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Die überraschenden Funde in der antiken Stadt Missionis

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Knapp 50 Jahre dauern die Ausgrabungen und die Erforschung der antiken und mittelalterlichen Stadt Missionis, in der Nähe der heutigen Stadt Targowischte in Nord-Bulgarien. Sie begann der namhafte bulgarische Archäologe Dimitar Owtscharow und sie werden heute von seinem Sohn, ebenfalls Historiker und Archäologe - Professor Nikolaj Owtscharow fortgesetzt.

Die Archäologen fanden in diesem Sommer wertvolle Gegenstände bei den Ausgrabungen. Sie bezeichnen ihre Entdeckungen einen wahren Durchbruch in der Erforschung des Lebens der Menschen, die auf dem Gebiet um Targowischte gelebt haben. Der Name der Stadt Missionis bedeutet nach den Worten von Professor Nikolaj Owtscharow Moesien. Das war aller Wahrscheinlichkeit nach die damalige Hauptstadt der gleichnamigen ost-römischen Provinz im 5.-6. Jahrhundert. Die Funde belegen, dass in dieser Stadt für ihre Zeit wohlhabende Menschen lebten. Unter den interessantesten Funden aus den letzten Monaten sind bronzene Haltegriffe für Gefäße mit der Darstellung von Vögeln und eines Panters, der sehr an die steinernen Löwenreliefs aus der Hauptstadt des Ersten Bulgarenreiches aus dem Ende des 9. Jahrhunderts Weliki Preslaw erinnert. Es war die Stadt des Zaren, unmittelbar vom Staatsoberhaupt regiert.


Ein Beweis für den Reichtum der Leute, die in Missionis lebten, sind die Überreste einer Handelsbörse und die vielen Münzen, die von den Archäologen gefunden wurden. Bewunderung rufen die fein ausgearbeiteten Gegenstände aus Tierknochen, ein silberner Ring, vergoldeter Ohrring, Ohrringe aus Bergkristall usw. Die Archäologen fanden eine große Menge von gegossenem flachen Glass. Aus ihm wurden Farbglasfenster für die Häuser der Bewohner von Missionis gemacht. Es geht nicht um die Fenster der Wohnungen der regierenden Klasse, sondern der ihnen nahe stehenden reichen Händler und Handwerker, die in der Nähe der Zitadelle lebten. Allein schon das Vorhandensein von Glass spricht vom Reichtum von Missionis. Die Aufmerksamkeit der Wissenschaftler zogen auf sich die Überbleibsel von Gläsern, rund 80 an der Zahl, in den Ruinen eines Gebäudes. Um sie herum lagen auch die Überbleibsel von anderen Gefäßen für das Auftafeln von Wein und Speisen. Alles das sind unzweifelhafte Beweise dafür, dass es sich um eine antike Gaststätte gehandelt hat, die den heutigen Restaurants und Gasthäusern ähnlich war. „Das ist selten in der Archäologie, dass man auf ein Wirthaus aus dem 5. – 6. Jahrhundert in unseren Landen trifft“, sagt Professor Nikolaj Owtscharow.


„Jetzt fassen wir die Sachen vom Sommer zusammen, zeigen die Funde aus den Monaten Juli, August und September. Das ist ein ganzes Gasthaus, weil es ziemlich großräumig ist. Aber die Konzentration von Geschirr und Weingläsern, die auch die heutigen Glasmacher neidisch machen könnten, beweist, dass es sich um ein Wirthaus handelt. Ein ähnliches sehr gut erhaltenes Gasthaus ist in der historischen Stadt Pompeji in Italien zu sehen. Das, was wir in Missionis fanden, ist gerade eine solche Kneipe, eine römische Taverne, in der es vielleicht auch Schlafplätze gab und die wohl zweistöckig war. Durch die Stadt verlief eine römische Hauptstrasse, die Missionis von Ost nach West durchquerte und dieses Gasthaus hatte in Richtung auf die Strasse einen Eingang. Es ist normal in einer so großen Stadt eine Gaststätte am Wegesrand zu haben. Aber nicht die Gegenstände sind das Wichtigste, sondern die Architektur. Ich bin überrascht, dass in dieser Zeit, die wir wegen der Barbareneinfälle für eine Epoche des Niedergangs des Reiches ansehen, die Römer eine reiche, prosperierende Stadt auf dem Berg errichten konnten. Dort werden Gebäude, Strassen, Plätze gebaut. Das ist eine wahre Kunst, die bis heute Bewunderung hervorruft.“

Die Bewohner der mittelalterlichen Stadt Missionis verließen sie im 14. Jahrhundert. Auch wenn sie den osmanischen Eroberern starken Widerstand leisteten, wurde der Ort geplündert und gebrandschatzt. Danach zogen die Menschen in die Ebene und die Stadt bekam den türkischen Namen Eski Cuma - Eski Dschumaja, was „alter, antiker, Freitagsmarkt“ bedeutet. Die Erinnerung an Missionis wurde auch in den Namen der heutigen Stadt Targowischte erhalten, der so etwas, wie Markt bedeutet.

Übersetzung: Vladimir Daskalov

Fotos: BTA




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