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Pantscho Wladigerow – einer der Begründer der bulgarischen Komponistenschule

Bulgarien feiert seinen 115. Geburtstag

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Foto: www.lostbulgaria.com

Der große bulgarische Komponist, Pianist und Musikpädagoge Pantscho Wladigerow ist eine der einflussreichsten Persönlichkeiten im bulgarischen XX. Jahrhundert. Unter seinen rund 70 Werken gibt es solche, die die bulgarische nationale kompositorische Schule begründeten.

Pantscho Wladigerow wurde vor 115 Jahren am 13. März geboren. Am Vortag kam wenige Stunden vor ihm sein Zwillingsbruder Lüben Wladigerow, der spätere Geigenvirtuose, auf die Welt. In ihrem gesamten aktiven Leben teilten die Brüder alles - ihre neuen Ideen, die Erfolge und die Bühne. Die Wladigerow-Brüder gehörten zu den ersten Konzert-Duos bei uns. Ihr Vater Haralan Wladigerow war Jurist. Seine Frau, Dr. Elisa Pasternak, war eine russische Jüdin, die mit dem bekannten Schriftsteller Boris Pasternak verwandt war. Sie war auch die ersten Musiklehrerin ihrer Söhne.

Pantscho Wladigerow lernte schon mit zehn Jahren Komposition und Theorie bei Prof. Dobri Hristow. Das Talent der Zwillingsbrüder und die Kotakte ihrer unermüdlichen Mutter führten sie in den Palast des bulgarischen Zaren Ferdinand, der sie oft einlud vor hochgestellten Persönlichkeiten zu spielen. Bei einem ihrer Konzerte im Palast hörte die Brüder der weltbekannte Konzertgeiger Henri Marteau. Er war begeistert von den 12jährigen Musikern und organisierte ihre Ausbildung in Deutschland. Der bulgarische Bildungsminister Prof. Iwan Schischmanow gewährte ihnen auf Wunsch des Zaren ein Stipendium.

Seine ersten Erfolge als Komponist hatte Pantscho Wladigerow noch als Student. Er errang zwei Mal - 1918 und 1920 den Mendelssohn-Preis. In den Jahren 1920 bis 1932 arbeitete er als Pianist und Komponist am Deutschen Theater von Max Reinhardt. Der Wiener Verlag „Universal Edition“ veröffentlichte die Partituren seiner Werke und die Deutsche Grammophon in Berlin - Schallplatten mit den Darbietungen von Pantscho Wladigerow.

Pantscho Wladigerow kehrte 1932 nach Bulgarien zurück. An der Musikakademie in Sofia, die heute seinen Namen trägt, wurde er zum ersten Professor für Komposition. Er unterrichtete Komposition, Klavier und Kammermusik rund vier Jahrzehnte. Dutzende bekannter bulgarischer Musiker waren über die Jahre seine Studenten - Wassil Kasandschiew, Lasar Nikolow, Miltscho Lewiew, Alexis Weisenberg, Georgi Kostow, Boschidar Abraschew, Stefan Dragostinow, Milko Kolarow. Man kann sie unmöglich alle aufzählen, aber sein Sohn Alexander Wladigerow darf nicht vergessen werden. Begabter Pianist, Komponist und Dirigent organisierte er die Tonaufnahmen aller Werke von Pantscho Wladigerow. Einige von ihnen - dargeboten mit dem Symphonieorchester des Bulgarischen Nationalen Rundfunks.

Auch wenn er Bulgarien zu seinem Wohnort wählte, beteiligte sich Pantscho Wladigerow weiterhin aktiv an dem musikalischen Leben Europas. Er ist Träger des Gottfried von Herder-Preises der Wiener Universität (1969). Als Interpret war er in Dutzenden europäischen Staaten auf Konzertreisen. Er war nicht nur ein zweifelsfreier Profi und glänzender Künstler, sondern hatte auch einen fröhlichen Charakter. Pantscho Wladigerow machte ständig Scherze mit seinen Freunden, Studenten und Kollegen. Einige von ihnen sind in unseren Archiven erhalten worden.

„Ich bin ein fröhlicher Mensch und musste oft auch über mich selbst lachen. 1948 war ich in Schweden zur Aufführung meines Dritten Klavierkonzertes zusammen mit dem dortigen Konzertvereinsorchester. Dirigent war ein Freund von mir. Ich wusste, dass die Schweden sehr das Äußere und gute Manieren schätzen, selbst bei den Proben. Ich war entsprechend gekleidet, aber schon im ersten Teil wurde mir heiß. In einer der Pausen des Klavierparts zog ich mein Jackett aus. Ein wenig später nahm ich die Krawatte ab. Ich merkte, dass die Schweden mich sonderbar ansehen, aber in der Hitze des Musizierens zog ich auf einmal auch meinen Pullover aus. Dann stand der Orchestersprecher, ein Violinspieler auf und sagte: „Herr Wladigerow, bitte, stellen Sie das Ausziehen ein! Wir wissen nicht wie weit Sie gehen werden!“ Ich entschuldigte mich, aber ich musste ihnen auch eine Antwort geben. Ich sagte: „Sie wissen doch, dass ich vom Balkan stamme. Ich bin Bulgare und unser Blut ist viel wärmer als hier. In diesem Augenblick gab es eine in der Partitur nicht vorgesehene tutti - einen Einsatz des gesamten Orchesters, der zusammen mit dem Dirigenten in lautes Gelächter ausbrach.“ Der gepfefferte Sinn für Humor von Pantscho Wladigerow fand in zahllosen Anekdoten Ausdruck. Einige davon wurden in einem Buch veröffentlicht.

Zu seinem 115. Geburtstag wird es in Moskau ein Konzert und eine bulgarische Ausstellung geben. In seinem Geburtshaus in der Stadt Schumen wird es ebenfalls mehrere Konzerte geben. An einem von ihnen werden die Zwillingsbrüder Ibrahim und Hasan Ignatov teilnehmen, die den Pantscho-Wladigerow-Wettbewerb gewonnen haben. Auch für die Jüngsten wird es eine Matinee geben. An seinem Geburtstag wird das Duo Dessislawa Schterewa – Ewgenija Simeonowa im Sofioter Haus des Komponisten spielen und die Dozenten und Studenten der Nationalen Musikakademie „Pantscho Wladigerow“ werden ihrem Namensgeber mehrere Programme widmen.

Übersetzung: Vladimir Daskalov


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