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Lufthansa-Pilot Mario Bakalow lebt seinen Traum

Foto: Privat
Auch wenn er einen großen Teil seiner Zeit in der Luft verbringt, betrachtet er sich als einen irdischen Menschen, der mit beiden Beinen fest auf der Erde steht und nicht in den Wolken schwebt. Nach seinen Worten lebt er seinen Traum. Und er wollte immer Pilot werden. Mit 33 Jahren gehört Mario Bakalow zu den Elitefliegern der deutschen Luftfahrtgesellschaft Lufthansa und fliegt einen der leistungsstärksten Flugzeuge weltweit – Airbus 340 mit 320 Passagieren an Bord. Zu nennen wäre dazu, dass er an der Luftfahrtakademie von Lufthansa unterrichtet.

"Soweit ich mich erinnern kann, wollte ich nie etwas anderes als Pilot werden", berichtet Mario Bakalow. "Schuld" an seiner Leidenschaft für die Flugzeuge ist wohl seine Mutter, die viele Jahre am Sofioter Flughafen für die deutsche Luftfahrtgesellschaft gearbeitet hat und ihn oft als Kind in den Flughafen mitnahm. Der erste Flug von Mario Bakalow war aus Berlin, wo er geboren wurde, nach Sofia als er noch drei Monate alt war. Der junge Mann sagt heute: "meine Arbeit ist mein Hobby, das nicht zur Routine geworden ist und mich glücklich macht“. Vorzüge seines Berufes sind, dass er viele Menschen trifft und viele Orte weltweit sehen kann. "Ich kann nicht leugnen, dass es gut bezahlt wird und mit hohem sozialem Status verbunden ist, aber das ist zweitrangig. Das wichtigste ist das tun zu können, wovon man sein ganzes Leben lang geträumt hat", sagt Mario Bakalow und erzählt über den Preis, den er für den Erfolg bezahlen musste.

"Schon als Schüler in Deutschland, wo man einige der Fächer wählen kann, habe ich mich auf Mathematik und Physik ausgerichtet, die ich brauchen würde. Auch die Ausbildung an der Luftfahrtakademie war ziemlich schwer. Am Vormittag - Fliegen, am Nachmittag - Theorie, abends zuhause - weiteres Lernen. Es waren sehr schwere Jahre, bis ich fliegen konnte. Bis heute bin ich den größten Teil der Zeit von zuhause weg. Wenn meine Freunde sich oft treffen oder jeden Dienstag Fußball spielen, kann ich mich daran seltener beteiligen und muss im Voraus planen. Außerdem hat ein großes Flugunternehmen wie Lufthansa 25.000-26.000 Piloten und Stewardessen und man kann nicht alle kennen. Bei jedem neuen Flug arbeitet man mit neuen, verschiedenen Menschen. Es ist natürlich schwieriger für das soziale Leben als wenn man einen Beruf am Boden hat."

Alle vier Monate müssen Mario Bakalow und seine Kollegen ihre Fähigkeiten prüfen lassen. Auch mit Tausenden Flugstunden, kommt es vor, dass er das Adrenalin im Blut spürt.

"Kürzlich flog ich nach Caracas in Venezuela. Im Prinzip gibt es bei der Landung immer den gleichen Anflug. Aber in diesem Fall gab es einen Sturm, Regen, Wolken. Ich musste einen anderen Anflug wählen, der in unserem Computersystem nicht vorgesehen war und musste mich sammeln. Ich sah die Blitze und hörte die Tropfen, die auf das Flugzeug fielen."

© Foto: Privat

Mario Bakalow fliegt in die USA, Asien, Afrika und Südamerika. Am liebsten sind für ihn die Flüge nach Shanghai, Rio de Janeiro oder Vancouver. Sein gegenwärtiger Favorit ist aber die Strecke nach Cape Town. Er taucht gerne, wenn das möglich ist, in die Atmosphäre von neuen exotischen Plätzen ein. Mario Bakalow sitzt gerne am Strand von Rio des Janeiro und beobachtet die Menschen.

"Ich war in Sanna in Jemen, eine Stadt, aus der von Terroranschlägen berichtet wird. Frappierend waren für mich die ersten Flüge nach Indien. Man kann sich das Leben dort nicht vorstellen, wenn man nicht dort gewesen ist", berichtet der junge Mann. "Kürzlich war ich in Aschhabad und spazierte durch die Stadt, aber es gab keine Menschen auf der Strasse. Es gab riesige Mausoleum artige Gebäude, aber es war menschenleer. Ich weiß nicht wo die Menschen waren. Die Reisen ermöglichen mir viele verschiedene und interessante Dinge zu sehen - angefangen bei der Natur, z.B. in Südafrika oder Grönland und bis zu den verschiedenen politischen und sozialen Systemen."

© Foto: Privat

Noch als junger Pilot wurde Mario Bakalow eingeladen, an der Luftfahrtakademie von Lufthansa zu unterrichten. Als Student interessierte ihn die Rolle des menschlichen Faktors für die Sicherheit der Flüge. "Am Anfang war es nicht leicht, denn ich war nur 26 Jahre alt und meine "Schüler" waren 60jährige Piloten mit 20.000 Flugstunden."

"Jeder Pilot muss die Technik des Flugzeuges kennen, das er fliegt, die verschiedenen Verfahren und Regeln, aber es gibt auch den menschlichen Faktor beim Fliegen. In der Pilotenkabine sind wir mindestens zu zweit, oft gibt es drei Piloten und man muss im Team arbeiten. Jeder macht Fehler und es gibt Stress. Es wurde festgestellt, dass bei 80 % der Flugkatastrophen die Ursache menschliche Fehler sind. In diesem Zusammenhang unterrichte ich zu einigen Themen. Eines davon ist die Kommunikation. Die andere ist - Teamarbeit, Menschenführung, wie man Probleme in schwierigen Situationen löst, Risikomanagement usw. Die Arbeitsseminare, die ich führe, sind für die Piloten und Stewardessen obligatorisch."

Den besseren Piloten unterscheidet man von dem guten laut Mario Bakalow anhand ihrer Reaktionen in Krisensituationen und beim Teamwork. Um sich weiter zu entwickeln, begann er ein Fernstudium der Psychologie an einer deutschen Hochschule. Er nimmt auch an Freiwilligeneinsätzen für psychologische erste Hilfe bei Flugzwischenfällen und -katastrophen teil.

Auch wenn er in Berlin geboren wurde und einen großen Teil seines Lebens in Deutschland verbracht hat, fühlt sich Mario Bakalow fest mit Bulgarien verbunden. Seine Kindheitserinnerungen, Freunde und Verwandte lassen ihn jedes Jahr zurückzukehren. Mit Bulgarien sind auch Projekte verbunden, an denen er arbeitet. In Partnerschaft mit den bulgarischen Fluglotsen arbeitet er am effektiveren und sicheren Anflug beim Sofioter Flughafen. Eine andere Idee von Mario Bakalow sind Flüge zum Kennenlernen für die Fluglotsen, die in der Pilotenkabine mitfliegen sollen. "Das Ergebnis solcher Flüge wäre die Verbesserung der Kommunikation und der Verständigung zwischen Fluglotsen und Piloten", erläutert er.

„Mein großer Traum ist es, dass das größte Flugzeug, das wir haben, Airbus 580, nach Sofia zu Demonstrationszwecken fliegt. Ich glaube es wäre anregend für die Bulgaren, die sich für die Luftfahrt interessieren, dieses große und moderne Flugzeug zu sehen. Ich plane auch Seminare in Bulgarien für Leute mit Flugangst. Aus der Statistik wissen wir, dass die Hälfte der Reisenden irgendeine Angst beim Flug haben, aber darüber nicht sprechen wollen. Es gibt auch solche, die sich Hilfe holen, aber soweit ich weiß, gibt es in Bulgarien keine solchen Kurse.“

Übersetzung: Vladimir Daskalov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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