Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2024 Alle Rechte vorbehalten

Das Iskretz-Kloster "Mariä Himmelfahrt"

БНР Новини
Foto: svetimesta.com

Das Maria-Himmelfahrts-Kloster am linken Ufer des Sirischtnitza-Flusses liegt zwei Kilometer östlich des Dorfes Iskretz und ca. 45 km von Sofia entfernt. Am Fuße des Gradischte-Berges inmitten der Wälder des Stara-Planina-Gebirges erhob sich einst in der Gegend auch eine Festung. In der Vergangenheit gab es im Umland zudem eine alte Siedlung, wovon Überreste von Ziegeln, Dachziegeln und Keramikgefäßen zeugen, die in der Umgebung des Klosters gefunden wurden. Anhand dieser Funde datierten die Archäologen die Siedlung in das 5.-6. Jahrhundert. Hier verlief eine wichtige Straße über Sofia nach Wratza und Nis, was vermutlich ein Grund für die Entstehung des hiesigen Klosters war.


Man nimmt an, dass das Iskretz-Kloster im 8. Jahrhundert entstanden ist. Ende des 14. Jahrhunderts wurde das Kloster nebst der nahe gelegenen Festung von den osmanischen Eindringlingen zerstört und verwüstet. Einer Stifterinschrift zufolge baut die bulgarische Bevölkerung aus der Umgebung die Klosterkirche wieder auf. Errichtet wird ein einfaches kuppelloses einschiffiges Gotteshaus mit solidem Mauerwerk aus Bruchstein. Über der Eingangstür auf der Außenseite ist eine Muttergottes mit Flügeln dargestellt. Der alte Teil der Kirche ist, typisch für Mitte 16. und 17. Jahrhundert, sehr dunkel und an der Südwand mit einem kleinen gewölbten Fenster versehen. Nach diesem Muster wurden die einfachen ländlichen Wohnbauten in der Gegend errichtet. Lediglich das leicht vorspringende Gewölbe und die Apsis ließen auf den Sakralbau schließen, der ca. einen Meter in die Erde getieft wurde. Im Inneren der Kirche befindet sich ein großer runder Stein mit einer Inschriftplatte. Letztere wurde von Schatzgräbern ausgehoben, um darunter nach verborgenem Gold zu suchen.


In der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt gelangten die Menschen aus der Umgebung zu mehr Wohlstand und bauten die Kirche aus. Erhaltene Inschriften belegen, dass das Gotteshaus mehrfach erneuert und ausgemalt wurde. Aus einer Inschrift erfahren wir, dass die Kirche 1843 auf der Westseite um eine breite und hellere Vorhalle erweitert und "zur Zeit des Mönches und Kirchenvorstehers Marinko Epitrop im Jahre 1845 ausgemalt wurde." Von der Vorhalle aus gelangt man über zwei Stufen nach unten in den ursprünglichen dunklen Teil der kleinen Kirche. Diese war an den Stellen, an denen die alten Fresken stark beschädigt und abgefallen waren, erneuert und ausgemalt worden. Die Fresken stellen Heilige dar, wobei die meisten von ihnen mit langen dunkelroten Umhängen abgebildet sind. Im älteren Teil der Kirche gibt eine Stifterinschrift die Namen gemeiner örtlicher Bürger preis - Ilko Dojtschin, Todor Lozanew, Zlatko Dojtschin. So erwacht das Kloster zu neuem Leben, wird jedoch in der Folgezeit erneut verwüstet und versinkt in der Vergessenheit.


Die Fresken des Iskretz-Klosters stammen aus dem 17. und aus dem 19. Jahrhundert. In der Freske, die das Letzte Abendmahl darstellt, hält Jesus Christus eine s.g. Akakia, einen purpurfarbenen Beutel in der Hand - ein christliches Symbol für die Vergänglichkeit alles Irdischen. Dargestellt sind verschiedene Heilige, Szenen wichtiger Kirchenereignisse sowie ein vollständiger christlicher Festzyklus. Beiderseits des Eingangs sind üblicherweise die beiden Erzengel Michael und Gabriel, die Hüter der Kirche, abgebildet.


Südlich der Kirche befindet sich die ausgesprochen interessante Tauf- und Beichtkapelle, die einzige ihrer Art in der bulgarischen Klosterlandschaft. Erbaut wurde sie 1856. Ihre Innenwände sind vollständig mit Fresken ausgemalt, auf denen das Bildnis der Gottesmutter dominiert. Heute ist die Kapelle geschlossen und erfordert eine grundlegende Restaurierung.

Die zweistöckigen Wohngebäude mit überdachter Terrasse stammen aus dem 19. Jahrhundert. In der ersten Dekade des 20. Jahrhunderts gingen sie als Schenkung an ein Krankenhaus. Während des totalitären Regimes blieb die Klosterkirche geschlossen. Trotzdem kamen die Bewohner aus dem Dorf Iskretz hierher, um eine Kerze anzuzünden. Der erste Gottesdienst nach der demokratischen Wende 1989 fand am 8. September 1991 zum Fest Mariä Geburt statt. Zu diesem Fest, besonders aber zum Klosterfest an Mariä Himmelfahrt am 15. August strömen die Gläubigen in Scharen herbei. Am Vorabend findet hier eine Nachtwache statt. An Mariä Himmelfahrt kommen die Frauen dann mit Ritualbroten und Weintrauben hierher, die vom Priester geweiht werden. Gottesdienste werden jedoch nur zu großen Festen in der Kirche abgehalten.

2005 wurden alle Gebäuderuinen des Klosterkomplexes abgerissen. Lediglich das Baptisterium und die als Kulturdenkmal geschützte Kirche sind geblieben. Der Plan für den Bau einer neuen Klosterablage liegt allerdings bereits vor.

Übersetzung: Christine Christov
Fotos: svetimesta.com



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Heute ist Arife - der Tag, an dem sich die Muslime auf das Zuckerfest vorbereiten

Heute ist wieder der Tag des Arife, der jedem Bayram vorausgeht. Heute ist wieder der Tag des Arife, der dem islamischen Opferfest Kurban Bayrami vorausgeht. Heute gedenken die Muslime ihrer verstorbenen Angehörigen. In jedem Haus bereiten..

veröffentlicht am 15.06.24 um 09:05

Ausstellung in Sofia präsentiert die alten „Salzherren“ von Prowadia

  Die Ausstellung „Die Herren des Salzes: Prowadia - eine Stadt des Salzes 5600 - 4350 v. Chr.“ wird in Sofia präsentiert. Die temporäre Ausstellung wird am 11. Juni im Nationalen Archäologischen Institut und Museum der Bulgarischen Akademie der..

veröffentlicht am 08.06.24 um 15:30
Nikolai von Plowdiw

Nikolai von Plowdiw erklärt kategorisch Verzicht auf Teilnahme an der Wahl zum Patriarchen

„Ich werde kein Patriarch sein. Das kann ich erklären. Wer der Patriarch sein wird, kommt Ihnen nicht in den Sinn“, erklärte Metropolit Nikolai von Plovdiw. Seine Erklärung erfolgte zwei Tage, nachdem der west- und mitteleuropäische Metropolit Antonius..

veröffentlicht am 03.06.24 um 11:30