Obwohl der Lazarustag, wie schon der Name besagt, dem Wunder der Auferstehung des Hl. Lazarus gewidmet ist, tragen die typischen Volkslieder zu diesem Fest keinen streng christlich-religiösen Charakter. Von ihnen sprüht viel Lebensfreude. Die Lazaruslieder dürfen nur von jungen, unverheirateten Mädchen gesungen werden. Sie sind festlich gekleidet und tragen Kränze aus grünen Waideszweigen und Blumen. Die Lieder, die die Lazarusmädchen singen, preisen die Liebe und die Zuneigung unter den Verlobten und jung Vermählten. Nicht selten enthalten sie auch Voraussagen, wann und wen ein Mädchen heiraten wird.
Der Dorfumzug der Lazarusmädchen, bei dem sie all in jene Häuser einkehren, wo heiratsfähige Mädchen und Burschen wohnen, gehört eigentlich zu den ausnahmsweise erlaubten frohen Bräuchen vor der Karwoche. In den Lazarusliedern sind Segenssprüche und Glückwünsche enthalten. Der jungen Braut wird gewünscht, dass sie bald eine goldene Kinderwiege zu Hause hat, den kleinen Kindern - dass sie neue Geschwister bekommen.
Auch am Tag nach dem Lazarustag, am Palmsonntag also, werden spezielle Volkslieder von den jungen Mädchen gesungen. Das sind die so genannten "Blumenlieder", worin die Frische und die Anmut der Frühlingsblumen besungen werden. Nicht selten werden sie mit der Schönheit der Mädchen verglichen. In neueren Zeiten - etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts, feiern am Palmsonntag alle, die Namen von Blumen oder Bäumen tragen, ihren Namenstag.
Gleich nach dem feierlichen Gottesdienst am Palmsonntag gingen die jungen Mädchen zum Dorffluss mit den geweihten Waideszweigen in den Händen, wovon sie dort Kränze banden. Diese Kränze wurden in den Fluss geworfen, und wessen Blumenbinde am schnellsten davongetragen wurde, sollte noch im selben Jahr unter die Haube kommen. Dieses Mädchen lud dann alle Freundinnen zu Hause ein, wo sie bei frischgebackenen Brezeln fröhliche Lieder sangen.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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