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In der Welt der Puppen

Foto: Weneta Nikolowa
Der Mensch kann sich für die ungewöhnlichsten Dinge auf der Welt interessieren. Nun wollen wir von einer etwas seltenen Leidenschaft in Bulgarien berichten – das Sammeln von Puppen. Vor einigen Tagen wurde im Sofioter Art-Haus „Die Puppen“ die erste einer Reihe von Ausstellungen aus der Privatsammlung von Dozentin Neili Kapralowa eröffnet. Das Projekt trägt den Titel „In der Welt der Puppen“, die erste Ausstellung zeigt etwa 100 Exemplare, die Kleider aus dem ausgehenden 19. und Beginn des 20. Jahrhunderts, also aus der s.g. Belle Epoque tragen.

Die Puppe ist für mich eine Welt der Schönheit“, sagt Dozentin Kapralowa, die nach dem Abschluss des französischen Gymnasiums in Sofia bulgarische Literatur an der Sofioter Universität „Kliment Ochridki“ studierte und nun seit etwa 25 Jahren am Literaturinstitut der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften arbeitet. Sie interessiert sich für Folkloristik, Ethnologie und Anthropologie und ist in Paris verliebt, wo ihre Sammelleidenschaft begonnen hat. Dort hat sie vor 15 Jahren die schöne „Isabelle“, eine Puppe in typisch Pariser Kleidung getroffen.


© Foto: Weneta Nikolowa

Ich hatte vorher noch nie eine Porzellanpuppe gesehen“, erzählt Neli Kapralowa. „Diese Art von Puppen war schon immer sehr teuer, aber ich konnte nicht wiederstehen und habe sie gekauft. Im selben Jahr bin ich zu einer Weiterbildung nach Brüssel gegangen und habe dort die Welt der Trödelmärkte entdeckt. Man kann dort viele interessante Dinge finden. Oft weiß man nicht, was einen an dem Tag erwartet und man kann auch über den Preis verhandeln.


© Foto: Weneta Nikolowa

Überall auf der Welt ist Neli auf der Suche nach Puppen – alte und neue. Wichtig für sie ist der Gesichtsausdruck, wenn er ihr gefällt, dann kauft sie die Puppe. „Obwohl sie ein Massenprodukt sind, bekommen die Pupen in den Händen der Künstler, die ihre Gesichter bemahlen, eine Individualität“, erklärt sie. Jeder ihrer kleinen Schätze trägt einen Namen. Einige landen damit zu ihr, andere bekommen ihn von der Sammlerin selbst. Heute besitzt sie 2415 Puppen aus der ganzen Welt. Nur eine Puppe aus Albanien fehlt noch, aber das kann sich ja bald ändern. Die meisten Puppen kommen aus Frankreich und Deutschland, die eine lange Tradition in ihrer Herstellung haben, die Kleider sind handgemacht.


© Foto: Weneta Nikolowa

So viel ich weiß, stammt die älteste Puppe in meiner Kollektion aus dem Jahr 1900 und wurde in Deutschland gemacht“, erzählt Neli Kapralowa weiter. „Ich habe sie vor fünf Jahren in Prag gekauft, sie heißt Mareta und trägt eine böhmische Tracht. Die teuerste Puppe, die ich habe, ist Marie-Ange, die hat wunderschöne Augen. Für mich ist es eine Frage der Leidenschaft, immer wieder nach etwas neuem zu suchen. Manchmal kann man auch unerwartet Glück haben – wie es mir letztes Jahr im französischen Nancy ergangen ist. Dort hat mir eine Frau am Trödelmarkt einen Sack voller Puppen für drei Euro verkauft! Das ist mir aber leider nur einmal bisher passiert.


© Foto: Weneta Nikolowa

Nach Meinung von Dozentin Kapralowa, gibt es in Bulgarien keine „Kultur der Puppen“, wenn man das so sagen darf. Man kann kaum Sammlerstücke finden, der einzige Ort, wo man eventuell Glück haben könnte, sind die Antiquariate. Es gibt auch wenig Sammler, mit denen sie tauschen könnte. Das hat ihr wissenschaftliches Interesse provoziert – ihre nächste Studie soll über die Puppen und ihre Symbolik und Bedeutung in unserem Leben sein.

Übersetzung: Milkana Dehler
По публикацията работи: Wessela Krastewa


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