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Arabische und chinesische Investitionen im bulgarischen Agrarsektor

Das Vorhaben der chinesischen Gesellschaft Tianjin Agrobusiness Company beim Dorf Bojniza ist die bislang größte Investition in der bulgarischen Landwirtschaft.
Foto: government.bg
In den letzten zwei-drei Jahren ist das Interesse der Ausländer an Investitionen im bulgarischen Agrarsektor merklich gestiegen. Während das früher vor allem Investoren aus westlichen Ländern wie Italien und Frankreich waren, sind seit 2010 vor allem Vertreter der arabischen Welt - Katar, Kuwait, Saudi-Arabien, den Vereinten Arabischen Emiraten – sowie Israel und China an der Entwicklung der bulgarischen Landwirtschaft interessiert. Viele Memoranden und Vereinbarungen sind bereits unterzeichnet worden, doch hat sich real bislang nicht allzu viel getan. Das liegt unter anderem daran, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen in Bulgarien zerstückelt sind. Die ausländischen Anleger suchen aber nach Geländen von mindestens 1.000 Hektar, während in unserem Land die größten konsolidierten Nutzflächen, vor allem im Gemüseanbau, durchschnittlich 50 Hektar messen. Bei den Getreidekulturen stehen wir besser da.

Die bislang emblematischste Investition hat die chinesische staatliche Tianjin Agrobusiness Company getätigt, die 2.000 Hektar beim Dorf Bojniza in der Nähe der nordbulgarischen Stadt Widin für 10 Millionen Euro gepachtet hat. Das ist die erste staatliche Investition von chinesischer Seite nicht nur in Bulgarien, sondern in der gesamten EU. China sieht Bulgarien als Sprungbrett zu den EU-Märkten. Positiv ist, dass es in die ärmsten Region, den Nordwesten Bulgariens, investiert hat. Die Firma will dort Mais, Luzerne und Sonnenblumen anbauen und nach China exportieren. Das ist aber nur der erste Schritt. Die Chinesen haben weitaus kühnere Pläne. Die Tianjin Agrobusiness Company will weitere 20 Millionen Euro für Pflanzenzucht ausgeben und plant auch Investitionen in die Viehzucht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestellt die Firma ca. 1.000 Hektar Land, auf denen sie Mais anbaut. Dort arbeitet kein einziger der dort ansässigen Bulgaren, weil die Steuerung der supermodernen Maschinen eine hohe Qualifikation voraussetzt, die die Menschen dort nicht haben.

Privatfirmen verhandeln über chinesische Investitionen in Bulgarien in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar, gab unlängst Finanzminister Simeon Djankow im Parlament bekannt. Ein Großteil dieser Investitionen soll in die Landwirtschaft fließen. 2011 haben die chinesischen Anlagen in Bulgarien ein Wachstum von 320 Prozent verzeichnet, ein Boom, wenn man mit den 94 Prozent in ganz Europa vergleicht.

Reiche arabische Staaten haben ebenfalls Interesse an Bulgarien bezeugt. Katar will vorerst 100 Millionen Euro in die Viehzucht in Bulgarien investieren. Kuwait hat sich bereit erklärt, ein Joint Venture mit Bulgarien zu gründen und 480 Millionen Dollar für die bulgarische Landwirtschaft auszugeben. Bulgarien wiederum will sich mit Apport staatlicher Nutzflächen, Bewessäungsanlagen und Know-how an dem Projekt beteiligen. Man will gemeinsam Obst und Gemüse für den heimischen und kuwaitischen Markt anbauen. Unser Land entspricht auch ideal der Initiative des Scheichs von Saudi-Arabien, der außerhalb seines Landes ca. 800 Millionen Dollar in die Landwirtschaft und Nahrungsmittelsicherheit investieren will. Ziel des Vorhabens ist, strategische Agrarkulturen in ausreichende Mengen und zu stabilen Preisen sowohl für Saudi-Arabien als auch für das Land, in das investiert wird, herzustellen. Interesse besteht auch am Anbau von Getreide und Futterpflanzen, an der Entwicklung der Vieh- und Fischzucht und der Nahrungsmittelproduktion. Bulgarien exportiert nach Saudi-Arabien vor allem Getreide, Süßwaren und Saatgut. Unser Land verfügt aber über wesentliches Potential bei der Ausfuhr von Ölsaaten, Milchwaren, Lamm- und Geflügelfleisch, Eiern, Obst, Fruchtsäften, Wein, Tabak und Tabakwaren etc.

Unser Erdöl sind unsere Lebensmittel und Mineralquellen. Es besteht weltweit eine große Nachfrage nach Nahrung und Wasser und wir verfügen über riesige Flächen, die brach liegen. Diesen Reichtum müssen wir nutzen.“ Das sagte unlängst der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow. Seine Regierung ist die erste, die sich aktiv für Investitionen in der Agrarsektor stark macht. Es ist wirklich schade, dass Bulgarien nicht allein imstande ist, seine fruchtbaren Böden und guten Klimabedingungen zu nutzen. Doch in Zeiten der Weltwirtschaftskrise und bei der Dekapitalisierung der bulgarischen Landwirte sind ausländische Investitionen immerhin eine passable Lösung.

Übersetzung: Rossiza Radulowa
По публикацията работи: Maria Dimitrowa


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