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Kleines Bulgarien mit großem Beitrag zur Weltraumforschung

Georgi Iwanow ging am 10. April 1978 mit dem sowjetischen Raumschiff „Sojus-33“ in Orbit.
Foto: Архив
2011 feierte die Welt 50 Jahre seit dem ersten Weltraumflug eines Menschen – des sowjetischen Kosmonauten Jurij Gagarin am 12. April 1961. Angesichts der Tatsache, dass es heute touristische Reisen ins Weltall gibt, ist es schwer zu glauben, dass das Weltraumabenteuer der Menschheit vor einem halben Jahrhundert begann.

Wir Bulgaren haben das Recht stolz darauf zu sein, dass wir ein Teil des Anfangs dieses Abenteuers waren. Zwei Bulgaren waren im Kosmos und Bulgarien ist das sechste Land, das einen Menschen ins Weltall geschickt hat. Es ist auch neben der UdSSR das einzige osteuropäische Land mit zwei eigenen Kosmonauten. Der erste von ihnen – Georgi Iwanow ging am 10. April 1978 mit dem sowjetischen Raumschiff „Sojus-33“ in Orbit. Sein Ersatzmann für diesen Flug – Alexander Alexandrow musste ein Jahrzehnt warten, bis er das Glück hatte, am 7. Juni 1988 mit dem sowjetischen Raumschiff „Sojus TM-5“ ins Weltall zu fliegen.

© Foto: bg.wikipedia.org

Georgi Iwanow
Der erste Raumflug eines bulgarischen Kosmonauten gehört zu den dramatischsten Weltallflügen. Er dauerte weniger als zwei Tage. Wegen einer technischen Beschädigung konnte das Schiff nicht an die Raumstation „Saljut-6“ andocken, weil die Annäherung mit ihr schneller als vorgesehen erfolgte. Eine Korrektur der Geschwindigkeit wurde erforderlich. Dabei schaltete sich eines der Triebwerke des sowjetischen Raumschiffes aus. Das Andocken wurde unmöglich. Die Havarie war so schwer, dass das Leben der zwei Kosmonauten – von Georgi Iwanow und des sowjetischen Kommandeurs des Fluges Nikolaj Rukawischnikow bedroht war. Zum ersten Mal in seiner Weltraumgeschichte stand die UdSSR vor einer sehr kritischen Situation. Der Leiter des Fluges auf der Erde, der sowjetische Kosmonaut Alexej Eliseew schrieb im April 2001 in seinen Erinnerungen: „Als bis zum Andockpunkt nur 200 Meter lagen, schaltete sich eines der Triebwerke des Raumschiffes „Sojus„ aus. Zum ersten Mal und das scheint das einzige Mal gewesen zu sein, wenn es eine so schwere Havarie gab, die die Rückkehr der Kosmonauten auf die Erde in Frage stellte. Das Andocken war unmöglich und wir mussten überlegen, wie wir die Besatzung retten können. Es ist schwer in Worte zu fassen, was wir in jener Nacht erlebt haben. Am Ende beschlossen wir, das Reserve-Triebwerk, das kleine Triebwerk und den gesamten Treibstoff einzusetzen, um die Umlaufbahn zu verlassen und die Bewegung zur Erde einzuleiten. Mit unglaublichen Anstrengungen des technischen Denkens und des menschlichen Willen wurde die Besatzung gerettet. Als die staatliche Kommission diesen außerordentlichen Flug analysierte, kam sie zu dem Schluss, dass er viele wichtige Daten für die weitere Entwicklung der Weltraumflügge geliefert hat. Das Verhalten der Kosmonauten wurde als mutig und einzig richtig eingeschätzt.“ Zum ersten Mal in der Geschichte der bemannten Raumfahrt erfolgte eine ballistische Landung eines Raumschiffes, mit einer bis zu zehnfachen Belastung eines künstlichen Satelliten.
Der zweite Flug eines Bulgaren unter den Sternen, des Kosmonauten Alexander Alexandrow war nicht so dramatisch. Der bulgarische Forscher machte an Bord der Raumstation 50 Experimente im Laufe von zehn Tagen in Orbit.

Welche Bedeutung haben diese zwei bulgarischen Weltraumflügge? „Für die Wissenschaft und die Industrie ist die Teilnahme eines Landes an Weltraumflüggen wie eine gute Platzierung bei einer Weltolympiade“, sagte für Radio Bulgarien der Direktor des Instituts für Weltraumforschung und -technologien der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Professor Petar Gezow. Er war früher Hauptingenieur des wissenschaftlichen Programms des zweiten bulgarischen Kosmonauten Alexander Alexandrow. „Das kleine Bulgarien reihte sich damals unter die ernsthaftesten Staaten auf dem Gebiet der Weltraumforschung und -technologien ein. Ich möchte auch auf die Tatsache verweisen, dass wir schon 1971 das erste Gerät in Orbit brachten und sind damit das 18. Land, das Apparate geschaffen und mit ihnen Experimente im Weltraum durchgeführt hat. Bulgarien ist auch das dritte Land weltweit, das Weltraumnahrung produziert. In jenen Jahren, als unser erster Kosmonaut flog, und auch zuvor, waren wir das einzige Land neben der UdSSR und den USA das Weltraumnahrung produzierte. Neben den Flüggen unserer Kosmonauten, sind diese drei Umstände ernsthafte kosmische Errungenschaften. Alles das spricht für den kämpferischen Geist, das hohe Bildungsniveau und die technologischen Möglichkeiten unseres Volkes damals und heute.

Bulgarien hat bisher 200 Anlagen, Systeme und Geräte in den Weltraum gebracht. Es wurden 300 Experimente durchgeführt und das Land nimmt weiterhin erfolgreich an der internationalen Arbeitsteilung der Weltraumaktivitäten teil. Im Zusammenhang mit diesen ersten Flügen wurden in Bulgarien die Grundlagen von wissenschaftlichen Richtungen, wie Weltraumphysik, Erforschung der Erde aus dem Kosmos und Weltraummedizin und –biologie gelegt.
Diese Programme waren ein kräftiger Anschub für Wissenschaft, Industrie und Technologien. Es wurden viele moderne Apparate gekauft, moderne Maschinen und Anlagen, viele Menschen erhielten hohe Qualifikationen“, berichtet Professor Petar Gezow. „Es wäre zu ermerken, dass auch bisher viele der Anlagen grundlegend für einige Experimente im Weltraum sind. Der Flug eines Bulgaren gibt immerhin ein neues Selbstbewusstsein der Nation. Jede Nation, braucht, um erfolgreich zu sein, vor allem ein gutes Selbstbewusstsein.“
Nach alle dem wäre es logisch zu denken, dass Bulgarien heute Mitglied der Europäischen Weltraumagentur ist. Das ist aber nicht der Fall. Die Mitgliedschaft in der Agentur sei für den jetzigen Zustand der bulgarischen sehr schlecht finanzierten Wissenschaft und den technologischen Firmen zu teuer. Das Institut für Weltraumforschung und -technologien der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften arbeitet aber aktiv an den Weltraumrichtungen der Europäischen Programme für wissenschaftliche Forschung.

© Foto: Archiv

2011 wurden Georgi Iwanow und Alexander Alexandrow vom russischen Präsidenten Dmitri Medwedew für ihre Verdienste um die Weltraumforschung geehrt.



Wir haben gegenwärtig rund 30 gemeinsame Projekte mit verschiedenen Staaten“, sagt Professor Petar Gezow. „Die Kooperationsmöglichkeiten sind heute größer, weil es keine politischen Begrenzungen mehr gibt. Wir arbeiten sowohl mit russischen Wissenschaftlern und Firmen, als auch mit europäischen, amerikanischen, japanischen, indischen usw., zusammen

Werden wir Bulgaren wieder einen Menschen ins Weltall schicken? Keinen Touristen, sondern einen Forscher? Der Direktor des Instituts für Weltraumforschung und -technologien der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften Professor Petar Gezow gehört zu den wenigen Optimisten. Seine Antwort lautet: „Ja, und dieser Augenblick liegt in keiner so großen Ferne.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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