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Staat will 2012 zum ersten Mal seit Jahren Produktion von Obst und Gemüse gezielt fördern

Foto: BGNES
Ein Land, das über viele Jahre bis zur Wende von 1989 ein großer Exporteur von Obst und Gemüse war, führt Bulgarien heute mehr Obst und Gemüse ein, als es ausführt. Die Agrarreform, die die sozialistischen Genossenschaften zerschlagen hat und das landwirtschaftliche Land unter Millionen früherer privater Besitzer und ihrer Erben verteilte, war ein schwerer Schlag für die bulgarische Landwirtschaft als ganzes und für den empfindlichen Bereich der Produktion von Obst und Gemüse im Besonderen. Außerdem erhielten ihre Produzenten keine nennenswerte Unterstützung vom Staat.

Der Staat will zum ersten Mal diese darbende Branche unterstützen. Für die Produzenten von Obst und Gemüse sind 12,5 Millionen Euro Hilfe vorgesehen. 7,5 Millionen Euro sind europäische Subventionen und 5 Millionen Euro sollen aus dem bulgarischen Staatshaushalt kommen. Diese Hilfe hängt von der Menge und der Qualität der erzeugten Produkte ab und nicht, wie bisher - von der bearbeiteten landwirtschaftlichen Fläche. Die direkten flächengebundenen Zahlungen erwiesen sich in dieser Branche wegen der Zerstückelung des Landes und der schwachen Kooperation der Produzenten in diesem landwirtschaftlichen Zweig als nicht effektiv. Seitdem auch Bulgarien 2007 in den Genuss der Fonds der gemeinsamen Landwirtschaftspolitik gekommen ist, haben die Produzenten von Obst und Gemüse lediglich 8 % aller ins Land gekommenen europäischen Subventionen für bearbeitete landwirtschaftliche Fläche erhalten. Und in dieser landwirtschaftlichen Branche gibt es viel mehr Investitionen als bei den Getreideproduzenten, die den Löwenanteil der Subventionen erhalten haben.
Wird das Jahr 2012 das Jahr der bulgarischen Produzenten von Obst und Gemüse sein?

Kaum. Weil die Subventionen, die zum ersten Mal zur Verfügung gestellt werden sehr bescheiden sind. „Besser als nichts“, kommentierte in der Presse der Vorsitzende des Gärtnerbundes Slawi Trifonow. Aber das Jahr könnte zumindest „Der Anfang vom Ende“ der negativen Tendenz des Zusammenbruchs einer Branche sein, die in der nicht so fernen Vergangenheit emblematisch für Bulgarien war. Einst lehrten ausgewanderte bulgarische Gärtner die Länder am mittleren Donaulauf Österreich und Ungarn diesem Handwerk. Bulgarisches Obst und Gemüse, soweit es sie noch auf unserem Markt gibt, sind örtliche Sorten mit wunderbarem Geschmack; jener Geschmack, an den sich die meisten Europäer aus ihrer Kindheit erinnern und der kaum am internationalen Markt zu finden ist. Wenn sie etwas dermaßen Schmackhaftes probieren wollen, müssen Sie nach Bulgarien kommen. Aber Obst und Gemüse mit authentischem Geschmack und Geruch kann man eher bei einer Oma finden, die sie in ihrem Hof züchtet und in kleinen Mengen an die an ihrem Haus Vorbeifahrenden verkauft, als auf den Märkten und in den Supermärkten. Dort überwiegen immer mehr die weltweit bekannten Import-Früchte und –Gemüsesorten, die gut aussehen und bemerkenswert haltbar sind, aber ihre wichtigste Eigenschaft verloren haben – ihren Geschmack.

Die Lage mit dem bulgarischen Obst und Gemüse sieht gegenwärtig gar nicht rosig aus. Deswegen ist es sehr wichtig die negative Tendenz so schnell, wie möglich umzukehren. „1989 hatten wir knapp 170.000 Hektar mit Gemüse, 2006 waren es nur noch 70.000 ha“, sagt der Exekutivdirektor der Bulgarischen Vereinigung der Produzenten von Orangerieproduktion Plamen Dimitrow. Beim Obst waren es 1989 112.000 Hektar. Davon waren 2006 nur 37.000 ha übrig geblieben. Obwohl langsamer, geht der „Blutverlust“ auch nach 2006 weiter. Nach Angaben des bulgarischen Ministeriums für Landwirtschaft und Ernährung ging die Produktion in diesem Sektor im Zeitraum 2009-2011 im Durchschnitt um 15 % zurück.

Immerhin gab es 2011 einen Lichtblick – in den ersten 8 Monaten gab es auf Jahresbasis eine Zunahme der Ausfuhr an frischem Gemüse um 38,4 %. Wenn man sich die Daten aber genauer anschaut, wird man feststellen, dass es sich dabei um den Export von süßem Mais handelt, der eigentlich eine Getreidekultur ist. Beim traditionellen Gemüse sieht es ganz anders aus – die Ausfuhr von Tomaten z.B. ist um die Hälfte zurückgegangen, bei der Paprika – sogar um 70 %. Vor diesem Hintergrund ist es beim Obst fast optimistisch – da gibt es eine Zunahme der Ausfuhr um 0,1 %.
Neben dem zum ersten Mal versprochenen Zugang zu europäischen Subventionen für Menge und Qualität von produziertem Obst und Gemüse können die bulgarischen Gartenbauer in diesem Jahre im größeren Maße auf das Programm für die Entwicklung der Agrarregionen im Abschnitt für die „Modernisierung der landwirtschaftlichen Betriebe“ in Anspruch nehmen, behauptet die stellvertretende Landwirtschaftsministerin Swetlana Bojanowa.

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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