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Friedliches Nebeneinander von Sakralbauten verschiedener Religionen im Herzen von Sofia

Die Kirche "Hl. Nedelja" liegt an einem der ältesten Hauptplätze in Sofia.
Foto: Miglena Iwanowa
Das Gebiet der Hauptstadt Bulgariens ist seit der Bronzezeit besiedelt. Zunächst lassen sich die Thraker um die Mineralquelle im heutigen Zentrum Sofias nieder und nennen den Ort Serdnopolis. Zur Zeit die Römer nimmt die Stadt kosmopolitische Züge an. Auch in den folgenden Jahrhunderten leben hier Menschen unterschiedlicher Ethnien und Religionen zusammen. Und so entstehen im Zentrum von Sofia in unmittelbarer Nachbarschaft Sakralbauten verschiedener Gemeinschaften - die orthodoxe Kirche "Hl. Nedelja", die katholische Kathedrale "Hl. Joseph", die Banja-Baschi-Moschee und die Synagoge. Katelina Saltirowa-Pawlowa, Chefexpertin des Gemeindeunternehmens "Antikes Sofia", verweist auf die reichhaltige Geschichte des Standorts der Kirche "Hl. Nedelja".

"Dieser und der Banski-Platz sind die beiden ältesten Hauptplätze der Stadt. Auf dem Banski-Platz wurde bereits im 2.-3. Jahrhundert eine Mineralquelle gefasst, in deren Umfeld ein großes Balneologie-Zentrum entstand. Nahe des Heilige-Nedelja-Platzes dagegen kreuzten sich zwei Hauptstraßen. Diese verbanden das Ost- und das Westtor sowie das Süd- und das Nordtor. An diesem Platz war in der Antike die Verwaltung der Stadt angesiedelt. Zu jener Zeit existierte westlich des Platzes ein Handelszentrum, wovon die Spuren zahlreicher freigelegter Läden zeugen. Mit dem Übergang zum Christentum als Staatsreligion entstanden auf dem Platz die ersten Kirchen."

Übrigens wird die Kirche "Hl. Nedelja" der dritten Bauwelle christlicher Kirchen zugerechnet. Man vermutet, dass sie im 10. Jahrhundert entstand. Mit Sicherheit gab es die Kirche jedoch im 12. Jahrhundert, als die Verehrung der Heiligen Nedelja - der Schutzherrin der bulgarischen Zaren - zur Staatsangelegenheit wurde. Im Kirchenhof gab es traditionell einen christlichen Friedhof. Dort befand sich auch die tief ins Erdreich gebaute, kleine Erzengel-Michael-Kirche. Später, 1849, finanzierten reiche Sofioter den Bau einer Schule, allen voran der bulgarische Unternehmer Iwan Denkoglu.

Bis Mitte 19. Jahrhundert ist die Heilige-Nedelja-Kirche ein beschauliches Gebäude mit Steinfundament und Holzwänden. 1856 beginnt man mit dem Bau einer neuen Kirche, die 1867 geweiht wird. Im 19.- sowie eingangs des 20. Jahrhunderts ist das Gotteshaus unter dem Namen "Sveti Kral", zu Deutsch "Heiliger Fürst" bekannt, da hier seit Anfang des 18. Jahrhunderts die Gebeine des serbischen Fürsten Stefan Uroš II. aufbewahrt wurden. Die Sofioter waren des Glaubens, dass diese heilkräftige Wirkung haben und vor Krankheiten schützen.

Bei einem Anschlag während des Gottesdienstes stürzt am 16. April 1925 ein Teil der Kirche ein. Dabei kommen 193 Menschen ums Leben, 500 werden verletzt. Nach diesem Vorfall beschließt die Gemeinde, die Kirche abzureißen und an deren Stelle den Opfern des Attentats ein Denkmal zu setzen. Nach langwierigen Debatten schaffen es die Kirchenväter den Gemeindevorstand zu überzeugen, die Kirche wieder aufzubauen. Der neue Kirchenbau unterscheidet sich beträchtlich von seinen Vorgängern.

© Foto: Miglena Iwanowa

Die Banja-Baschi-Moschee wurde nach Plänen von Sinan, einem berühmten Baumeister von Kaisermoscheen, errichtet.

"Der älteste der vier genannten Sakralbauten in der Sofioter Innenstadt ist die Banja-Baschi-Moschee, die auch als Moschee von Mullah Efendi bekannt ist - vermerkt die Expertin Katelina Pawlowa. - Der Legende nach soll Mullah Efendi die Moschee in Gedenken an seine verstorbene Frau gebaut haben. Errichtet wurde das Gebäude nach den Plänen von Sinan, einem berühmten Baumeister von Kaisermoscheen."

Die Banja-Baschi-Moschee entsteht im 16. Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert beschreibt der Reisende Evliya Çelebi in seinen Aufzeichnungen das herrliche und präzise gebaute Minarett. Das Gebäude beherbergt einen großen Gebetsraum für Männer sowie eine Galerie für Frauen. Der große Brunnen dient der rituellen Waschung vor dem Gebet. Die Innenwände zieren Suren aus dem Koran.

© Foto: Miglena Iwanowa

Die Sofioter Synagoge ist der drittgrößte jüdische Sakralbau Europas.

In unmittelbarer Nachbarschaft der Moschee erhebt sich ein weiteres architektonisch interessantes Gebäude - die Sofioter Synagoge, nach den Synagogen in Budapest und Amsterdam der drittgrößte jüdische Sakralbau Europas. 1903 entstand die Idee, am Standort eines kleineren jüdischen Gebetshauses ein neues Gotteshaus zu errichten.

"Das Gebäude wurde nach den Plänen von Friedrich Grünanger gebaut. In seinem Projekt lehnt sich der österreichische Architekt an die Wiener Synagoge, die später von den Nazis zerstört wird - erzählt die Expertin Katelina Pawlowa. - Der Baustil wird als spanisch-mauretanisch mit byzantinischen Nuancen definiert. Hier haben die Oberrabbiner von Bulgarien und Sofia ihren Sitz. Nach ihrer Eröffnung beherbergte die Synagoge das Oberste Rabbiner-Tribunal. Im Gebäude war zudem die Bibliothek der jüdischen Gemeinschaft von Sofia untergebracht, die eine wertvolle Sammlung mittelalterlicher Schriften enthielt. Leider wurde diese bei den Bombenangriffen von 1944 vernichtet."

Der Gebetsraum bietet 1.170 Menschen Platz - das Erdgeschoss ist den Männern vorbehalten, die Galerie den Frauen. Der 2 Tonnen schwere Messing-Kronleuchter, der größte Bulgariens, wurde in Wien gefertigt.

© Foto: Miglena Iwanowa

Der Grundstein für den Bau der katholischen Kathedrale "Hl. Joseph" wurde im Beisein von Papst Jonhannes Paul II. gelegt.


300 m weiter befindet sich die katholische Kathedrale "Hl. Joseph". "Die Joseph-Kathedrale ist der größte katholische Sakralbau Bulgariens - berichtet die Expertin Katelina Pawlowa weiter. - Das Vorhaben über den Kirchenbau wurde 1875 geboren. Die Bautätigkeit begann 1878. Die Pläne sahen eine kleine Kirche mit angeschlossenem Kapuziner-Kloster, einem College und einem Konzertsaal vor."

Diversen Forschern nach wurde der Kirchenbau 1885 abgeschlossen. Die gesamte Anlage wurde während des Zweiten Weltkriegs fertiggestellt- jedoch während der Bombenagriffe 1944 vernichtet. Lediglich der Konzertsaal überlebte. Im Jahre 2002 wurde im Beisein von Papst Jonhannes Paul II. der Grundstein für den Bau einer neuen Kirche am Standort des alten Gotteshauses gelegt. Die Mittel für den Kirchenbau wurden von Katholiken aus der ganzen Welt zusammengetragen. Der Bau nach den Plänen der Architekten Kosjo Peew und Stojan Janew dauerte vier Jahre. Die neue Kathedrale ist um etliches größer als ihre Vorgängerin und bietet rund 1.000 Gläubigen Platz, einschließlich 350 Sitzplätze.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Miglena Iwanowa


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