Vor wenigen Tagen hat die bulgarische Regierung eine Strategie über die weitere Entwicklung der elektronischen Verwaltungsdienstleistungen verabschiedet. Die Strategie verspricht, Bulgarien bis 2020 in das 21. Jahrhundert der Verwaltung im Netz zu frühren. Diese Strategie ist die zweite ihrer Art in den letzten zehn Jahren.
Wenn schon so ein Dokument verabschiedet werden soll, dann muss das Vorhaben sehr ehrgeizig sein. Oder aber hat die erste Strategie dieser Art zu keiner Reform der regionalen und zentralen Verwaltungsstrukturen und –dienstleistungen geführt. Grundsätzlich ist zu sagen, dass Bulgarien vermutlich der amtierende Weltmeister in der Ausarbeitung von diversen Strategien und Programmen ist. Insbesondere im Bereich der Internetdienstleistungen. Das hat bisher aber zu keinem nennenswerten Fortschritt geführt. Das gab selbst Vizeregierungschefin Bobewa zu. Und auch die Zahlen belegen es – von insgesamt 562 Verwaltungsstrukturen in Bulgarien bieten lediglich 80 Internetdienstleistungen an. Diese Zahlen veröffentlichte die Regierung selbst. Wie auch die folgende – der bürokratische Zeitverlust für die Verwaltung, Wirtschaft und Privatpersonen kostet eine Milliarde Euro jährlich. Experten haben weiter gerechnet und behaupten, wenn das e-government endlich startet, kann man diese Kosten um ein Drittel reduzieren.
Der Start in das elektronische Zeitalter ist aber für die Verwaltungsstrukturen in Bulgarien keine Selbstverständlichkeit. Zwar rühmt sich Bulgarien, eine der schnellsten Internetverbindungen in der Welt zu haben. Diese wird aber von immer weniger Bulgaren genutzt. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass 54 Prozent der Bulgaren Internetzugang haben. Von allen etwas mehr als 7 Millionen Bulgaren sind 2,3 Millionen nie im globalen Netz gesurft. Diejenigen aber, die sich ihren Alltag ohne Internet erst gar nicht vorstellen können, sind umso aktiver bei der Nutzung von elektronischen Dienstleistungen. Das gibt offensichtlich der Regierung die Hoffnung, dass dieses Strategiepapier nicht scheitern wird, wie sein Vorgänger. Das Programm für die Wiederbelebung des e-government-Projektes ist zudem mit 145 Millionen Euro aus den EU-Fonds abgesichert. Bleibt zu hoffen, dass dieses Geld richtig eingesetzt wird.
Übersetzung: Vessela Vladkova
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