Der neueste Dokumentarfilm „Thrakien – Tor zur Unsterblichkeit“ zeigt nicht nur bekannte Denkmäler aus dem sogenannten „Tal der thrakischen Könige“, sondern macht auch mit den Vorstellungen unserer sagenumwobenen Vorfahren vertraut. Der Vater der Geschichtsschreibung Herodot, wie auch der Philosoph Platon berichteten über den unerschütterlichen Glauben der Thraker an die Unsterblichkeit, der ihre Vorstellungswelt und von da auch ihre Kultur beherrschte.
Der Dokumentarfilm ist Teil eines Projekts, das vom europäischen Netz zur Popularisierung des Kulturerbes finanziert wird. Daran beteiligen sich neben Bulgarien 18 weitere Staaten. Ziel des bulgarischen Beitrags ist u.a., das antike Kulturerbe auf bulgarischem Boden zu sichten und seine Präsenz im Internet einzuschätzen. Laut der Thrakologin Prof. Valeria Fol sei die Information im Internet noch zu dürftig – der Film soll nun einige Lücken schließen helfen. Im Zuge der Bestandsaufnahme wurde eine Unmenge an Foto- und Videometarial angefertigt, was auch dazu helfen wird, den gegenwärtigen Zustand der Denkmäler besser einschätzen zu können. Aufgenommen wurden aber auch die Landschaft und die Natur, in der sich die einzelnen Objekte befinden. Am Ende der Arbeit, die vor allem von jungen Menschen vorgenommen wurde, waren sie sich einig, dass es eigentlich schade wäre, die Fotos und Videos nur zu veröffentlichen – so wurde die Idee zu einem Dokumentarfilm geboren, den sie unentgeltlich machten. Er stellt die Kultur der Thraker in Bild und Ton vor. Als besonders wertvoll werden dabei die Deutungen angesehen, die von namhaften Thrakologen stammen.
Einige der Aufnahmen wurden von der Luft aus gemacht und zeigen das Tal des Tundscha-Flusses. So erhält der Zuschauer auch eine gute Vorstellung von der Lage der einzelnen thrakischen Denkmäler inmitten der bezaubernden Natur. Die Flussläufe bildeten übrigens die Verbindung der Thraker zur Welt des Mittelmeerraums. Unter den Objekten sind die Grabmäler von Kasanlak, Alexandrowo, Schuschmanetz, Helwezia und Arsenalka, das auch als Observatorium gedient hat. Mit einbezogen wurde ferner der größte Dolmen auf bulgarischem Gebiet, der sich in der Nähe des südostbulgarischen Dorfes Hljabowo befindet.
„Die Thraker waren ein Volk, das ein umfangreiches Gebiet bewohnt hat, angefangen von den Flüssen Dnjestr und Dnjepr über die Karpaten bis zum Fluss Wardar, vom Schwarzen Meer bis zur Nordküste der Ägäis, mit eingeschlossen die vorgelagerten Inseln und der Nordwesten Kleinasiens“, erzählt Prof. Valeria Fol. „Bulgarien liegt demnach im Zentrum der einstigen thrakischen Siedlungsgebiete. Hier lagen auch die politischen und religiösen Zentren der größten thrakischen Reiche, wie die der Odrysen, Triballer, Geten und Bessen. Aus diesem Grund besitzt Bulgarien die beeindruckendsten Denkmäler aus thrakischer Zeit, zumal das Odrysenreich äußerst aktive politische und wirtschaftliche Beziehungen mit dem Mittelmeerraum und speziell den Griechen unterhalten hat. In Rumänien gibt es auch sehr interessante Exponate, in Moldawien ebenso, wie auch in Ostserbien und Nordgriechenland. Das trifft natürlich auch für den europäischen und den kleinasiatischen Küstenstreifen der Türkei zu. Bulgarien hat es aber bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts vermocht, die Thraker und ihr Kulturerbe in eine Visitenkarte zu verwandeln, als das Institut für Thrakologie eingerichtet wurde und eine thrakische Ausstellung die Welt bereiste. Damit wurde die thrakische Kultur als Alternative zu der der Hellenen eröffnet. Somit können wir auf gute Traditionen fußen, die es nun zu festigen heißt.“
Welche Chancen hat das sogenannte „Tal der thrakischen Könige“ in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen zu werden?
„Die Chancen sind wirklich sehr groß“, meint die Thrakologin Prof. Valeria Fol. „Damit das jedoch geschieht, muss Bulgarien eine solide Dokumentation vorlegen, einschließlich einer Strategie zur Entwicklung von Denkmälern und Umfeld. Ich denke, dass unser neuester Dokumentarfilm ein guter Schritt in dieser Richtung ist. Filme dieser Art, die die Denkmäler im Internet und anderswo präsentieren, sind ein absolutes Muss. Sie müssen nicht nur die Objekte selbst, sondern auch die Museumsexponate vorstellen und entsprechende Information über ihren Zustand vermitteln. An dieser Stelle will ich betonen, dass die Aufnahmen den Wissenschaftlern gute Möglichkeiten zur Erforschung der thrakischen Wandmalereien bieten. Allein aus diesem Grund muss eine solche Dokumentation angelegt werden. Ich kann nur hoffen, dass uns die Gemeinde Kasanlak, die Museen und natürlich das Kulturministerium dabei tatkräftig unterstützen werden“, sagte abschließend die Thrakologin Prof. Valeria Fol.
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
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