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Wenn der Staat hilflos ist, kommen die Freunde zur Hilfe

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Etwa 3.000 Bulgaren bekommen eine Hämodialysebehandlung, fast 900 brauchen eine Nierentransplantation. Solche Interventionen sind bei uns aber selten, weil es zu wenig Spender gibt und die Patienten müssen manchmal Jahre lang warten, bis sie dran sind. In diesem Jahr, das als ein gutes Jahr gilt, wurden etwa 40 Nierentransplantationen durchgeführt.

2013 waren es nur 28, im Jahr davor - 13. Das zeigen die Angaben der Transplantationsagentur beim Gesundheitsministerium. Man kann selbst errechnen, wie lange die Patienten warten müssen. Es kommen auch 50 bis 60 neue im Jahr hinzu. Das Beunruhigende dabei ist, dass 12% der Dialysepatienten vor der Transplantation sterben. Deswegen versuchen viele von ihnen selbst eine Operation im Ausland zu finanzieren. Bis vor kurzem gingen viele nach Pakistan, diese Transplantationen sind aber dort illegal und bedeuten ein hohes Risiko für die Kranken. Sie führen oft zu Komplikationen und manchmal auch zum Tod des Patienten.

Relativ neu auf der Liste der bulgarischen Transplantationspatienten ist Spanien - das Land mit der höchsten Zahl der Transplantationen pro Kopf der Bevölkerung. Außer der Tatsache, dass es kaum Patienten auf den Wartelisten dort gibt, ist das Gesundheitssystem des Landes ziemlich liberal. Der 35-jährige Nikolaj Nikolow aus Kardschali ist einer der Bulgaren, die nach Spanien mit der Hoffnung gereist sind, operiert zu werden und wieder ein normales Leben zu führen. Seine beide Nieren haben versagt und er muss seit zwei Jahren drei mal wöchentlich an einem Blutreinigungsgerät angeschlossen werden.

„Da wir in der EU sind, hat sich Nikolaj erkundigt und festgestellt, dass er seine Patientenrechte auf das spanische Gesundheitssystem übertragen kann“, erklärt Elitza Stojanowa, Freundin des Patienten. „Vorher muss er aber in Spanien gelebt haben. Momentan ist er dort, seit April wartet er auf die Antwort der Behörden. Das nimmt etwa bis zu einem Jahr in Anspruch, danach bekommt er den Termin für die Transplantation.

Elitza erzählt noch, dass wegen der Dialyse Nikolaj sehr schnell müde wird und nicht länger als ein Paar Stunden vor dem Computer sitzen kann, von einer Arbeitsstelle ganz zu schweigen. „Er hat mir gesagt, dass er die Freude am Leben verloren hat. Sogar die Dinge, die ihm früher am Besten gefallen haben, können ihn heute nicht mehr aufmuntern“, sagt sie. Da Nikolaj arbeitsunfähig ist, verfügt er auch über keine Finanzmittel in Spanien. Geholfen haben ihm Freunde und Verwandte. Das ist auch kein Einzelfall. Elitza, die von Beruf IT-Fachfrau ist, spielt in ihrer Freizeit Geige und singt. Sie kam auf die Idee, eine Wohltätigkeitsveranstaltung unter dem Motto „Den Freunden erkennt man in der Not“ zu organisieren, um Spenden für ihren Freund zu sammeln

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Das ist das Natürlichste, das man für einen Freund tun kann“, kommentiert sie weiter. „Somit trafen sich auf der Bühne des Sofioter Clubs Studio 5 an diesem Sonntag Musiker aus verschiedenen Genres – von irischen Folk, bis zur bulgarischer Folklore, um zu helfen. Das ist das zweite Konzert, das von Elitza organisiert wird. Das erste fand im Frühling statt. Sie ist fest davon überzeugt, das die Menschen hilfsbereit sind und gern die Hand einem anderen in der Not reichen."

Übersetzung: Milkana Dehler



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