Das Maria-Himmelfahrts-Kloster am linken Ufer des Sirischtnitza-Flusses liegt zwei Kilometer östlich des Dorfes Iskretz und ca. 45 km von Sofia entfernt. Am Fuße des Gradischte-Berges inmitten der Wälder des Stara-Planina-Gebirges erhob sich einst in der Gegend auch eine Festung. In der Vergangenheit gab es im Umland zudem eine alte Siedlung, wovon Überreste von Ziegeln, Dachziegeln und Keramikgefäßen zeugen, die in der Umgebung des Klosters gefunden wurden. Anhand dieser Funde datierten die Archäologen die Siedlung in das 5.-6. Jahrhundert. Hier verlief eine wichtige Straße über Sofia nach Wratza und Nis, was vermutlich ein Grund für die Entstehung des hiesigen Klosters war.
Man nimmt an, dass das Iskretz-Kloster im 8. Jahrhundert entstanden ist. Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Kloster nebst der nahe gelegenen Festung von den osmanischen Eindringlingen zerstört und verwüstet. Einer Stifterinschrift zufolge baut die bulgarische Bevölkerung aus der Umgebung die Klosterkirche wieder auf. Errichtet wird ein einfaches kuppelloses einschiffiges Gotteshaus mit solidem Mauerwerk aus Bruchstein. Über der Eingangstür auf der Außenseite ist eine Muttergottes mit Flügeln dargestellt. Der alte Teil der Kirche ist, typisch für Mitte 16. und 17. Jahrhundert, sehr dunkel und an der Südwand mit einem kleinen gewölbten Fenster versehen. Nach diesem Muster wurden die einfachen ländlichen Wohnbauten in der Gegend errichtet. Lediglich das leicht vorspringende Gewölbe und die Apsis ließen auf den Sakralbau schließen, der ca. einen Meter in die Erde getieft wurde. Im Inneren der Kirche befindet sich ein großer runder Stein mit einer Inschriftplatte. Letztere wurde von Schatzgräbern ausgehoben, um darunter nach verborgenem Gold zu suchen.
In der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt gelangten die Menschen aus der Umgebung zu mehr Wohlstand und bauten die Kirche aus. Erhaltene Inschriften belegen, dass das Gotteshaus mehrfach erneuert und ausgemalt wurde. Aus einer Inschrift erfahren wir, dass die Kirche 1843 auf der Westseite um eine breite und hellere Vorhalle erweitert und "zur Zeit des Mönches und Kirchenvorstehers Marinko Epitrop im Jahre 1845 ausgemalt wurde." Von der Vorhalle aus gelangt man über zwei Stufen nach unten in den ursprünglichen dunklen Teil der kleinen Kirche. Diese war an den Stellen, an denen die alten Fresken stark beschädigt und abgefallen waren, erneuert und ausgemalt worden. Die Fresken stellen Heilige dar, wobei die meisten von ihnen mit langen dunkelroten Umhängen abgebildet sind. Im älteren Teil der Kirche gibt eine Stifterinschrift die Namen gemeiner örtlicher Bürger preis - Ilko Dojtschin, Todor Lozanew, Zlatko Dojtschin. So erwacht das Kloster zu neuem Leben, wird jedoch in der Folgezeit erneut verwüstet und versinkt in der Vergessenheit.
Die Fresken des Iskretz-Klosters stammen aus dem 17. und aus dem 19. Jahrhundert. In der Freske, die das Letzte Abendmahl darstellt, hält Jesus Christus eine s.g. Akakia, einen purpurfarbenen Beutel in der Hand - ein christliches Symbol für die Vergänglichkeit alles Irdischen. Dargestellt sind verschiedene Heilige, Szenen wichtiger Kirchenereignisse sowie ein vollständiger christlicher Festzyklus. Beiderseits des Eingangs sind üblicherweise die beiden Erzengel Michael und Gabriel, die Hüter der Kirche, abgebildet.
Südlich der Kirche befindet sich die ausgesprochen interessante Tauf- und Beichtkapelle, die einzige ihrer Art in der bulgarischen Klosterlandschaft. Erbaut wurde sie 1856. Ihre Innenwände sind vollständig mit Fresken ausgemalt, auf denen das Bildnis der Gottesmutter dominiert. Heute ist die Kapelle geschlossen und erfordert eine grundlegende Restaurierung.
Die zweistöckigen Wohngebäude mit überdachter Terrasse stammen aus dem 19. Jahrhundert. In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts gingen sie als Schenkung an ein Krankenhaus. Während des totalitären Regimes blieb die Klosterkirche geschlossen. Trotzdem kamen die Bewohner aus dem Dorf Iskretz hierher, um eine Kerze anzuzünden. Der erste Gottesdienst nach der demokratischen Wende 1989 fand am 8. September 1991 zum Fest Mariä Geburt statt. Zu diesem Fest, besonders aber zum Klosterfest an Mariä Himmelfahrt am 15. August strömen die Gläubigen in Scharen herbei. Am Vorabend findet hier eine Nachtwache statt. An Mariä Himmelfahrt kommen die Frauen dann mit Ritualbroten und Weintrauben hierher, die vom Priester geweiht werden. Gottesdienste werden jedoch nur zu großen Festen in der Kirche abgehalten.
2005 wurden alle Gebäuderuinen des Klosterkomplexes abgerissen. Lediglich das Baptisterium und die als Kulturdenkmal geschützte Kirche sind geblieben. Der Plan für den Bau einer neuen Klosterablage liegt allerdings bereits vor.
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: svetimesta.com
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