiel bekommt eine Pflegemutter 2.200 Euro im Monat, in Bulgarien sind es nur 200. Das ist ein Problem“, meint Maria Blagoewa von der Nationalen Assoziation der Pflegeeltern. „Das was uns mehr interessiert, ist die Stellung der Pflegeeltern im allgemein. Viele wissen nicht, dass dies eine große Verantwortung ist. Man muss das mit sehr viel Liebe und Hingabe tun. Wir werden auch darauf bestehen, dass die Rechte der Pflegeeltern erweitert werden. Wir wollen, dass sie vorher benachrichtigt werden wenn ein Kind zur Adoption gegeben wird, oder zu seinen Eltern zurückkehrt und sich an der Vorbereitung für diese Transformation im Leben des Kindes sich beteiligen. Wir wollen auch, dass sie entsprechend ihrer Ausbildung gewählt und bezahlt werden, damit sie mehr den Kindern anbieten können. Wir wollen davon überzeugen, dass trotz Schwierigkeiten es sich lohnt, Kinder zu Pflege aufzunehmen. Denn die Kinder bedanken sich dafür mit viel Liebe und Hingabe und wissen diese Unterstützung zu schätzen“.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Diana Hristakiewa


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