Bulgarien ist ein traditionelles Agrarland. Die Viehzucht gehörte schon immer zum Broterwerb der Bulgaren. Die Schafsmilch und insbesondere der Schafskäse haben Bulgarien zum internationalen Ruhm verholfen. Verständlich, dass die Schafherden und Schäfer einen besonderen Platz in der Folkloretradition des Landes einnehmen.
Die Schafe und die Schäfer haben ihren festen Platz in der bulgarischen Liedfolklore. Zu Weihnachten kleiden sich die singenden Weihnachtsburschen wie Schäfer ein und ziehen am Heiligabend durch die Häuser, um mit ihrem A-capella-Gesang die Bauern zu segnen. In vielen Texten wird das Lamm besungen, aber oftmals steht es als eine Metapher für die Unschuld eines schönen Mädchens oder der Kinder in der Familie. Zu diesen Liedern gehört auch das folgende in der Darbietung des unvergessenen Boris Maschalow.
Die Unschuld und Frömmigkeit des Lamms haben einen tiefen religiösen Ursprung. Das Alte Testament erzählt über die Opferung Isaaks, als Gott Abraham auf die Probe stellte. Gott verlangte von ihm, seinen einzigen Sohn Isaak als Brandopfer darzubringen. Als Isaak schon auf dem Holzstapel lag und geschlachtet werden sollte, sprach eine Engelsstimme zu Abraham. Der Vater schaute sich um und sah plötzlich, dass hinter ihm in einer Hecke ein Widder stand. Er war dort mit seinen Hörnern hängen geblieben. Abraham holte ihn und opferte ihn anstelle seines geliebten Sohnes. Diese Opfergabe ist als Tradition in das Leben der alten Bulgaren eingeflossen und wird hier und da bis heute noch gepflegt. Das Hochfest der Schäfer ist der Georgstag am 6. Mai. Der Georgstag wird als Auftakt zum Handels- und Viehzuchtjahr angesehen. Traditionell wird ein Lamm, gewöhnlich das erste männliche, weiße Lamm geschlachtet, als Opfer für den Heiligen Georg.
Übersetzung und Redaktion: Vessela Vladkova
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