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Nein dem Beton und dem Alkoholtourismus am Meer

Foto: capital.bg

Schüler von drei hauptstädtischen Schulen brachten in eigenen Projekten ihre klare Vision über die Zukunft der noch unbebauten Abschnitte der bulgarischen Schwarzmeerküste zum Ausdruck. Anvisiert wird speziell das Gebiet „Karadere“, um das sich in der letzten Zeit Bebauungsskandale ranken.

Das Gebiet ist geschützt und gehört zu den wenigen, die von Menschenhand so gut wie unberührt geblieben sind. Bereits 2007 sollte alles zubetoniert werden, doch die Pläne scheiterten wegen der einsetzenden Krise. Zwischenzeitlich machten sich Naturschützer und ganz gewöhnliche Bürger stark. Die Spannungen eskalierten, als zu Beginn des Jahres die Regierung ankündigte, dass in Karadere ein großangelegtes Erholungszentrum mit Priorität errichtet werden soll. Eine Welle der Empörung brach aus und das Thema wurde in allen Kreisen der Bevölkerung heiß diskutiert, auch an den Schulen. Die Problematik fand Eingang in das Ausbildungsprogramm „Junior Achievement“. Schließlich stellten drei Schülerteams ihre alternativen Vorschläge zur Entwicklung des strittigen Küstenstreifens vor. Laut den Siegern dieses Wettstreits müsse die Nutzung auf der traditionellen bulgarischen Kultur basieren, denn Bulgarien ist mit seinen natürlichen Gegebenheiten, Geschichte und Kultur eine einzigartige Tourismusdestination.

Den Ausländern mutet alles exotisch an“, ist Ilija überzeugt. Er ist Schüler der 11. Klasse der Allgemeinbildenden Oberschule „Michail Arnaudow“ in Sofia. Seine Vorstellungen über die Zukunft der Küste sehen so aus: „Ich denke nicht, dass 5-Sterne-Hotels, große Diskotheken, Kasinos und Yachthäfen gebaut werden müssen. Gleichzeitig damit muss aber etwas getan werden, um die Wirtschaft in dieser Region anzukurbeln. Unsere Idee besteht darin, 100 bis 120 Ferienhäuser im typisch bulgarische Volksbaustil zu errichten. Sie müssen entsprechend aus natürlichen Werkstoffen gebaut werden, die es vor Ort gibt, um nicht unnötig viel Geld für den Transport auszugeben“, meint der Junge. Beim Bau soll zudem die natürliche Vegetation weitestgehend geschützt werden. Nicht mehr als 15 Prozent sollen bebaut werden.

Das zweitplazierte Projekt ist ähnlichgelagert: „Unsere Idee ist, Öko-Häuser zu errichten, die selbst die benötigte Elektrizität herstellen“, führt der 11.-Klässler Georgi Natschkow aus. „Die Häuser sollen klein sein und im Wasser stehen, um die Flora und Fauna so gering wie möglich zu stören. Zur Anwendung sollen Naturwerkstoffe, wie beispielsweise Holz kommen, das zu den besten Baustoffen gehört, wie auch Steine, die es hier jede Menge gibt und leicht abgebaut werden können. Auch haben wir uns gedacht, dass die Region benzinfrei sein muss. Die Autos werden an einem bestimmten Parkplatz abgestellt und der Transport zu den Häuschen erfolgt per Elektro-Mobilen. Alle Attraktionen, einschließlich der Boote werden mit Elektroenergie betrieben, um eine Abhängigkeit vom Treibstoff zu umgehen. Unser Projekt sieht auch den Bau einer Kläranlage vor, in der die Abwässer der Siedlung gesäubert werden. Auch ein Restaurant wird es geben, das traditionelle bulgarische Küche anbieten wird und überhaupt Dinge, die die Besucher in die Zeit zurück versetzen.“

Das drittplazierte Projekt sieht den Bau von Erdhütten vor. Dabei sollen die Bäume, die im Weg stehen nicht einfach gefällt, sondern in eine Art Wintergarten umgepflanzt werden. So soll der neue Ferienort ganzjährig genutzt werden können und nicht allein in den Sommermonaten.

Ich war angenehm überrascht, dass die Kinder den Alkoholtourismus, wie er in Ferienorten wie „Sonnenstrand“ großangelegt betrieben wird, ablehnen und es nicht zulassen wollen, dass Bulgarien ein solches Ansehen genießt“, sagt Wera Petkantschin vom Programm „Junior Achievement Bulgarien“. „Sie wollen eine andere Art von Tourismus. Alle Schülerteams brachten es in ihren Projekten deutlich zum Ausdruck. Es wurden nicht einfach Losungen laut, von der Art „Wir wollen die Natur schützen!“, sondern es wurden ganz konkrete Ideen vorgestellt, wie umweltfreundlicher Verkehr und Abfallrecycling. Als sehr hilfreich erwies sich das Recherchieren im Internet, wie auch die Berater. Was die unternehmerische Seite anbelangt, konnte noch einiges verbessert werden. Die finanzielle Seite wurde vernachlässigt, beispielsweise woher die Mittel zur Projektumsetzung kommen sollen. Wichtig ist aber die gesamt Vision, die deutlich auf eine veränderte Sicht auf den Tourismus hinweist. Ich denke, es ist höchste Zeit, dass das geschieht, weil es mit der Zubetonierung und massenweisen Bebauung nicht so weiter gehen kann“, sagte Wera Petkantschin.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow



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