Der bulgarische Joghurt ist in aller Welt berühmt. Selbst im Land der aufgehenden Sonne isst man ihn täglich und das mit Vergnügen. Japan produziert ihn mit bulgarischer Hilfe schon seit 1972. Die Technologie, wie auch die Bakterienstämme, die zur Herstellung notwendig sind, liefert das staatliche Unternehmen „LB Bulgaricum“, das die Lizenz dazu besitzt.
Der Joghurt schmeckt nicht nur sehr gut, er ist auch überaus gesund. Der bekannte russische Wissenschaftler vom Ende des 19. Jahrhunderts, Ilja Metschnikow, führte die Langlebigkeit der Bulgaren gerade auf den reichen Konsum von Joghurt zurück.
Die wissbegierigen japanischen Touristen haben zwischenzeitlich schnell in Erfahrung bringen können, dass es in Bulgarien nicht nur ein Rosenfest, sonder auch ein Fest des bulgarischen Joghurts gibt und das gleich in mehreren Städten Bulgariens. Das jüngste fand in der westbulgarischen Stadt Tran und Umgebung statt. Warum gerade dort? Aus dem nahen Dorf „Studen Iswor“ stammt der bulgarische Natur- und Medizinwissenschaftler Stamen Grigorow, der 1905 ein damals unbekanntes Bakterium aus dem hiesigen Joghurt isolierte, das er für die Fermentation der Milch verantwortlich machte und das später „Lactobacillus bulgaricus“ genannt wurde.
Nun aber zum Joghurt-Fest in Tran. Näheres über die diesjährige Ausgabe erzählte uns Julia Grigorowa, Vorsitzende der Stiftung „Dr. Stamen Grigorow“: „Die Idee des Fests ist, die hausgemachte Milch und die daraus erzeugten Produkte zu popularisieren“, erzählt Julia Grigorowa. „Jeder soll sich selbst den Unterschied verdeutlichen können. Zu diesem Zweck veranstaltet auch das „Haus des Farmers“ einen Wettbewerb für Milch- und Milchprodukte. Daran beteiligen sich vor allem Bauern aus der Gemeinde Tran, doch in diesem Jahr kamen auch welche von entfernteren Gemeinden. Wir wollen langsam das Fest ausweiten, bis es schließlich einen nationalen Rahmen erhält. Der Wettbewerb selbst wird je nach Milchsorte - Kuh-, Schafs- und Ziegenmilch, und den daraus hergestellten Produkte veranstaltet. Jedes Jahr haben die Bauern aber auch Überraschungen parat. Auf dem Fest sind natürlich auch die Großhersteller präsent – sie stellen ihrerseits ihre Erzeugnisse vor und jeder kann vergleichen,“ sagt Julia Grigorowa. Was zeichnet aber den bulgarischen Joghurt speziell aus, wollten wir von ihr wissen. „Der bulgarische Joghurt muss eine bestimmt Menge an dem Lactobacillus bulgaricus enthalten und zwar mindestens 8 Millionen Bazillen pro Kubikzentimeter. Unsere Test haben ergeben, dass der Joghurt von Tran und Umgebung über fast doppelt so viele Bazillen enthält. Dieses Bakterium ist bekanntlich für den säuerlichen Geschmack verantwortlich und wir in Bulgarien sind an den stark sauren Geschmack des Joghurts gewöhnt – in Westeuropa zieht man hingegen gesüßte Joghurtsorten vor. Ich möchte noch unbedingt sagen, dass die Kommission, die die Qualität der auf dem Fest angebotenen Produkte einschätzt, aus dem Wissenschaftszentrum der Firma „LB Bulgaricum“ stammt – es ist also eine streng fachmännische Bewertung.“
Die Stiftung auf den Namen von Dr. Stamen Grigorow hat sich neben dem Fest auch andere Initiativen zur Popularisierung des bulgarischen Joghurts und seines unverwechselbaren Geschmacks einfallen lassen. Zusammen mit Kollegen aus Serbien wurde eine Öko-Wanderroute erstellt, die entlang der Grenz zwischen beiden Ländern verläuft und bei der, wie nicht anders zu erwarten, die Milch und die Milchprodukte im Mittelpunkt stehen. Der Öko-Wanderweg wird im Joghurt-Museum des Dorfes Studen Iswor beginnen und in der serbischen Stadt Niš enden. Auf dem Weg dorthin werden verschiedene Milchhöfe und Sennereien aufgesucht und natürlich die dortigen Produkte verkostet. Im Oktober dieses Jahres werden die bulgarischen Milchbauern wiederum das serbische Käse-Fest besuchen, das von der dortigen Firmenvereinigung „Klaster sireva jug“ veranstaltet wird und Partner der Stiftung „Dr. Stamen Grigorow“ ist.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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