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Es beginnt das unterhaltsame Sommerlesen

Foto: Archiv

Laut einer Untersuchung aus dem Jahre 2012 hat rund die Hälfte der jungen Bulgaren im Alter zwischen 15 und 29 Jahren kein Buch im letzten Jahr gelesen. 14 Prozent haben sogar kein einziges Buch in ihrem ganzen Leben gelesen. Auch laut der internationalen PISA-Studie ist Bulgarien bei der Leskompetenz ganz hinten. D.h., dass die bulgarischen Schüler Information in verschiedenen Texten finden können, aber das Gelesene kaum begreifen und analysieren können. Solche besorgniserregende Tatsachen riefen verschieden Initiativen hierzulande hervor, die diese negative Tendenz umkehren sollen.

Eine davon ist das „unterhaltsame Sommerlesen“, das im vierten Jahr in Folge durchgeführt wird und das Lesen bei den Kindern zwischen 6 und 12 Jahren fördern soll. Das „unterhaltsame Sommerlesen“ wird vom Internetportal Az-deteto.bg und der Sofioter Stadtbibliothek veranstaltet. Um mit der Zeit zu gehen und leichter die Aufmerksamkeit der Kinder zu erringen, nutzen sie die modernen Technologien. Jedes Kind kann sich auf einer speziellen Webseite registrieren. Dort ist die Liste der Literatur enthalten, die von den Schülern der 1. bis 7. Klasse obligatorisch gelesen werden sollen, sowie zusätzliche interessante Titel. In einem elektronischen Lesetagebuch trägt der Schüler die gelesenen Bücher ein und beantwortet Fragen in Zusammenhang mit ihrem Inhalt. Auf der Grundlage der gesammelten Daten wird am Ende der Kampagne die am meisten lesende Stadt, die am meisten lesende Schule, das am meisten lesende Kind und das am meisten gelesene Buch für den Sommer 2014 ermittelt.

Es stellte sich heraus, dass in den letzten zwei Jahren in Bulgarien die Donau-Stadt Russe die am meisten lesende Stadt war. Zur Initiative gehören auch viele unterhaltsame Veranstaltungen, die ebenfalls das Lesen der Kinder fördern sollen. Junge Schriftsteller wurden eingeladen, aktiv an den Treffen mit den Kindern teilzunehmen. Die Veranstalter planen in diesem Jahr die bulgarischen Städte Dobritsch, Schumen, Razgrad, Weliko Tarnowo, Widin und Montana zu besuchen. Die Kampagne soll über den ganzen Sommer laufen und im September abgeschlossen werden. Sie startete kürzlich mit einer Diskussion zum Thema: „Das Lesen als ein Weg zur besseren Bildung“, die unter der Schirmherrschaft der Sofioter Oberbürgermeisterin Jordanka Fandakowa stand.

Am Vorabend des Tages der slawischen Schrift und bulgarischer Bildung am 24. Mai schenken wir den Schulen 2700 Bücher“, sagte Oberbürgermeisterin Fandakowa „Im vergangenen Jahr veranstalteten wir Themenabende der Schriftsteller Iwajlo Petrow und Leda Milewa, bei denen Bücher mit den Werken der Autoren verschenkt wurden. Bücher erhielten 150 Schulen und 58 Kindergärten. Wichtig ist es, dass die Lehrer in den Kindergärten die Möglichkeit haben den Kindern die Bekanntschaft mit interessanten Werken zu ermöglichen und auf diese Weise ihre Liebe zum Lesen zu provozieren. Wir arbeiten zusammen mit dem Zahari-Stojanov-Verlag an einem Projekt, das Begegnungen von Schülern aus den Sofioter Schulen mit bulgarischen Historikern, Schriftsteller und Vertretern des öffentlichen Lebens ermöglicht. Sie haben bisher ein Dutzend Schulen besucht. Bei den Kindern gab es sehr großes Interesse dafür. Wir alle müssen das Lesen, die Liebe zu den Büchern unterstützen und fördern. Man muss aber auch dafür sorgen, dass das Kind das Gelesene begreift und es ihm mehr Fertigkeiten für das reale Leben gibt. Wir müssen diesen Wandel in der bulgarischen Bildung erreichen, der uns zu besseren Ergebnissen führen wird.“

Preslawa Georgiewa ist eine der Lehrerinnen vom Programm „Zusammen in der Klasse“, das für eine gute Bildung für jedes Kind sorgen soll. Die junge Frau unterrichtet bulgarische Sprache und Literatur in der Provinzstadt Slatiza. Um die Kinder zum Lesen zu stimulieren, stellt sie die Werke durch verschiedene Fälle des realen Lebens der Kinder vor.

Es ist außerordentlich wichtig, dass die Schüler uns lesen sehen“, sagt Preslawa Georgiewa. „Falls ich nur erkläre, dass sie lesen sollen, sie mich aber nie mit einem Buch in der Hand gesehen haben, werden sie mir offensichtlich nicht glauben. Deswegen habe ich es so eingerichtet, dass ich eine Decke vor der Schule ausbreite und ein Buch darauf lese. Ich habe auch „ganz zufällig“ noch ein paar Bücher im Rücksack, falls jemand näher kommt und lesen möchte. Die Kinder, die ein Buch in die Hand nehmen, haben kein Problem es zu lesen, d.h., es ist ihnen nicht fremd.

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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