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Iwan Hadschiberow oder wie die Wasserkraft nach Bulgarien kam

Das Wasserkraftwerk von Iwan Hadschiberow
Foto: Archiv

Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das mittelbulgarische Gabrowo ein führendes Industriezentrum des Landes. Wegen der zahlreichen Fabriken nannte man es damals „das bulgarische Manchester“. Für die Modernisierung und Industrialisierung von Gabrowo steht Iwan Hadschiberow – berühmter Besitzer von Textilfabriken, wo feinste Wollstoffe gewebt wurden. Iwan Hadschiberow kam 1858 in einer wohlhabenden Gabrowoer Familie auf die Welt. Schon sein Vater war Kaufmann und ebnete so seinem Sohn den Weg, die ersten Textilfabriken entlang des Jantra-Flusses in Gabrowo bauen zu lassen. Iwan Hadschiberow ist eine ganze Abteilung im Geschichtsmuseum von Gabrowo gewidmet.

Iwan Hadschiberow hat eigentlich mit dem Import von Tabak aus Südbulgarien begonnen“, erzählt Dobromir Tarnowski vom Geschichtsmuseum. „Die Geschäfte liefen gut und so entschied sich Iwan Hadschiberow, die alte Wassermühle seines Vaters am Jantra-Fluss zu modernisieren. 1901 reiste er nach Deutschland und kaufte dort fünf Webstühle für die künftige Textilfabrik und ein Dynamo. Mit diesem Dynamo brachte Hadschiberow den elektrischen Strom nach Gabrowo“, erzählt der Museumsmitarbeiter.

Iwan Hadschiberow scheint, ein Mensch mit Weitsicht gewesen zu sein. Stets an neuester Technik interessiert, modernisierte er seine Fabriken und investierte in die erste strombetriebene Produktion in Gabrowo. Für jene Zeit, als Bulgarien seit nur wenigen Jahren wieder ein selbstständiger Staat war, war das erste Kraftwerk am Jantra-Fluss eine wahre technische Revolution. Das Wunder, wie die damaligen Einwohner der Kleinstadt das ehrgeizige Projekt von Iwan Hadschiberow nannten, konnte 1906 feierlich eröffnet werden. Das Fest muss grandios gewesen sein. An der Ostfassade des Kraftwerks entstand sogar eine Wandmalerei, welche die schwierigen Bauarbeiten darstellt.

Die Bauarbeiten gestalteten sich schwierig wegen der Landschaft entlang des Flusses“, erzählt Dobromir Tarnowski weiter. „Um die Bauarbeiter aufzuheitern, bestellte Iwan Hadschiberow Musiker, und so endeten die schweißtreibenden Tage immer mit einem Fest. Das Wasserkraftwerk ist das erste in Bulgarien, das ausschließlich mit bulgarischem Kapital gebaut wurde. Die Investition belief sich auf 300.000 goldene Lewa. Das Wasserkraftwerk wurde 1910 erweitert und lieferte Strom nicht nur für die Textilfabrik von Hadschiberow, sondern auch für die Stadt. Damit verwandelte sich Gabrowo in die erste elektrifizierte Stadt in Bulgarien."

Die Textilfabrik von HadschiberowIwan Hadschiberow wurde aber nicht nur als Industrieller bekannt. Er kümmerte sich auch um seine Arbeiter, indem er für sie Häuser bauen ließ. Der sozialengagierte Fabrikbesitzer stiftete zudem das Geld für eine Parkanlage, einen Sportplatz und sogar für einen Zoo. Die Kinder seiner Fabrikarbeiter besuchten die erste Privatschule in Bulgarien.

"Ihm verdanken wir auch die Stadtbücherei. Iwan Hadschiberow ist zudem einer der Gründungsväter der Industriebank, die damals die ersten Großunternehmen finanzierte. Damit ist er jedoch keine Ausnahme für die damalige Gründerzeit in Bulgarien", betont abschließend Dobromir Tarnowski vom historischen Museum in Gabrowo.

Übersetzung: Vessela Vladkova



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