In den vergangenen drei Jahren haben vier ausländische Banken Bulgarien verlassen. Obwohl der heimische Banksektor von europäischen Finanzinstitutionen dominiert wird, ist ihr Anteil spürbar geschrumpft und beansprucht derzeit 70 Prozent der Branche für sich. Einer der Gründe sind die Probleme, die die Banken in ihren Heimatländern selbst bewältigen müssen. Auch die vier Banken, die sich aus Bulgarien zurückgezogen haben, waren schweren Erschütterungen ausgesetzt – so schwer, dass sie der Stützung der Europäischen Kommission und ihrer Stammländer bedurften. Die Krise allgemein hat zudem Investoren abgeschreckt, was sich zusätzlich negativ auf die Tochterfirmen ausgewirkt hat, die ihre Arbeit eingestellt haben. Gleichzeitig damit sind die heimischen Banken konkurrenzfähiger geworden und haben begonnen, die Aktiva der Tochterunternehmen europäischer Großbanken aufzukaufen.
„Diese Veränderungen werden nicht vom heimischen Markt bedingt, sondern sind eine Folge der Krise, die sich auf die Bankkreise selbst ausgewirkt hat, die nicht nur auf dem bulgarischen, sondern auch auf ihrem eigenen und anderen europäischen Finanzmärkten agieren“, erläutert der Finanzexperte Emil Harsew. „In fast allen Ländern Europas gab es Probleme mit schlechten Krediten, die den Banken Verluste einbrachten. Sobald eine Bank in Schwierigkeiten gerät, schränkt sie für gewöhnlich ihre Peripherie ein, auch wenn sich meist gerade diese als besonders gewinnträchtig erweist. Hier geht es jedoch um die Strategie in Krisenzeiten – man schränkt alles überflüssige ein und konzentriert sich auf die Haupttätigkeit. In einigen Ländern wurde die Einschränkung der Peripherie sogar als Bedingungen für die Vergabe von Rettungskrediten gestellt. Das trifft beispielsweise für Deutschland zu. Unterm Strich kommt heraus, dass diese Veränderungen in der Branche nicht auf den heimischen Markt zurückgeführt werden können. Die Gründe dafür, Bulgarien zu verlassen, sind jenseits unseres Landes angesiedelt.“
Vor nicht allzu langer Zeit waren die europäischen Banken die Käufer, nun sind sie in die Rolle der Verkäufer geschlüpft. Wer kauft jetzt ihre Aktiva?
„Die bulgarische Geschäftswelt kauft nun alle Banken und Betriebe wieder auf, die ausländisches Eigentum waren und der Konkurrenz nicht standhalten konnten“, antwortet der Finanzfachmann Emil Harsew. „Der Anteil des bulgarischen Kapitals wächst nun – das gilt gleichermaßen für den Finanzbereich, wie auch für die Realwirtschaft.“
Sind nicht 30 Banken zu viel für einen kleinen Markt wie Bulgarien?
„Es sind keinesfalls zu viele; alles hängt vom Profil des Bankensystems ab“, erläutert der Finanzexperte. „Österreich zum Beispiel ist hinsichtlich der grundlegenden Parameter keinesfalls größer als Bulgarien. Dort agieren aber 300 Banken. Ich würde also nicht sagen, dass 30 Banken für Bulgarien zu viel sind. Es ist überdies nicht wichtig, wie viele sie an der Zahl sind, sondern welchen Marktanteil sie einnehmen. Vor der Krise zum Beispiel hegten wir angesichts des sich breit entfalteten Bankennetzes ernste Befürchtungen, dass es sich vom Markt nicht ausreichen „ernähren“ könnte. Den Markt verlassen nunmehr nicht nur ganze Banken, sondern auch das Filialennetz wird eingeschränkt. Die Geldinstitute sind sich bewusst geworden, dass ein derart dichtes Filialennetz wirtschaftlich unrentabel ist. Es gibt derzeit keine Bank, die nicht ihr Netz schrittweise einengt“, sagte abschießend der Finanzexperte Emil Harsew
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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