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Endlich Frühling!

Foto: BGNES

Endlich ist es Frühling, sagen sich die meisten Bulgaren, denn die Winterzeit ist für sie in vielerlei Hinsicht eine große Belastung. Es gibt sogar den Ausdruck: „das Grünzeug erreichen“, der das bildhaft beschreibt und dem meist ein großes Aufatmen folgt. In den Zeiten der Wende zur Demokratie, die sich bereits das 25. Jahr dahinschleppt, hat dieser Ausdruck einen besonderen Sinn erfahren.

Wie dem auch sei – wir haben das „Grünzeug erreicht“, auch wenn der laue Winter anscheinend erst im April aufwachte und sogar für Schnee sorgte. Die Bulgaren können nun ihre Gürtel etwas loser schnallen, denn ihnen bleiben die Heizungssorgen und genauer gesagt die Heizungsrechnungen erspart. Auch werden uns in den kommenden Monaten die Aufschreie einiger Energieexperten erspart bleiben, die gerade in der kalten Jahrezeit zum Zuge kommen und wahrhaft apokalyptische Einszeitbilder an die Wand werfen. Die nächste Erhöhung der Energiepreise kommt bestimmt, aber eben erst im kommenden Herbst – man sollte sich also die Galgenfrist durch nichts trüben lassen. Obwohl man immer einen Grund finden kann, um sein Dasein zu beklagen.

Die Argumente der Bulgaren kann man nicht so schnell von der Hand weisen. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich immer mehr. Fast die Hälfte der Arbeitnehmer beziehen ein Monatsgehalt zwischen 200 und 400 Euro. Wie die Menschen damit zurecht kommen, wissen sie wohl selbst nicht genau. Glaubt man der Statistik, so hat der Durchschnittsbulgare im vergangenen Jahr ein Gesamteinkommen von 2.600 Euro erhalten. Zum Vergleich: seine Ausgaben beliefen sich auf etwas mehr als 2.400 Euro. Die Differenz braucht nicht weiter diskutiert zu werden. Ohne Diskussionen bleibt auch die Lage der Rentner, deren monatliche Durchschnittsrente bei 150 Euro liegt. 90 Prozent von ihnen sind kaum oder gar nicht in der Lage, ihre Rechnungen zu begleichen. Das „Grünzeug“ in ihren Gärten, wie beispielsweise der Ampfer – ein typisches Frühgemüse hierzulande, ist in ihren Augen ein wahrer Lebensretter.

Auch die Arbeitslosen sehen etwas besseren Zeiten entgegen, denn der Sommer und damit die Saisonarbeit sind bereits in Sicht. Saisonbedingte Einstellungen bieten vor allem die Tourismusbranche, die Landwirtschaft und die Verarbeitungsindustrie und das nicht nur in Bulgarien. Das Nationale Arbeitsamt hat aber bislang noch keine nennenswerte Bewegung auf dem Arbeitsmarkt in Folge solcher Angebote registriert. In Bulgarien gibt es derzeit fast 400.000 Arbeitslose, was 12,2 Prozent der arbeitsfähigen Bevölkerung ausmacht. Die Dunkelziffer liegt aber höher, denn viele Menschen melden sich erst gar nicht bei den Ämtern.

Was passiert nun mit den Preisen in der Saison des „Grünzeugs“? Die Kaufkraft der Bulgaren ist in den Keller gerutscht und die überall sinken die Preise. Ob das ein natürlicher, oder ein kontrollierter Prozess ist, wird sich noch zeigen. EU-gemäß wird vom April bis Juni auch in Bulgarien eine Umfrage über die Einkommen und die Lebensbedingungen durchgeführt. Dann wird sich zeigen, ob die Bulgaren am „Grünzeug“ oder eher am Hungertuch nagen.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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