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Bulgarien verschiebt Euro-Einführung

"Die Euro-Zone sieht heute ganz anders aus, als vor etwa einem Jahr", sagt Wirtschaftsexperte Georgi Angelow.
Foto: BGNES
Wegen der Schuldenkrise in Europa verschiebt Bulgarien nun die Einführung des Euro. Die Vorbereitung darauf sollte eigentlich in diesem Jahr stattfinden. Grund dafür ist das Misstrauen gegenüber dem aktuellen Gesamtbild der Euro-Zone. Das gab der bulgarische Finanzminister Simeon Djankow in einem Interview für eine Reihe internationaler Medien bekannt – CNN, Reuters, BBC World und Sky News.

"Wir werden nicht im Herbst mit den Vorgesprächen beginnen", sagte Finanzminister Simon Djankow am vergangenen Donnerstag in London. "Die Gespräche sind aufgeschoben, bis das Gesamtbild in der Euro-Zone klarer wird." Bulgarien wolle vor einem Beitritt wissen, "welche Chancen damit verbunden sind und welche Lasten", sagte Djankow weiter. "Die Krise in Griechenland und anderen Staaten hat uns vorsichtig gemacht gegenüber dem Klub und den Folgen, die eine Zugehörigkeit hat." Dabei war Bulgariens Finanzminister der eifrigste Befürworter der Euro-Einführung. Der Wirtschaftsanalyst Georgi Angelow kommentiert diesen Stimmungswandel so:
"Die Euro-Zone sieht heute ganz anders aus, als vor etwa einem Jahr", sagt Angelow. "Der Euro steht heute für Unsicherheit. Außerdem diskutiert man in der Europäische Union sehr intensiv über eine Angleichung der Steuerlast in allen Mitgliedsstaaten, was sich auf Bulgariens Wirtschaft sehr negativ auswirken würde. Nur dank der 10prozentigen Flattax fließen in den Krisenjahren ausländische Investitionen nach Bulgarien."

Der bulgarische Finanzminister Simeon Djankow hatte den Auftakt des Euro-Beitrittsprozesses im Februar für den Herbst angekündigt. Als ersten Schritt schließt sich ein Kandidat dem sogenannten "ERM-2-Mechanismus" an, in dem die Stabilität der lokalen Währung geprüft wird. Nun entschloss sich Bulgarien, seinen Eintritt in die Euro-Zone wegen der aktuellen Schuldenkrise zu verschieben. Wie langfristig ist diese Entscheidung der Regierung in Sofia? Dazu wieder der Wirtschaftsexperte Georgi Angelow.

"Noch kann niemand sagen, wie es dem Euro eigentlich geht und wie es ihm in zehn Jahren gehen wird", sagt Angelow einleitend. "Manche Experten sprechen von einer Nord-Süd-Teilung der Eurozone mit einer starken Währung im Norden und einem schwachen Euro im Süden. Hinzu kommt der Rettungsschirm. Die Vorteile für Bulgarien schwinden von Tag zu Tag", kommentiert Georgi Angelow.

Die Euro-Staaten greifen dem südlichen Nachbar Bulgariens, Griechenland, bereits ein zweites Mal mit Milliarden-Hilfen unter die Arme, damit es nicht unter seiner Schuldenlast zusammenbricht. Zudem haben sie Beiträge zum Rettungsschirm geleistet, der inzwischen Irland und Portugal unterstützt. Italien und Spanien - die dritt- und die viertgrößten Volkswirtschaften der Währungsgemeinschaft - drohten zuletzt ebenfalls in den Strudel gerissen zu werden. In Bulgarien ist man aufgrund all dieser Vorkommnisse vorsichtig und skeptisch geworden. Bevor man den Euro einführe, wolle man die Vor- und Nachteile ganz genau abwägen können, betonte Djankow. Wirtschaftsexperte Georgi Angelow kommentiert:

"Der größte Vorteil von der Euro-Einführung wäre die Stabilität der europäischen Währungsunion. Nun wackelt sie aber", sagt Georgi Angelow. "Eine stabile Währung, wie es der Euro gewesen ist, hätte viele Vorteile für eine wachsende Wirtschaft haben können, wie es die bulgarische vor der Krise war. Heute steht zur Debatte, ob der Euro überhaupt eine Zukunft hat. Und diese Frage ist rein politischer Natur. Deshalb wird Bulgarien mit der Euro-Einführung warten, bis das Gesamtbild in der Euro-Zone klarer wird", sagte abschließend Georgi Angelow.

Redaktion: Vessela Vladkova
По публикацията работи: Tanja Harizanowa


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