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Donau-Impressionen

Foto: Weneta Nikolowa
Ein Ausflug entlang des bulgarisch-rumänischen Donauabschnitts kann zu einem wahren Abenteuer werden. Der Unterlauf des Flusses, dort, wo seine gemächlich fließenden Wasser die Grenze zwischen beiden Staaten bilden, ist für den Tourismus nach wie vor terra incognita. Hier ist das mit Schilf und üppigem Grün bewachsene Flussufer noch wilde Natur. Zur Freude von Ornithologen und passionierten Touristen sind die Donau-Feuchtgebiete ein sicherer Unterschlupf für seltene und weltweit vom Aussterben bedrohte Vogelarten. Auch ist das bulgarische Donau-Ufer mit altehrwürdigen Festungen und Siedlungen übersät, die ihren Aufstieg und Zerfall bereits hinter sich haben.

© Foto: Weneta Nikolowa


Die Region zählt zu den am schwächsten besiedelten Gegenden des Alten Kontinents aber auch zu den ärmsten und rückständigsten Regionen der Gemeinschaft. Es fällt auf, dass das rumänische Ufer tiefer und eben ist. Hier dringen die Donauwasser bis zu 20 km auf das Festland vor und bilden dabei an manchen Stellen einsame Sumpfgebiete. Dafür locken viele vom Ufer entfernt gelegene Städtchen mit ihren breiten Boulevards und nicht mehr in alter Frische erstrahlenden Gebäuden im Wiener Stil, die sich von der grauen städtischen Silhouette sozialistischer Plattenbauten abheben. Für Interesse sorgen zudem die kleinen einstöckigen Häuser mit ihren engen, schmalen Höfen, die sich entlang der Straße aneinander reihen. Zu den bemerkenswertesten Sehenswürdigkeiten in diesem Teil des Unterlaufes zählt die Eiserne-Tore-Schlucht. Hier, an der Grenze zwischen Rumänien und Serbien, fallen die letzten Ausläufer der Karpaten sanft in die Ebene ab, um sich mit den Wassern der Donau zu vereinen und die größte Schlucht Europas zu bilden.

© Foto: Weneta Nikolowa

Das Wasserkraftwerk am Eisernen Tor

Die nächste Station des neugierigen Touristen ist Krajowa - eine der größten rumänischen Städte mit einer Universität, an der u.a. bulgarische Philologie gelehrt wird, mit einem Flughafen und einer herrlichen Innenstadt mit beeindruckenden Jahrhundertgebäuden, die vom sozialistischen Architekturgebaren Ceausescu`s verschont geblieben sind.

In der Stadt Kalafat geht die Donau-Route über die brandneue Donaubrücke 2 auf bulgarisches Gebiet über und führt direkt in die Stadt Widin. Unser in Grün gebettetes Donauufer ist höher und hügeliger. Hier bewahrt fast jede größere Ortschaft die Überreste einer alten Festung oder einer Wehranlage aus der Römerzeit. In Widin fällt einem die imposante Silhouette der mittelalterlichen Baba-Wida-Festung ins Auge, die sich hoch über dem Fluss erhebt.

"Meine Freunde und ich kommen aus Rumänien, wo wir in mehreren Naturreservate durchstreift haben", erzählt der junge Franzose Waleri. "Dem Reiseführer nach sind der Nordwesten Bulgariens und die Donauuferregion des Landes noch jungfräulicher und locken mit herrlichen Naturbildern. Selbstverständlich kommt es darauf an, welche Art des Tourismus man bevorzugt. Für Leute wie uns, die die Nähe zur Natur suchen, ist hier das Paradies."


© Foto: Weneta Nikolowa

Und in der Tat birgt die Donauregion im Nordwesten Bulgariens angenehme Überraschungen. Beiderseits der Straße erheben sich unweit des Flussufers -gleich einer Filmkulisse - die Felsen von Belogradschik - eines der Wunder der bulgarischen Natur. Hier lassen einen mehrere Wanderwege entlang der Felsgebilde, die auch per Rad erkundet werden können, den grauen Alltag vergessen und in eine von der Zivilisation unberührte Gegend eintauchen. Falls sie sich dennoch auf der engen, löcherreichen Straße entlang des Flussufers in Richtung der Städte Nikopol und Swischtow auf den Weg machen wollen, sollten sie sich auf eine lange Fahrt durch viele melancholische Landschaften einstellen. In den einst regen, von Kinderstimmern erfüllten Donaudörfern gähnt heute Leere. Heute sind die verlassenen Häuser mit ihren heruntergekommenen Fenstern und Dächern der Willkür des Windes und dem Schicksal der Vergessenheit preisgegeben.

In Nikopol sollten sie unbedingt einen Abstecher in die Kaleto-Gegend machen, wo Überreste der s.g. Schischman-Festung verstreut liegen, die mit einem der meist tragischen Augenblicke der bulgarischen Geschichte verbunden ist - mit dem Gang Bulgariens in die osmanische Fremdherrschaft. 1395 wird die Festung nach schweren Kämpfen von den Unterdrückern erobert.

© Foto: Weneta Nikolowa

Die Kirche Heilige Dreifaltigkeit in Swischtow

Weiter geht die Reise nach Swischtow. Die Universitätsstadt beeindruckt mit ihrer herrlichen Architektur, die eher für westeuropäische Donaustädte üblich ist, als auch mit der für diese Gegend untypischen jugendlichen Lebhaftigkeit. Die malerischste Gegend am Unterlauf der Donau ist vermutlich die Schlucht des Rusenski-Lom-Flusses mit ihren bizarren, von Vogelgezwitscher erhallten Felsen und den verstreut liegenden Dörfchen mit ihren wunderbaren Gästehäusern. In der Vergangenheit dienten die Felsnischen beim Dorf Iwanowo den sich in der Region niedergelassenen Mönchen als heilige Gemäuer. Letztere haben uns Dutzende Felskapellen, Klöster und Zellen hinterlassen.

Eine weitere Überraschung ist Tutrakan. Scheinbar am Ende der Welt gelegen, hat das Donaustädtchen sein einstiges Flair als Fischerdorf bewahrt. Das einzigartige Museum für Donaufischfang und Bootsbau, der weitläufige und blumenübersäte Flusspark und die berühmte Tutrakaner Fischssuppe sind lediglich ein Bruchteil des touristischen Mosaiks dieser Gegend. Unbedingt zu empfehlen ist zudem ein Ausflug in das Biospährenreservat Srebarna an der Via Pontica - einer der Hauptmigrationswege der Zugvögel über den Alten Kontinent.

"In diesem Gebiet nisten 90 Vogelarten ziehen hier ihre Jungen auf", erzählt Radka Terziewa vom Informationszentrum des Reservats. "Insgesamt sind bei uns 220 Vogelarten erfasst, von denen die meisten auf ihrem Weg nach Süden hier rasten. Auch über in- und ausländische Besucher können wir nicht klagen. In diesem Jahr waren es rund 11.000. Selbst ein Afrikaner war dabei, der sich hier wie im heimatlichen Afrika fühlte."

© Foto: Weneta Nikolowa

Das Felsenkloster in der Schlucht des Rusenski-Lom-Flusses

Über eine Reihe von europäischen Projekten soll der bulgarisch-rumänische Donauabschnitt popularisiert werden. U.a. über die "Gemeinsame Strategie für eine nachhaltige territoriale Entwicklung der grenzüberschreitenden Region Bulgarien-Rumänien", deren Subauftragnehmer die Bulgarische Vereinigung für Alternativtourismus (BAAT) ist. Eines des Vorhaben ist die Markierung und Popularisierung touristischer Routen in dieser malerischen, von der Globalisierung unberührten Gegend, die Menschen mit weit geöffnetem Blick für Schönes und Wertvolles so einiges zu bieten hat.

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Weneta Nikolowa


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