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Karte der alten bulgarischen Wälder geplant

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Foto: Archiv

40 internationale Unternehmen, darunter Google bauten kürzlich ein globales System auf, das laufend Information über die Entwaldung in der ganzen Welt gibt. Das Web-System Global Forest Watch nutzt Informationen aus Millionen Satellitenbildern und von interessierten Gruppen. Laut Google und der Universität von Meryland hat die Welt seit Anfang des Jahrhunderts und bis Ende 2012 etwa 230 Millionen Hektar Wald verloren. In jeder Minute in diesen 12 Jahren wurde trotz aller Warnungen Wald auf einer Fläche von 50 Fußballfeldern abgeholzt. Eines der Probleme ist der Mangel an genauer und rechtzeitiger Information über das Geschehen, sagen die Betreiber der Seite.

Unter den nichtstaatlichen Organisationen, die Information an das globale System über den Zustand der Wälder bei uns liefern können, ist WWF-Bulgarien. Einer ihrer Wald-Fachleute Alexander Duntschew behauptet zu wissen, was man über Bulgarien in dem neuen Google-Wald-Beobachtungssystem erfahren kann. Es gibt eine gute Nachricht. Bulgarien gehört zu den wenigen Ländern in Europa, in denen die Waldfläche in jüngster Zeit leicht zunimmt und nicht schrumpft. Das ist aber andererseits eine schlechte Nachricht für die bulgarische Landwirtschaft. Durch die Reprivatisierung des landwirtschaftlichen Bodens in der großen Landreform liegt ein wesentlicher Teil davon brach und wird vom Wald wieder in Besitz genommen. Alexander Duntschew macht sich aber um die alten Wälder große Sorgen, die die größte Bedeutung für das Klima und die Wasserressourcen haben und die weiterhin in unserem Land abgeholzt werden.

Am schnellsten verschwindet der Wald in der Ebene, vor allem die Eichenwälder, die überwiegend in Privaterbesitz sind, sagt der Experte. "Die Eigentümer machen am schnellsten Geld indem sie die gesamte Fläche oder je eine Hälfte davon schnell auf einmal abholzen. Es entsteht ein ödes Gebiet, das früher oder später wieder vom Wald in Besitz genommen wird. Aber bis dahin wird es die ökologische Funktion des Waldes mehrere Jahrzehnte nicht erfüllen."

Schnell entwaldet werden auch die Gebiete, wo Bauunternehmer für den Massentourismus bauen wollen. "Wir werden sehen, dass die Wälder dort verschwinden, wo sich der Fremdenverkehr entwickelt. Entlang der Schwarzmeerküste werden neue Flächen für den Bau von Hotels und anderen Fremdenverkehrsobjekten freigelegt werden. "Kahlgeschoren" werden auch in den Bergen Flächen, wo man neue Ski-Anlagen bauen möchte. Das sind aber die Wasser spendenden Zonen der meisten großen Städte in Bulgarien. Das Abholzen dieser Wälder, das wir durch das Global Forest Watch System sehen werden, bedeutet eigentlich, dass dort die Fähigkeit des Waldes schrumpft die Wasserressourcen des Landes zu erhalten."

Vor dem Hintergrund dieser unverantwortlichen Behandlung der Wälder in unserem Land versucht WWF-Bulgarien zusammen mit anderen Naturschutz- und wissenschaftlichen Organisationen wenigstens die wertvollsten alten Wälder zu erhalten. Der erste Schritt dazu ist ihre Darstellung auf einer bulgarischen geographischen Web-Plattform, die der von Google ähnlich ist. (http://gis.wwf.bg/forests/). So wird das Wissen über sie allen zugänglich sein. Denn bis vor kurzem wusste man nur in einigen wissenschaftlichen Organisationen und der Forstverwaltung, wo die kleinen Inseln unberührter oder sehr alter Wälder in Bulgarien noch erhalten sind. Zu ihnen gab es meistens keine Strassen, was den Transport der Technik für das Fällen der Bäume dort erschwerte.

"Auf unserer Karte kann man sowohl die alten Wälder sehen, die einmal abgeholzt und wiederhergestellt wurden, als auch unberührte Wälder mit außerordentlichem Wert für die Erhaltung der Artenvielfalt. Solche Wälder wurden bisher nur aus dem westlichen Stara-Planina-Gebirge auf die Karte eingetragen. Dort gibt es in dem höchsten Teil des Gebirges uralte Buchewälder, die für die Wasserressourcen der Stradt Berkowiza und der umliegenden Dörfer am nördlichen Fuß des Berges sorgen. Auf unserer Plattform kann man auch die schon 2006 vom Waldinstitut kartierten unberührten Wälder sehen, die in fast allen Bergen des Landes in den Naturschutzgebieten zu finden sind. Sie bestehen aus Eichen, Buchen und Fichten."

Die Wahrheit über den Zustand der Wälder ist oft auf den Satellitenbilder klar zu erkennen. Daraus ist ersichtlich, dass die 2006 auf der Karte eingezeichneten uralten Wälder fast verschwunden sind. Um dieser negativen Tendenz Einhalt zu gebieten, fordern die Naturschützer die Einhaltung der Natura 2000-EU-Gesetzgebung, wonach Bulgarien mindestens 10 % von jedem Typ Wald erhalten muss, der für den Schutz von seltenen Arten und ihren Habitaten wichtig ist. Dort soll es deswegen keinerlei forst-wirtschaftlicher Aktivitäten geben. "10 % ist die wissenschaftlich begründete minimale Fläche, um das Überleben der wertvollen Artenvielfalt in den uralten Wäldern zu garantieren," sagt Alexander Duntschew.

"Wir rufen den Staat auf, die wenigen erhalten gebliebenen unberührten Wälder in Bulgarien zu bewahren und so den Erhalt der Artenvielfalt in Europa zu unterstützen, eine Ressource für die Entwicklung der Ökotourismus zu haben, so dass jeder bei einem Ausflug den schönen uralten Wald mit seinen einzigartigen Pflanzen- und Tierarten sehen kann, die es in keinem bewirtschafteten Wald gibt, wo Holz geschlagen wird," appellieren die bulgarischen Naturschützer.

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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