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Dimitar Bodurow über den Jazz, die Folkore und die echten Dinge

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Die originelle eigene Musik von Dimitar Bodurow schafft es immer wieder, die Aufmerksamkeit nicht nur des Publikums, sondern auch viel älterer und erfahrener Musiker auf sich zu ziehen. Der junge Pianist ist in seinen Kompositionen der Melodik und der komplizierten Metrorhythmik der bulgarischen Folklore nahe, aber verlässt nie das Gebiet des Jazz – der Musik, der er sich gewidmet hat.

Dimitar Bodurow ist Preisträger angesehener Wettbewerbe in Holland, dem Land, in dem er seit dem Jahre 2000 lebt. Darunter sind der Erasmus Jazz Prize 2002; Pim Jacobs Jazz Competition 2002; Leidse Stad Jazz Competition 2002. Im Rahmen des berühmten Festivals für Solo Klavier in Montreux kam er ins Halbfinale. Er hatte Konzerte Solo und mit seinem Trio in Holland, Deutschland, Österreich, Belgien, Luxemburg und Bulgarien. 2008 gründete er in Amsterdam das Erste Festival für Klavier und Schlagzeug „Keys’n Stix Festival“.

Aus irgendeinen unerklärlichen Grund gibt es in seinem Leben die Sachen immer paarweise. Er ist mit der südwestlichen Stadt Blagoewgrad verbunden, wo er 1979 geboren wurde. Aber aufgewachsen ist er in Warna am Schwarzen Meer, wo er die Musikschule „Dobri Hristow“ besuchte. Er erhielt ein Diplom als Posaunist, aber das Klavier war seine Leidenschaft schon als Kind. Er ist zum amerikanischen Jazz hingerissen, aber er kam nach Holland. Und das sind nicht alle zweifachen Dinge in seinem Leben.

„Ich war ganz klein, als ich beschloss, meine Ausbildung im Ausland fortzusetzen. So kam es, dass ich zwei Jahre an der Nationalen Musikakademie „Pantscho Wladigerow“ lernte und danach in Holland weitermachte. In Sofia lernte ich viele junge Musiker kennen, mehrere Male wöchentlich hatte ich Klubauftritte. Trotz der klassischen Ausbildung, die ich habe, bin ich als Jazz-Pianist fast Autodidakt. Deswegen waren diese zwei Jahre sehr wichtig für mich. Ich erinnere mich daran, wie ich den Schlagzeuger Dimitar Dimitrow besuchte. Er wohnte im Simeonowo-Stadtviertel am Fuße des Witoscha-Gebirges. Der Winter war kalt, die Busse kamen nicht hin. Zusammen mit einem Freund, einem Bassisten aus Mazedonien legten wir längere Strecken zu Fuß zurück. Dimitar hatte ein kleines Zimmer, in dem wir Musik hörten, Tee mit Rom tranken und spielten. Das war die wahre Sache. Das ist vielleicht meine lebendigste Erinnerung, die ein Symbol für den Jazz darstellt. Wer möchte – macht ihn einfach. Wann habe ich Jazz zum ersten Mal gehört? Es war im Nationalen Rundfunk. Ich verfolgte regelmäßig die Rubrik von Jordan Ruptschew „Um Mitternacht herum“. Später hatte ich die Gelegenheit, ihn persönlich kennen zu lernen. Er war ein sehr lieber, sehr intelligenter Mensch. Er hat so viel geleistet. Aus seiner Sendung informierte ich mich über die Tendenzen im modernen Jazz, über alles. Ich hatte die Musik auch auf Cassetten. Ich hörte Louis Armstrong, Oscar Peterson. Eine ganz andere Seite des Jazz entdeckte ich mit dem Pianisten Keith Jarrett, später auch mit dem Trompete-Spieler Miles Davies und den Saxophonisten John Coltrane."

Interessant ist, dass ich in die USA zu reisen träumte, wo die Wurzeln des Jazz sind. Ich hatte die Chance an einer Aufnahmeprüfung für das Berklee College of Music teilzunehmen. Ich bekam ein Teilstipendium, aber die Ausbildung war sehr teuer. Zur gleichen Zeit hatte das Rotterdamer Konservatorium ein gemeinsames Programm mit Berklee. Ich bewarb mich und wurde aufgenommen, aber als ich dorthin kam, stellte es sich heraus, dass das Programm ausgelaufen war. Ich machte meinen Abschluss am CODARDS School of Music in Rotterdam, danach in Komposition und Arrangement. Das bestimmte weitgehend meine Ästhetik. Meine Vorstellungen veränderten sich in Holland, ich entdeckte den europäischen Jazz. Ich hatte die Möglichkeit bei einem seiner glänzenden Vertreter, dem englischen Pianisten John Taylor zu lernen. Als ich studierte, erkannte ich, dass ich vor allem ein Musiker bin, der aus Bulgarien kommt. Mein Vater spielte Jahre lang auf Hochzeiten, ich bin mit der Volksmusik aufgewachsen und liebe sie. Ich beschloss, dass ich unbedingt die Verbindung nicht nur mit dem Jazz, sondern auch mit unserer Folklore und mit der modernen klassischen Musik aufrechterhalten muss. Und die gesamte Information, die ich über die Jahre generiert hatte, nahm Gestalt in etwas, das Dimitar Bodurow heißt. So kam ich gar nicht in die USA, dafür gab es in Rotterdam ständig Meisterklassen von Gast-Musikern, überwiegend Amerikanern. Und alle sagten das gleiche: „Findet eure eigene Stimme. Diese Einzigartigkeit ist das Wesen des Jazz.“

Der Jazzpianist stellte seine Stücke mit unterschiedlichen Formationen auf einigen bulgarischen Bühnen vor und gehörte im August zu den Veranstaltern und Teilnehmern an der ersten Ausgabe von „International Festival for Music beyond borders“.

Übersetzung: Vladimir Daskalov



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