Simon Gardner arbeitet seit über 25 Jahren als Nachrichten-Reporter für den kanadischen TV-Sender CBC in der Hauptstadt Ottawa. Spezialisiert hat er sich auf kommunale Politik, Korruption und Verbrechen. Den ersten Eindruck von Bulgarien bekam er über das Internet, wo man die schöne Natur unseres Landes bewundern kann. Trotzdem hatte er vor seiner Reise nach Bulgarien irgendwie das Gefühl, dass dies ein unfreundliches und trübes Land sein wird. Bis er dann aus dem Flugzeug ausgestiegen ist und etwas ganz anderes gesehen hat.
„Das war eine wunderbare Reise“, erzählt der Journalist. „Eigentlich wusste ich nicht genau, was ich von dem Land zu erwarten habe. Natürlich sehen die Bilder im Internet wunderschön aus, aber die Realität ist oft anders, als man es sich vorgestellt hat. Ich denke, dass die meisten Landsleute von mir ein ungutes Gefühl haben, wenn es um Bulgarien geht, weil man das Land vor allem mit der Zeit des Kalten Krieges verbindet. Wenn man aber hierher kommt, findet man eine Weltklasse-Hauptstadt und ein tolles Land vor. Ihre Natur ist wunderbar erhalten und schön und steht der kanadischen im Nichts nach. Ich habe während meiner Reise durch Bulgarien nirgendwo Spuren der Umweltverschmutzung gesehen, im Gegenteil – die Menschen auf dem Land leben im vollen Einklang mit der Natur.“
Während seines kurzen Besuchs in Bulgarien konnte Simon Gardner einige Sehenswürdigkeiten wie das Dorf Arbansi bei Weliko Tarnowo und das Rila-Kloster besuchen. Beeindruckt haben ihn die Möglichkeiten für Dorftourismus sowie die bulgarische Küche, die seiner Meinung nach einzigartig ist. Als ein echter Kenner des Gerstensafts behauptet er, dass das Bier, das er hier probiert hat, Weltklasse ist. Auch die günstigen Preise in den Restaurants haben ihn positiv überrascht. „Der Urlaub hier bietet sehr viele Möglichkeiten. Die Hotels sind gut und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt. Das Obst und Gemüse sowie das Fleisch sind die besten, die ich je gegessen habe“, schwärmt der Kanadier.
Welche Touristen kommen nach Kanada, wollten wir von ihm wissen.
„Ähnlich wie hier, kommen zu uns Leute aus der ganzen Welt“, erklärt Simon. „Es gibt Japaner, Chinesen, US-Amerikaner, die meisten wollen bei uns angeln und jagen, weil wir dafür gute Möglichkeiten bieten. In Bulgarien habe ich viele Amerikaner und Australier getroffen, die so wie ich von ihrer Begegnung mit dem Land erstaunt und begeistert waren. Keiner von uns hat vorher geahnt, was für einen paradiesischen Flecken Erde Bulgarien ist.“
Nach Meinung von Simon Gardner sei das Hauptproblem Bulgariens im Bereich der Reisebranche die Tatsache, dass das Land weitgehend unbekannt im Ausland ist.
„Wenn man seinen Urlaubt plant, gehören Länder wie ihres oder Polen, Ungarn und Rumänien für uns einfach nicht dazu. Ich denke, dass die Touristen diese Region einfach für sehr arm halten und keine aktuellen Informationen über die klimatischen oder wirtschaftlichen Bedingungen im Land verfügen. So dass Bulgarien wirklich gute und aktuelle Werbung im Ausland braucht, die das Land tatsächlich so präsentiert wie es ist – mit freundlichen Menschen, die hilfsbereit und offen sind, egal wo man hin geht. Man muss wirklich die schöne Natur im Mittelpunkt stellen. Die Kombination aus Bergen, Meer und kleinen Dörfern und Städten, die in hügeligen Landschaften und fruchtbaren Ebenen gelegen sind, ist wirklich einzigartig. Meines Erachtens nach war eines der interessantesten Dinge, die ich hier gesehen habe, die industriellen Ruinen der Fabrikanlagen aus der Zeit des Kommunismus. Man kann wirklich den Übergang von einem System zu den anderen deutlich an Zeugnissen sehen, die noch in der Landschaft herumstehen. So etwas gibt es in Kanada nicht. Wir haben leider keine Architekturbeispiele aus der industriellen Entwicklung des Landes mehr. Es gibt keine Geisterstädte, alles wurde abgerissen. Hier kann man noch den Kontrast zwischen alten und maroden Gebäuden und hochmoderner Architektur gleich nebeneinander sehen. Das war für mich einfach erstaunlich.“
Simon Gardner wünscht sich den weiteren Erhalt aller Kultur- und Architekturdenkmäler des Landes, womit man viele Besucher auch künftig heranziehen kann. „Ich habe eine alte Zigarettenfabrik in einem Sofioter Vorort besucht, die komplett verwahrlost ist. Manche würden sie als hässlich empfinden, für mich aber war das eine Begegnung mit der Geschichte, mit der Vergangenheit, die ich in meiner Heimat nicht erleben kann“, so der kanadische Journalist abschließend.
Übersetzung: Milkana Dehler
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